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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Burgthann bei Altdorf in Mittelfranken
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Hach, Otto: Burgruine Tost O/S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0078

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Die Burg ist im Laufe der Jahrhunderte mehreren Plünderungen ausgesetzt gewesen. Im ersten Mark-
gräflichen Krieg 1449—1450 wurde der Ort Burgthann von den Nürnbergern mehrmals arg geplündert. Dem
Schloß konnten sie nichts anhaben, aber im Bayerischen Krieg 1460, zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles
und dem Pfalzgrafen Ludwig, wurde die Burg erstürmt, aber beim Friedensschluß den Ansbachern zurückgegeben.
Im zweiten Markgräflichen Krieg 1552 wurde ein großer Teil der Ortschaft Burgthann von den Nürnbergern
niedergebrannt. — Schwer zu leiden hatte zu wiederholten Malen die Burg während des Dreißigjährigen Krieges.
Ein großer Teil des Schlosses wurde 1635 zerstört, als die Kroaten von Neumarkt aus einfielen. Dazu wütete
die Pest im Orte.
Als im Jahre 1791 der letzte Markgraf sein Land an Preußen abtrat, kam auch Burgthann an preußische Herrschaft.
Im Jahre 1799 wurde das Schloß an den Wirt Wild von Oberserrieden um 1200 Gulden verkauft. Dieser
teilte es in 4 Teile und verkaufte diese an Privatleute. 1806 fiel Burgthann wieder an Bayern.
Im 19. Jahrhundert verfiel die Burg leider immer mehr und mehr, weil sie zu oft die Besitzer wechselte und
niemand persönliches Interesse daran nahm. Noch im 20. Jahrhundert konnte es geschehen, daß durch puren Van-
dalismus unverantwortlicher und gewissenloser Leute ein großer Teil des Pallas zerstört wurde. Große Bausteine und
starke, schöne Eichenbalken, die den Jahrhunderten getrotzt hatten, verschwanden so und wurden anderweitig verwandt.
Dadurch und durch das Einschlagen des Blitzes schon im Jahre 1893 kommt es, daß der Pallas jetzt nur noch als Ruine
dasteht. Am besten erhalten ist der große Hauptturm, dessen 3,20 m starke Mauern jedem Zahn der Zeit standhalten.
Seit einigen Jahren ist die Burg im Besitz des Bildhauers Hunt Diederich, der die Teile um den großen
Turm und auf der anderen Seite des Hofes über dem Glockenturm in reinem alten Stil wieder ausbessern und wohn-
bar machen ließ und dort mehrere Wohnungen an Künstler vermietet.

Burgruine Tost O/S.
Von Otto Hach, Berlin.
Wir sind heute endlich in der Lage, die schon seit längerer Zeit fertiggestellten Pläne der Burg Tost zum Abdruck zu bringen, die
unter der Leitung des Herrn Geh. Hofbaurats Prof. Bodo Ebhardt im Jahre 1925 an Ort und Stelle ausgenommen wurden.
Der Besitzer der Burg, Herr Baron Kurthubert von Guradze in Tost, hatte den großzügigen Plan, die Burg teilweise wieder-
herzustellen und gemeinnützigen Zwecken dienstbar zu machen. Leider hat die Üngunst der wirtschaftlichen Verhältnisse die Ausführung
verhindert. Deshalb ist es doppelt dankenswert, daß der Besitzer die Kosten nicht scheute, die Burg Tost wissenschaftlich, sorgfältig und
gründlich aufnehmen zu lassen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten bringen wir nunmehr, nachdem uns Platzmangel, länger als uns lieb war,
daran verhinderte, gern zum Abdruck in der Hoffnung, auch damit der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen. Die Schriftleitung.
m Vergleich zu Tirol, dem Rheinlande, Ostpreußen und Niederschlesien, wo z. B. Burg Greiffenstein,
Bolkoburg, Gröditzburg, Burg Kynast und die Kynsburg von rühmenswerter Größe und Schönheit
sind, ist Oberschlesien sehr arm an Burgen. Schöne Edelsitze, Schlösser jüngerer Zeit sind mehrfach
vorhanden, unter anderem Neudeck, Repten, Slawentzitz, Falkenberg, Tillowitz. Nickolai, Pleß, Loslan
hatten um 1300 und 1400 noch Castren oder Burgen, aber sie sind allesamt verschwunden; in Pleß
erinnert nur ein Burgtor von 1687 mit einer lateinischen Inschrift an den Erbauer Grafen Balthasar Erdmann
von Promnitz, und in der Nähe von Gleiwitz ist ein unbedeutender Rest der alten Wasserburg Chndow, malerisch
reizvoll, aber baulich sehr unbedeutend. In Gleiwitz und Ratibor erinnern noch Ober- und Niederwallstraße an
ehemalige Burgen.
Ganz anders ist es mit der Burgruine Tost. Stolz grüßt uns der Bergfried einer der schönsten Ruinen
Schlesiens und der einzigen der Hochburgen Oberschlesiens, wenn uns die Bahn von Oppeln über Großstrehlitz nach
Gleiwitz, dem Tor des heiß umstrittenen, für den Osten des Deutschen Reiches so überaus wichtigen Gruben- und
Hüttenbezirkes führt. Stolz und kühn ragt die Burg aus der Ebene auf ihrem 60 Meter hohen und 200 Meter weiten
Plane der steil ansteigenden Höhe empor, und gar schnell vergeht beim tirilierenden Sange der Lerchen und an-
gesichts der im Blütenschnee leuchtenden oder mit reifenden Kirschen lockenden Bäume der Weg vom Bahnhof zum
kleinen, freundlichen Landstädtchen Tost, von dem eine kurze Straße zur Burg führt. Vor unserem Geiste ziehen
die bunten Bilder ihrer Geschichte vorüber, von den Einfällen der Mongolen bis zu den Nöten, die während der
französischen Besatzung 1918—1920 ertragen werden mußten. Gar viel erzählt der alte, feste, wie ein trutziger Lands-
knecht sich aufreckende Bergfried. Jahrhunderte mit Lust und Leid hat er kommen und gehen gesehen; schaut er
doch weit ins Land über die Ebene bis zum sagenumwobenen Annaberge, in dem das alte Hedwigsheer schläft, und
um den noch vor fünf Jahren erst der Oberschlesische Selbstschutz gegen die Banden polnischer Powstanzen, d. h. Auf-
ständige, blutiges Ringen bestand.
Als sich die schlesischen Piastenherzöge von Polen getrennt hatten, soll Herzog Boleslans, nachdem er sich
in den weiten Forsten auf einer Jagd verirrt hatte und durch seinen treuen Toszek, d. h. Hüter, gerettet worden
war, hier eine Burg als Grenzfeste gegen Polen angelegt haben. Offenbar war die ans der Ebene aufragende Höhe
an der alten Heer- und Handelsstraße Breslau—Krakau in Kampf und Krieg von großer Bedeutung. Bei dein
Ansturm der aus dem fernen Osten wie eine Flut sich heranwälzenden Mongolei: 1240 wie bei dem aus fanatischem
 
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