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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 34.1933

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Ebhardt, Bodo: Schlußwort des Vorsitzenden der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35023#0014
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Schlußwort des Vorsitzenden der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Pros. Bodo Ebhardt.
Deutsche Männer und Frauen!
Zum 34. Male kommen wir heute zur Hauptversammlung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
zusammen, dieses Mal wieder in den uralten Mauern unserer stolzen Marksburg.
Der echtdeutsche Geist dieser nie bezwungenen Veste ist auch immer der Geist unserer Vereinigung gewesen.
Unser Wille und Ziel war es immer durch die leidenschaftliche Liebe zu den herrlichen deutschen Burgen, durch
Vertiefung in ihre leid- und freudvolle Geschichte, nicht nur die Ehrfurcht vor den Werken unserer Väter zu
steigern, sondern vor allem den Stolz auf deutsche Heldentaten und die Liebe zu unserem teuren Baterlande in
Tausenden von oft lauen gleichgültigen deutschen Menschen zu entflammen.
Nicht als romantische Steinhaufen sehen wir unsere Burgruinen an, sondern als beredte Zeugen sturmvoller
waffenklirrender Vergangenheit. — Nicht von Raubrittern und Geistererscheinungen sind diese Mauern für uns be-
völkert, sondern von Menschen edlen deutschen Blutes, deren Schicksale vor uns aufstehen aus vergilbten Pergamenten
und verstaubten alten Akten.
Sehen wir unsere Burgen wie unsere Marksburg in solchem Lichte, so wächst unsere Bewunderung für die
große Kunst der alten Baumeister, mit der sie einem nur der eisernen Notwendigkeit des Krieges dienenden Bau
eine Form geben konnten, die zugleich von höchster Schönheit und Größe ist, und die allen Bedürfnissen des mensch-
lichen Lebens Rechnung träg.
Vor uns steigt die ganze Entwicklung der Verteidigungsformen von neun Jahrhunderten auf. Wir sehen die
Lehensträger der deutschen Kaiser der Ottonen und Heinriche und dann der großen Dynasten der Erzbischöfe von
Mainz, der Ebstein und der Grafen von Katzenelnbogen, an die das ehemalige Königsgut verlehnt war. Die Herren
von Rynberg, von Stein, von Are, von Hunswin, Craft von Boppard, von Schönburg, von Heppenheft, von Bassen-
heim, von Liebenstein erscheinen als Burgmannen. Sie wurden aufgerufen, wenn der Feind die Burg bedrohte.
Bogenschützen stellte u. a. das Castorstift zu Koblenz, das Landvolk bot die wehrhaften Knechte. Dann kam das Ende
des Mittelalters mit den ersten Landsknechten, die Soldaten des 30jährigen Krieges sitzen in wüsten Zeiten auf der
Burg.
Ludwig XIV., dessen Räuberscharen den größten Teil der rheinischen Burgen zerstörten, konnte weder die
Marksburg noch die Feste Rheinfels erobern.
Auch als während der Kriege Friedrich des Großen die Franzosen gar in Braubach saßen, blieb die Marksburg
uneinnehmbar.
Mehr und mehr zum Staatsgefängnis geworden, fiel sie von Napoleons Gnaden 1803 an den Herzog von
Nassau. Bis 1866 600 Preußen die alte Veste erstürmten. Dramatische und heitere Bilder schauen aus den Akten
hervor, das Schicksal des großen Vaterlandes spiegelt sich immer darin wider.
Die Steine leben und die Steine reden. Die Mauern zeugen von Sturm und Braus und ragen doch empor,
leuchtend wie Goldbronze in abendlicher Sonnenglut oder blauend im Nebel und Schnee, im düstern Winterbilde.
Immer stolz, stark und unerschüttert.
Ein altes romantisches Bild der Marksburg fiel mir neulich in die Hände, das eine Burg darstellt in Sturm-
wolken, die ein mächtiger Komet leuchtend zerteilt. Die ganze Schönheit der Burg tritt aus dem Dunkel heraus und
zeigt, daß selbst die Trümmer dem Sturme noch widerstehen. Mir schien es wie ein Bild unserer Tage.
Auch am sturmdurchbrausten Himmel unserer Zeit ist ein Komet erschienen, auch er vergoldet feste Trümmer,
die Trümmer unseres deutschen Vaterlandes.
Denn strahlend stieg das Bild eines hinreißenden Mannes über Deutschland auf, im jähen Fluge die taten-
durstige Jugend, wie der Komet seinen feurigen Schweif, hinter sich herreißend. Sein Licht leuchtet dem jungen
Deutschland, dem neuen Reich glühend voran.
Aber auch wir Alten schauen bewundernd und begeistert auf die neue Macht, auf den Kanzler des neuen Reiches.
Wohl sehen wir Alten die Sturmwolken, die das Reich heute noch umschatten und vergessen nicht manche Zweifel
und Sorgen. Aber wir sehen auch aus allem, was heute vorgeht, aus dem Jubel über die Auferstehung des Waffen-
stolzes, der glühendsten Vaterlandsliebe und unserer ruhmgekrönten alten Fahnen, — daß die Trümmer, die Ruinen
des alten Reiches, obwohl wild nmbraust von den politischen Stürmen unserer Zeit, doch noch soviel Kraft und Un-
erschütterlichkeit bewahrten, daß der neue Baumeister Deutschlands darauf seine feste Burg errichten konnte: Einen
Hort deutscher Ehre, deutscher Treue und deutscher Ehrfurcht vor der einstigen Größe von Kaiser und Reich.
Zu diesem strahlenden Kometen über der alten Burg deutschen Glaubens schauen wir erwartungsvoll empor und
begeistert stimmen wir ein in den neuen Ruf:
Heil Deutschland! Heil Hitler!
 
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