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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Burgenschau
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Burgenschau.

Die Weser-Burgenfahrt vom 6. Juni bis
1Z. Juni 1926.
An unsere Mitglieder und Freunde!
Auch in diesem Jahre ladet die Vereinigung zur Erhaltung
deutscher Burgen ihre Mitglieder und Freunde zu einer Burgen-
fahrt ein. Der Not der Zeit entsprechend ist von einer weiten Fahrt
abgesehen. In der Mitte unseres Vaterlandes, von allen Teilen
desselben schnell erreichbar, an dem deutschesten unserer Ströme,
dem einzigen von unseren Feinden nicht durch ihre Herrsch-
sucht und Gier geschändeten, an der Weser wollen wir uns
versammeln. Eine Weserfahrt soll uns vereinen, durch schlichte,
ernste deutsche Lande wollen wir ziehen, aus den Spuren großer
deutscher Männer und Stämme. Von der Musenstadt Göttingen
aus, wo uns studentische und akademische Freunde begrüßen, wird
Hanm-Münden ausgesucht und dann sind am Weserstrom bergab
rechts und links Städte und Burgen unser Ziel, die letzteren meist
wenig gekannt, noch seltener besucht, in waldreicher Einsamkeit
der deutschen Berge gelegen. Trotz aller Sorgen fanden unsere
Vorfragen überall einen herzlichen Widerhall. Die Städte Göt-
tingen, Münden, Höxter, Holzminden, Hameln und Minden und
viele andere fördern bereitwillig die schon lange währenden Vor-
arbeiten. Die fürstl. Schaumburg-Lippesche Verwaltung begrüßt
lebhaft unsere Absicht, Arensburg, Schaumburg und Wilhelmstein zu
besuchen. Die Pforten der uralten Abtei Corvey werden uns durch
den fürstlichen Besitzer, den Herzog Viktor Ratibor, aufgetan, und
Burg- und Schloßbesitzer, wie Graf Hardenberg, Graf Berlepsch u. a.,
erlauben uns, ihre herrlichen Sitze, Werke deutscher mittelalterlicher
Kunst und der seinformigen Weserrenaissance, zu besuchen.
Dankbar und voll Ehrfurcht vor den Werken unserer Väter
werden wir uns nahen und versuchen, in der Not der Tage, in der
Schmach unseres Vaterlandes an den Erinnerungen großer deut-
scher Vergangenheit neue Stärke und Zuversicht für unseren Kamps
um Deutschlands Befreiung und Wiederausrichtung zu sammeln.
Der Fahrtausschuß 1926.
Ebhardt, vr. Hertzog, Schwartz.
Hauptversammlung derVereinlgung zur Erhaltung
deutscher Burgen am 8. Dezember 192^.
Am 8. Dezember 1925 fand im Kaiserhof in Berlin eine Haupt-
versammlung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
statt. In Gegenwart Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Oskar von
Preußen und Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Prinzessin, der Herren
des Vorstandes von Brüning, vonDirksen, Ebhardt, vonGlasenaPP,
von Grimm und zahlreicher Mitglieder des Ausschusses, unter denen
wie immer die Herren Diener v. Schönberg, Kammerherr v. Ende,
v. Etzdorf, vr. Herzog, Exzellenz v. Kracht, Konsul vr. Lehmann,
Generalkonsul Pflüger, Generaldirektor Schwartz, Exzellenz Stechow
sowie von etwa 70 Mitgliedern aus verschiedenen Teilen Deutsch-
lands eröffnete der 1. Vorsitzende Prof. Bodo Ebhardt die Sitzung
und erstattete den Bericht über das Jahr 1925.
Nachdem die Marksburg bis auf Innenausstattung des neuen
Saales der Burgschenke vollständig wiederhergestellt ist, kann die
Vereinigung an die Wiedererweiterung des Burgwart gehen, der,
eine seltene Ausnahme, trotz Umsturz und Geldentwertung ununter-
brochen weiter erschien. Sein Umfang war freilich eingeschmolzen.
Derselbe soll 1926 wieder vermehrt werden.
Die Mitgliederzähl hat sich überall vermindert; der Vor-
stand bittet daher die Mitglieder, eifrig für die Vereinigung zu
werben. Den Bericht über die Burgenfahrt 1926 bringen wir oben.
Neu in den Vorstand wurden einstimmig gewählt die Herren Geh.
Oberfinanzrat v. Grimm und Herr Rütgers v. Brüning.
Besonders begrüßte der Vorsitzende die Vertreter des Thüringisch-
sächsischen Geschichtsvereins, die Herren Konsul vr. Lehmann und
Prof. vr. Sommerlatte. Der Verein hat die Burg Wettin an der
Saale erworben und plant unter Mitwirkung der Vereinigung die

Wiederherstellung als Versammlungsort und Jugendburg. Herr
Konsul vr. Lehmann wurde in den Ausschuß der Vereinigung
gewählt. Ebenso der neue Burghauptmann der Marksburg, Herr
Oberstleutnant Grüneberg, der gleichfalls anwesend war.
An den geschäftlichen Teil schloß sich ein auserlesener Kunstgenuß.
Herr Börries, FreiHerr von Münchhausen trug aus dem reichen
Schatz seiner Balladen und ritterlichen Lieder eine Reihe von Dich-
tungen persönlich vor, die den ganzen Zauber seiner künstlerisch
feingeschlisfenen Sprache und des Reichtums und der Tiefe seiner
Gedanken Wiedergaben. Der Vortrag erhielt einen besonderen Reiz
dadurch, daß derselbe durch den Dichter persönlich in vollendeter
Form erfolgte. Den ernsten und ergreifenden ersten Gedichten ließ
er einige heitere Darbietungen folgen. Reicher Beifall der Ver-
sammlung lohnte den eigens zu diesem Zweck von Windischleuba
nach Berlin gekommenen Dichter.
Dem Gefühl der Dankbarkeit und Freude über die kostbaren
Darbietungen gab später bei der Tafel noch Se. Exzellenz Minister
von Dirksen Ausdruck.
Bei der Tafel, an der alle Versammelten teilnahmen, sprach
zunächst der erste Vorsitzende Worte ehrerbietigster und dankbarster
Erinnerung an die große Förderung, die Se. Mai, Kaiser Wilhelm II.
lange Jahre der Vereinigung hat zuteil werden lassen und begrüßte
den Sohn des Kaisers, den Prinzen Oskar von Preußen mit den
herzlichsten Worten und mit der Versicherung der Verehrung und
Treue der Mitglieder und der Versammlung, die die Freude und
Ehre hatte, ihn und die Frau Prinzessin in ihrer Mitte zu begrüßen.
Exzellenz Vizepräsident vr. von Glasenapp sprach über ritter-
liches Leben im Mittelalter und ließ seine geistvolle Rede ausklingen
in ein Hoch auf die Bereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
und deren Vorsitzenden.
Herr Geh. Oberfinanzrat vr. von Grimm schloß sich an mit ein-
drucksvollen Worten des Dankes und der Anerkennung für die Wirk-
samkeit des Sächsisch-Thüringischen Geschichtsvereins und seines
Präsidenten Konsul vr. H> Lehmann und des Vorstandsmitgliedes
Prof. vr. Sommerlatte. Wir behalten uns vor, seine Rede später
noch ausführlich zum Abdruck zu bringen.
In seinen Dankesworten wies Herr Konsul vr. Lehmann auf die
wichtige Aufgabe hin, die der Sächsisch-Thüringische Geschichts-
Verein übernommen habe und sprach den Wunsch aus, daß die Ber-
einigung zur Erhaltung deutscher Burgen seine Bestrebungen auf
das Tatkräftigste unterstützen möge.
Die Versammelten blieben noch bis zu später Stunde in an-
geregter Unterhaltung zusammen.
Das Schloß zu Pyrmont.
Uns wird geschrieben: Nach der letzten Magistratssitzung wird
von einem Teil der Pyrmonter, besonders den Anwohnern der
Schloßstraße, für den Plan einer Bebauung des Schloßwalles
Stimmung gemacht. Es soll im zweiten Schloßhof ein Konzert-
haus errichtet und daran anschließend aus dem Wall ein Hotel
erbaut werden. Daß durch einen Um- und Anbau der Schloß-
komplex in seiner ganzen Eigenart zerstört wird, ist nach diesen
Plänen ganz unvermeidlich. Das ist um so mehr zu bedauern, als
keine Veranlassung vorliegt, das Konzerthaus auf dem Schloßwäll
zu errichten, da die Pyrmonter A.-G. ein großes Gelände an-
grenzend an den Kurpark für den Neubau im Besitz hat und be-
reits dafür vorgesehen hatte.
Nur dadurch, daß der Verkauf des Schlosses plötzlich zur Be-
ratung gestellt wurde, kam dies neue Platzprojekt in Frage, und
um die Rentabilität des neuen Erwerbs zu rechtfertigen, kam man
auf diesen Bebauungsplan. Im übrigen soll die Instandhaltung
des Schlosses vollauf aus den Besichtigungseinnahmen gedeckt sein,
die in den Sommermonaten oft über 300 Mark täglich ergeben hätten.
Ein unmittelbarer Anbau an das Schloß würde den Charakter
der Anlage gänzlich zerstören. Man denke an die kleinen Pavillons,
die tausendjährige alte Linde und den alten Baumbestand. Die
Nord- und Seitenfronten des Schlosses würden ein gänzlich ver-
ändertes, unzusammenhängendes Bild ergeben.
Zur gleichen Frage schreibt der „Hannoversche Kurier":
„Das Schloß als Abschluß und Hintergrund der französischen
Anlagen ist ein so untrennbarer Bestandteil des in sich geschlossenen
Landschaftsbildes, daß man unter allen Umständen vermeiden muß,
irgend etwas daran zu ändern. Daher wäre vor dem von einer
 
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