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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 34.1933

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Horwath, Walter: Die Hamrudner Kirchenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35023#0015
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Die Hamrudner Kirchenburg.
Von Walter Horwath.

l^SEL^ort, wo der Kosderbach in den Großen Honrorodbach einmündet, auf dieser von zwei Seiten durch diese
Bäche wie durch natürliche Gräben umgebenen Fläche steht die stattliche deutsche Gemeinde Sieben-
Hamruden (einst Petersdorf genannt). Inmitten ihrer schmucken Häuser, auf einer kleinen,
flachen Erhöhung ragt ihre guterhaltene Kirchenburg mächtig empor.
Als die deutschen Kolonisteil diese Gemeinde im 12. Jahrhundert gründeten, erbauten sie sich eine
kleine romanische Saalkirche. Der Saal mißt 10 x 40m in der Länge und 9 m in der Breite, das Chor ist 9,80 m lang
und 5,80 m breit. Ein kleiner, schlanker Turm war der Westseite vorgebaut. Der Saal war ursprünglich mit einer
flachen Holzdecke überdeckt, das Chor war gewölbt.
Durch den Mongolensturm und die darauffolgenden Türkeneinfälle wiederholt abgebrannt und arg zerstört,
faßte die Gemeinde den Beschluß, ihr Gotteshaus zu befestigen, um in ihren geschützten Mauern und zugleich unter
Gottes Obhut dem Feinde trotzen zu können. Dies geschah in mehreren Bauabschnitten in der Zeit vom letzten Viertel
des 15. Jahrhunderts bis hinauf in das 20. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts.
Die Kirche wurde zuerst mit einem rechteckigeil Steinbering umgeben und an den vier abgestutzten Ecken mit
je einem viereckig hervorspringenden Turm befestigt. Von diesen Türmeil stehen heute noch zwei. Diese sind mit
Pultdach versehen und haben auf eingebauten Eichenbalken ruhende und vorspringende Gußlöcher (hier Pechnasen
genannt), die Piper als Fußscharten in seiner Burgenkunde 1912, S. 344, bestimmte. Die Ringmauer hatte genau
ail der Brechungslinie mit den Türmen je ein Abtritterker, von denen noch zwei in der Südmauer erhalten gebliebeil
sind. Ob die äußere Zwingermauer, die keinen Turm hatte, erst später dazugebaut wurde, ist wahrscheinlich, doch
können wir es nicht bestimmt behaupten. Sie diente als Zufluchtsort für das Hausvieh der Einwohnerschaft. Die
Ringmauern waren alle mit Schießscharten und Gußlöchern versehen, die mittels einem hölzernen Wehrgang erreich-
bar waren. Über dem Eingang des innern Beringes war ein hölzernes Scharwachttürmchen eingebaut, welches
60 om aus der Wandflucht hervorspringt und durch die so entstandenen Gußlöcher die stark mit Eisen beschlagene
Tür verteidigen konnten. Außerdem wurde sie noch von dem fünfeckigen Turm flankiert.
Auch die abgebrannte Kirche wurde indessen neu hergerichtet. Statt der brennbaren Holzdecke wurde der Saal
mit einem gotischen Gewölbe überführt. Von diesem Gewölbe sind bis auf heutigem Tage übriggeblieben: 1. in
den vier Ecken des Saales die sehr stark verstümmelten Pfeilerreste, die einen Rundpfeiler mit vorgelagerten Halb-
säulen vorstellen sollen, 2. ein stark beschädigter Schlußstein mit einem eingemeißelten kleinen griechischen Kreuz
als Steinmetzzeichen, und 3. ein gotisches Fenster mit ausgebrochenem Maßwerk, das, jetzt in der Apsis, als Türstock
in den Aufgang zum Chortum eingemauert ist.
An Stelle eines baufälligen Turmes wurde im Jahre 1617 der noch jetzt stehende fünfeckige Turm erbaut. Sein
Mauerwerk ist 10 m hoch und besitzt sehr schöne Außenbemalungen. Die Erbauung und Renovierung kündigen drei
Inschriften an:
1. Uurris korlissima . . . ob nomen Domini 1617 . . . liaeo . . .

2. DropnAnaonlnm boo oxIracUnm osl 16. 7. Dxislon. . .
3. DroANAnaouIum boo inoüoLtnm ssl anno VIIXUVII clio IXapr. kinilum äio XII VIaj> . . .
Es müssen außerordentlich gefahrvolle Zeiten gewesen sein, daß die Hamruder Kolonisten ungefähr zu gleicher
Zeit, als sie den Grundstein zu diesem fünfeckigen Turm legten, auch den großen viereckigen Turin über und um den
romanischen Chor aufgeballt hatten. Fr. MüllerZ lind nach ihm E. Sigerus^) vertreten die Ansicht, daß dieser Turm
lücht um das Chor gebaut wurde, souderu im Erdgeschoß des Turmes bloß eine Kapelle untergebracht ist, da das
Chor keine Fenster aufweist. Dagegen konnte ich in der Apsis einwandfrei drei kleine, von jedem Maßwerk beraubte
romanische Fenster feststellen, von denen zwei zugemauert, eins bloß ummauert ist. Er war der Berchfrit dieser
Kirchenburg und diente als letzte Zufluchtsstätte den Verteidigern. Der Einstieg ist in dem romanischen Chor in
einen: in einer Höhe von 2 m später eingemauerten gotischen Steinfensterstock erhalten. Von da gelangt man, sich
iil dunklem, engem und steilem Treppengang emporwindend, in die einzelnen Stockwerke.
Im Jahre 1623 am 13. April brannte dieser Turn: mit der Kirche und wahrscheinlich mit einem großen Teil
der Kirchenburg ab. Hierbei gingen alle im Turm aufbewahrten Urkunden zugrunde. Der Berchfrit stand nachher
drei volle Jahre ohne Dach. Erst am 17. Juni 1626 wurde er mit einem neuen Dach gekrönt, der am 17. Juli 1880
ausgebessert wurde, wie uns eine Inschrift am Turme lehrt.
Der letzte größere Umbau galt nicht mehr kriegerischen Zwecken. „Nachdem die Herde Christi hier in Homorod
sich dermaßen vermehrt, daß das hiesige Gotteshaus, welches sehr eingeschränkt war, vor die hiesige Ekklesie viel zu
klein wurde: als wären Lehrer und Zuhörer fürnehmlich darauf bedacht, ihnen bequemere Stellen zu verschaffen,
das Wort Gottes anhören zu können. Diesen unseren Endzweck also zu erreichen, haben wir mit göttlicher Hilfe, auf

9 Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde, Band 36, Seite 426, nach einem Protokolle,
h Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde, Band 37, Seite 425.
 
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