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Krieges, das Landes-Zeughaus erbaut. In vier Stockwerken übereinander enthielt dieses Rüsthaus, dieses Waffen-
depot der steirischen Landschaft, zeitweise Ausrüstung für 16 000 Mann. Heute würde der noch vorhandene Vorrat
nur mehr für ein Kriegsregiment reichen, für 3000 Mann. Aber daß dieses Landes-Zeughaus bis in unsere Zeit
herein erhalten geblieben, nicht als Museum, sondern eben als altes Rüsthaus, nicht für ritterliche Herren, sondern
für die Massen des Heeres, für den gemeinen Mann, für Söldner und Aufgebotsleute, das gibt ihm den besonderen
Charakter und läßt es einzigartig erscheinen — das Rüsthaus in Emden enthält kaum ein Sechsteil unserer Be-
stände — unter den Denkmälern der Vergangenheit.
Einzelnes soll noch im Zeughause selbst gezeigt werden. Hier möchte ich mit einem allgemeinen Gedanken
schließen. Es haben gewiß viele von Ihnen den Roman unseres steirischen Dichters Rudolf Hans Bartsch, die „Zwölf
aus der Steiermark", gelesen. In seinen lyrischen Partien sicherlich ein Meisterwerk. Und doch hat sich gerade
aus Graz die erste Stimme gegen Rudolf Hans Bartsch erhoben. Es war Anton Schönbach, der ausgezeichnete
Literarhistoriker unserer Universität, der gegen das Werk den Vorwurf erhob, es sei nicht heilsam für eine Nation,
wenn von ihren Dichtern die Menschen so weich gezeichnet würden. Gerade die Steiermark habe in der Vergangen-
heit gezeigt, daß in ihren Männern Härte war. Davon bilde die Waffenrüstung des Landes, wie sie im Zeughaus
aufbewahrt sei, ein lebendiges Zeugnis. In der Tat hat der Geist, der aus der eisernen Wehre des Landes-Zeng-
hauses zu uns redet, bis in das Erlebnis des Weltkrieges hereingewirkt. Die tapferen Truppen, die unser Land
vor den Feind stellte — die Infanterie-Regimenter 27 und 47, die Schützenregimenter 3 und 26, das Feldjäger-
bataillon 9 und alle die Landstnrmformntionen —, sie haben Schulter an Schulter mit ihren Brüdern in Deutsch-
land die Wahrheit des alten Klingenspruches erwiesen, der auf einem der Schwerter unseres Zeughauses zu lesen
steht: „Ein getreuer Freund und ein gutes Schwert."
Schon standen dann die Wagen zur Fahrt nach Gösting bereit, wo der Burgenfahrer ein besonderer Eindruck
harrte. Die Burg, einst ein starker Schutz für die Stadt Graz, war dem völligen Zerfall nahe, als der tatkräftige
Direktor Gordon, der die Bnrgenfahrer hier emp-
fing, einen Verein zur Erhaltung der Burgruine
Gösting ins Leben rief, der dann mit primitivsten
Mitteln, aber mit einer beispiellosen Zähigkeit —
die gesamten Arbeiten wurden unter Leitung des
Direktors von einer kleinen Schar junger Leute
in ihrer Freizeit geleistet — die Burg zu sichern
begann und es erreicht hat, daß die Ruine heute
nicht nur vor weiterem Verfall geschützt ist, sondern
daß sogar Stein für Stein Teile ihrer Bauten
wieder neu erstehen. Geheimrat Ebhardt dankte
Herrn Direktor Gordon mit dem freudig auf-
genommenen Hinweis, was eine starke Führer-
persönlichkeit mit einer kleinen aber festgeschlossenen
Gefolgschaft aus kleinsten Anfängen heraus schaffen
könne. Die aufgenommene Fühlung mit dem
Göstinger Verein werde keine vorübergehende sein,
zum Nutzen beider Teile.
Nach dem Essen, bei dem die Drtsbehörden
und Vereine von Gösting die Burgenfahrer be-
grüßten, wurde die Fahrt zur Riegesburg an-
getreten. Ein schweres Gewitter mit strömendem
Regen konnte die Burgenfahrer nicht von dem Be-
such dieser gewaltigsten Grenzbnrg der Steiermark
abhalten. In einer ziemlich flachen Hügellandschast
auf einen: steil aufragenden riesigen Basaltklotz ge-
legen, bildete die Burg jahrhundertelang den Mittel-
punkt des Verteidigungsgürtels der Steiermark.
Wird sie auch im 12. Jahrhundert schon erwähnt,
so stammen doch die heutigen Teile in ihren An-
fängen aus den: 14. Jahrhundert. Ihre Geschichte
hier in: einzelnen zu schildern, würde zu weit führen.
Erinnert sei nur an die mystische Persönlichkeit der
„Gallerin", die jahrzehntelang die Phantasie der
Umgebung beschäftigte. Als Vertreter des Besitzers,
des Fürsten Liechtenstein, dessen Gast die Ber-
einigung ja nicht zum erstenmal war, begrüßte sie
Krieges, das Landes-Zeughaus erbaut. In vier Stockwerken übereinander enthielt dieses Rüsthaus, dieses Waffen-
depot der steirischen Landschaft, zeitweise Ausrüstung für 16 000 Mann. Heute würde der noch vorhandene Vorrat
nur mehr für ein Kriegsregiment reichen, für 3000 Mann. Aber daß dieses Landes-Zeughaus bis in unsere Zeit
herein erhalten geblieben, nicht als Museum, sondern eben als altes Rüsthaus, nicht für ritterliche Herren, sondern
für die Massen des Heeres, für den gemeinen Mann, für Söldner und Aufgebotsleute, das gibt ihm den besonderen
Charakter und läßt es einzigartig erscheinen — das Rüsthaus in Emden enthält kaum ein Sechsteil unserer Be-
stände — unter den Denkmälern der Vergangenheit.
Einzelnes soll noch im Zeughause selbst gezeigt werden. Hier möchte ich mit einem allgemeinen Gedanken
schließen. Es haben gewiß viele von Ihnen den Roman unseres steirischen Dichters Rudolf Hans Bartsch, die „Zwölf
aus der Steiermark", gelesen. In seinen lyrischen Partien sicherlich ein Meisterwerk. Und doch hat sich gerade
aus Graz die erste Stimme gegen Rudolf Hans Bartsch erhoben. Es war Anton Schönbach, der ausgezeichnete
Literarhistoriker unserer Universität, der gegen das Werk den Vorwurf erhob, es sei nicht heilsam für eine Nation,
wenn von ihren Dichtern die Menschen so weich gezeichnet würden. Gerade die Steiermark habe in der Vergangen-
heit gezeigt, daß in ihren Männern Härte war. Davon bilde die Waffenrüstung des Landes, wie sie im Zeughaus
aufbewahrt sei, ein lebendiges Zeugnis. In der Tat hat der Geist, der aus der eisernen Wehre des Landes-Zeng-
hauses zu uns redet, bis in das Erlebnis des Weltkrieges hereingewirkt. Die tapferen Truppen, die unser Land
vor den Feind stellte — die Infanterie-Regimenter 27 und 47, die Schützenregimenter 3 und 26, das Feldjäger-
bataillon 9 und alle die Landstnrmformntionen —, sie haben Schulter an Schulter mit ihren Brüdern in Deutsch-
land die Wahrheit des alten Klingenspruches erwiesen, der auf einem der Schwerter unseres Zeughauses zu lesen
steht: „Ein getreuer Freund und ein gutes Schwert."
Schon standen dann die Wagen zur Fahrt nach Gösting bereit, wo der Burgenfahrer ein besonderer Eindruck
harrte. Die Burg, einst ein starker Schutz für die Stadt Graz, war dem völligen Zerfall nahe, als der tatkräftige
Direktor Gordon, der die Bnrgenfahrer hier emp-
fing, einen Verein zur Erhaltung der Burgruine
Gösting ins Leben rief, der dann mit primitivsten
Mitteln, aber mit einer beispiellosen Zähigkeit —
die gesamten Arbeiten wurden unter Leitung des
Direktors von einer kleinen Schar junger Leute
in ihrer Freizeit geleistet — die Burg zu sichern
begann und es erreicht hat, daß die Ruine heute
nicht nur vor weiterem Verfall geschützt ist, sondern
daß sogar Stein für Stein Teile ihrer Bauten
wieder neu erstehen. Geheimrat Ebhardt dankte
Herrn Direktor Gordon mit dem freudig auf-
genommenen Hinweis, was eine starke Führer-
persönlichkeit mit einer kleinen aber festgeschlossenen
Gefolgschaft aus kleinsten Anfängen heraus schaffen
könne. Die aufgenommene Fühlung mit dem
Göstinger Verein werde keine vorübergehende sein,
zum Nutzen beider Teile.
Nach dem Essen, bei dem die Drtsbehörden
und Vereine von Gösting die Burgenfahrer be-
grüßten, wurde die Fahrt zur Riegesburg an-
getreten. Ein schweres Gewitter mit strömendem
Regen konnte die Burgenfahrer nicht von dem Be-
such dieser gewaltigsten Grenzbnrg der Steiermark
abhalten. In einer ziemlich flachen Hügellandschast
auf einen: steil aufragenden riesigen Basaltklotz ge-
legen, bildete die Burg jahrhundertelang den Mittel-
punkt des Verteidigungsgürtels der Steiermark.
Wird sie auch im 12. Jahrhundert schon erwähnt,
so stammen doch die heutigen Teile in ihren An-
fängen aus den: 14. Jahrhundert. Ihre Geschichte
hier in: einzelnen zu schildern, würde zu weit führen.
Erinnert sei nur an die mystische Persönlichkeit der
„Gallerin", die jahrzehntelang die Phantasie der
Umgebung beschäftigte. Als Vertreter des Besitzers,
des Fürsten Liechtenstein, dessen Gast die Ber-
einigung ja nicht zum erstenmal war, begrüßte sie