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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 1/2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0048
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Das Lüneburger Schloß am Markt.
Anläßlich der Übergabe des Schloßumbaues in Lüneburg an
das Lüneburger Land- und Amtsgericht im Oktober dieses Jahres
hat Regierungsbaumeister Warnemünde eine Schrift unter obigem
Titel herausgegeben, die, anschaulich durch eine Reihe hübscher
Zeichnungen erläutert, einen eindrucksvollen Rundgang durch das
letzte der drei Lüneburger Schlösser, wie es heute noch am Markt
steht, bedeutet. Dies Schloß, ein Denkmal deutscher Heimatkunst
beherbergte oft fürstliche Persönlichkeiten und sah die Einquartierung
fremder Truppen während der napoleonischen Kriege. Im Jahre 1866
ging es in den Besitz der preußischen Krone über und wurde im
Herbst desselben Jahres dem Husarenregiment 11 als Kaserne über-
wiesen. Nach Beendigung des Weltkrieges fand das Schloß zur
Aufnahme des Finanzamtes, des Reichsbauamtes Verwendung,
bis das Amtsgericht Lüneburg zu dauerndem Wohnen einzog.
Der Schreckenftem in tschechischen Händen.
Er ist in die Hände eines tschechischen „Touristenklubs" über-
gegangen. Diese „Klubs" sind überall in deutscher Landschaft
Böhmens, besonders in den vielen Randgebirgen bei eifriger Ar-
beit, wie ja auch aus Südtirol gemeldet wird, daß italienische
Touristenvereine dem Lande den Stempel des Welschtums auf-
drücken wollen. So soll auch den Besuchern des mitten im deutschen
Sprachgebiet gelegenen Schreckensteins glauben gemacht werden,
sie seien in einer tschechischen Burg. Der Raub des Schrecken-
steins schließt sich würdig an dem Raub der deutschen Bäder, des
Jeschkenhauses und so vieler Bauden, an.
Der Schreckenstein liegt an der Elbe, hinter Aussig. Er ist be-
sonders durch Ludwig Richters Bild „Überfahrt am Schreckenstein"
bekannt. Diese alte deutsche Burg, die Hüterin des Elbtales, steht
auf einem mächtigen, nur von einer Seite zugänglichen, sonst steil
abfallenden Felsvorsprung. Trotzig und kühn schaut sie von dieser
114 Meter hohen Warte ins Tal. Sie wurde 1310—1318 von
Pescheck v. Schreckenstein erbaut. Eineu Erasmus Günther von
Schreckenstein finden wir 1540—1549 in bedeutungsvoller Zeit
dem Lausitzer Landvogt in Lübben beigegeben. Die Burg ist in
ziemlicher Ausdehnung in ihren Mauern noch erhalten. Im Burg-
tor erinnert eine Tafel an Richard Wagner, der am Fuße der nahe-
gelegenen Wostrey das Motiv zu seinem Pilgerchor einen: Hirten-
knaben ablauschte. Wostrey ist ein Hochwaldberg von 585 Meter Höhe.
Siehe auch: Bodo Ebhardt, Deutsche Burgen als Zeugen deutscher
Geschichte. Berlin 1926. Verlag Zillessen (Heinrich Beenken).

Bücherschau.
Vom germanischen Museum. Das Germanische Museum in
Nürnberg gibt im Selbstverläge soeben eine reiche Schrift „Neu-
erwerbungen des Germanischen Museums 1921—1924" mit
Bildern versehen heraus, die eine große Reihe der Neuerwerbungen
in vorzüglichen Wiedergaben enthält.
Die Veröffentlichung enthält die wichtigsten Zugänge des Ger-
manischen Museums während der letzten vier Jahre, teils Ankäufe,
teils Leihgaben der Stadt und der protestantischen Kirchenverwal-
tung. Um die Herstellung der vorzüglich ausgestatteten Darbietung
haben sich die Firmen Zerreiß L Co., Nürnberg, sowie die Abteilung
für Buchgewerbe und Graphik der Städtischen Volksbildungskurse
und die Firma Berger L Wirth in Leipzig verdient gemacht.
Neben Bildern des 14. Jahrhunderts, unter denen besonders
reizvoll das Bild „Maria und Elisabeth mit dem Jesusknaben und
Johannes" eines Nürnberger Meisters um 1400 sowie die Gefangen-
nahme Christi auf Rückseite dieses Bildes hervortreten, sind zu
erwähnen Werke von Hans Bäldung Grien (Sebastina-Altar), die
in Einzel- und Gesamtbildern dargestellt sind, dann eine Olskizze
des 17. Jahrhunderts von Franz Ludwig Ranfft und eine gleiche
Skizze von Anton Franz Maulbertsch aus dem 18. Jahrhundert.
Auffallend ist die große Zahl früher Holzschnitzereien aus dem
13. und 14. Jahrhundert, Werke, die zum Teil in unbeholfenster
Weise die innige Frömmigkeit ihrer Zeit darzustellen suchen und

die lange Zeit von Sammlern und Museen nur geringe Beachtung
gefunden haben. Diese Werke treten für den Besucher des Museums
auch an Ort und Stelle hervor. Nicht jeder wird die schrankenlose
Bewunderung, die sie heute finden, teilen, doch muß ihrer höhere
Einschätzung, wie sie dem heutigen Kunstgeschmack entspricht und
sich in den gesucht primitiven Arbeiten zeitgenössischer Künstler
manchmal recht unangenehm bemerkbar macht, in Sammlungen
als verdienstlich anerkennen.
Spätere bildhauerische Arbeiten schließen sich in großer Zahl an,
schwungvolle Werke des 18. und schlichte Stücke des 19. Jahrhunderts.
Bemerkenswert sind ein Topfhelm des 14. Jahrhunderts, der von
der Stadt Nürnberg geliehen ist, sowie einige jener reicheingelegten
und künstlerisch geschmückten Waffen des 16. Jahrhunderts (Faust-
rohre). — Reizvolle Handzeichnungen für Glasmalereien und
ähnliche Zwecke nehmen den Schluß des Buches ein.

Die Burg im Osten.
Man hat uns Deutschen abgewöhnt, ein eigenes Urteil über
Bücher zu haben, indem die berufsmäßige Kritik an jedes Buch einen
— natürlich doch subjektiven — sog. „literarischen" Maßstab anlegt.
Der literarische Wert, der dann sestgelegt wurde und den das Publi-
kum gehorsam anerkannte, hatte aber recht oft mit inneren, d. h. sitt-
lichen Wert eines Buches wenig zu tun. Ja, ein Teil der Kritik hat es
dahin gebracht, daß als wertvoll nur Bücher angesehen wurden, die ir-
gendwie die Tiefen menschlichen Daseins aufdeckten. Man kann sagen,
daß Romane, in denen kein Ehebruch vorkam, keine Aussicht hatten
und haben, vor der „öffentlichen Meinung" zu bestehen. So blieb
manches gute Buch unbeachtet, nur weil es schlicht und gesund war.
Dieses Schicksal ist auch dem Dichter Wilhelm Kotzde nicht
erspart geblieben, dessen neuestes großes Werk „Tie Burg im Osten"
(Stuttgart, Verlag I. F. Steinkopf) von einem Teil der Presse
herabgezogen, von einem anderen totgeschwiegen worden ist. Die
Bedeutung dieses Buches liegt nicht so sehr im Literarischen als
im Politisch-Erzieherischen. Wohl beherrscht der Dichter Aufbau
und Form vollständig, aber man würde den Wert seines Werkes
nicht ganz begreifen, wenn man nicht darin auf die Stimme vater-
ländischer Leidenschaft horchte, die in jedem Wort mitklingt.
Die gewaltige Geschichte des Deutsch-Ritterordens, der sich
selbst schließlich verzehrend doch die Grundlagen unserer staatlichen
Entwicklung in Preußen legte, hat noch keinen solchen dichterischen
Künder gefunden. Lebendig und fesselnd wird geschildert, wie aus
der Bedrängnis des Deutschtums im Osten den Führern des Ordens
die Größe ihrer Sendung für das große Deutschland sichtbar wird.
Und dann, verlassen vom Mutterland und seines äußeren Werbe-
berufs zum Kampf gegen das Heidentum durch die Schein-Ver-
chriftlichung Polens und Litauens beraubt, bricht alles zusammen.
Nur durch die Tatkraft eines einzelnen, Heinrich von Plauen,
hält sich der Orden in der von Meisterhand in Schönheit und Wehr-
haftigkeit geschaffenen Marienburg.
Durch ein Versehen ist der Verlag der im letzten Heft des „Burg-
wart" Jg. 1925, genannten Schriften „Der Burgberg zu Meißen"
und „Die Albrechtsburg zu Meißen und ihr Meister" nicht angegeben
worden. Es ist der Verlag Sachs. Bauarchiv, Dresden-A. 24,
Franklinstr. 18.
„Romanische Kirchen in Schwaben und Reckarsranken" betitelt
sich das in Heft 5/6 1925 ausführlich erwähnte Werk von Hans
Christ, das im Hugo Mattaes Verlag, Stuttgart, erschienen ist.
Unserm „Burgwart" liegt ein Ausruf des Berbandes der Be-
sitzer von Eigenhäusern in Preußen bei, auf den wir besonders Hin-
weisen. Der Jahresbeitrag beträgt 5 M. und ist einzuzahlen auf
das Postscheckkonto „Berlin Nr. 20924" des Herrn Justizrat vr. Kurt
Schlichtung, Berlin-Charlottenburg, Knesebeckstr. 99.
Eine neue lehrreiche Schrift „Etwas über Blitzlicht-PH vtogra-
phie" hat die Agfa kürzlich herausgegeben. Sie ist von den: bekannten
Photochemiker vr. Heinrich Beck verfaßt und behandelt in 40 Seiten
das gestellte Thema. Ihr Studium sei allen Anhängern der Lichtbild-
kunst um so mehr warm empfohlen, als sie bei allen Photohändlern
oder beiin Verlag Agfa, Berlin 80 36, unentgeltlich zu haben ist.

Verantwortlicher Schriftleiter: Geh. Hofbaurat Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Grunewald. — Verlag: Burgverlag, G. m. b. H., Berlin-Grunewald.
Druck: Spamersche Buchdruckerei, Leipzig.
 
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