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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 52.1957

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Gerhardt, Joachim: Burgen und Schlösser in Pommern
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https://doi.org/10.11588/diglit.35476#0010
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noch die aus der OrdensZeit stammende lünlseitige Lurganlage mit einem beherrschenden Rundturm am Oker
der Rega in 8cbivelbein (Xreis Relgrad), die dann von 1540—1808 8itZ eines lobanniterkomturs irar. Xuswir-
kungen der Ordensarcbitektur Zeigen sich noch in dein ebenrals Hei-Zoglicben 8ebloß Zu Rügenivalle, einer
rechteckigen Xnlage mit spätgotischem ^iegelbau und Xapelle sowie einem ciuadratiscben Vurm. Diese Rurg
stebt in ihrer Oescbicbte gewissermaßen am Dbergang Zur RlüteZeit des poinmerseben IlerZOgsbauses im 16. unci
17. -labrbundert. Ibr Xusbari als XVinterresidenZ erlolgte unter Iler-Zog ßarnim XI. Das 8cbloß gewann eine
geistige Redeutung dadurch. daß liier Rugenbagen 1534—35 aul Veranlassung Rarnims XI. die pommerscbe
Xircbenordnung verlaßte.

Insgesamt erseböplen 8ieli
36er mit diesem Leispiel clie
erhaltenen mittelalterlichen
Rurgbauten Rommerns, big
dann Zu Reginn des 16. -labr-
hunderts inlolge Xullocke-
rung unci Umgestaltung der
deutschen Lurganlagen in
8eh1Ö88er undIVstungen auch
in ? ommern unter der Vüb -
rung deg DerZogsbauses die
eigentliche 8chloßbaukunst
einsetZt.


Rs ist die 2eit deg ausgehen-
den 15. labrbunderts, in der
ßommern erstmalig unter
der Vlerrscbalt Logislaws X.
Zusammengelaßt wurde, der
die Orundlage eineg moder-
nen 8taat8w6S6N8 schul und
1503 als Rahmen einer re-
präsentativen Ilolbaltung den ältesten erhaltenen Veil deg 8tettiner 8cblv88e8 aullübrte, den 8üdllügel, mit
einem vorspringenden Nittel- und einem kckturm, sowie lünl puergestellten Renaissancegiebeln, jedoch auch
noeh mit spätgotischem Xlakwerkscbmuck. Oie Innenausstattung muß gehr prächtig gewesen sein. Von den
überlielerten drei großeir Remtern war bis 1945 noch der bedeutendste und schönste erhalten: eine von lünl
mittleren IIolZSäulen getragene gescbnitZte Lalkendecke mit einem reich prolilierten DnterZugbalken acil
prächtigen Xonsolen und 8oekelhölZern, die mit liecht als eine der wertvollsten 8cböplungen des nord-
deutschen ^immerbandwerks dieser 2eit angesprochen wird. Xocb im gleichen labrbundert wurde das 8cbloß
baulich aul den 8tancl gebracht, den es auch beute noch Zeigt und der durch einen umlassenden Xus- und
Xrweiterungsbau im -labre 1575 durch IlerZog lobann Iriedricb erreicht wurde, der auch die 8cb1oßkapelle mit
einer umlaulenclen Zweigeschossigen Rinpore und einer 8piegelwölbung mit 8ticbkappen ausbauen ließ und damit
einen der ersten protestantischen Xircbenräume Deutschlands schul. 1611 erstand dann unter Rbilipp II. der
äußere ^Vestllügel. VrotZ der verschiedenen Lauheiten war es den VlerZÖgen gelungen, die einZelnen Veile der sich
um einen unregelmäßigen Idol gruppierenden Xnlage organisch miteinander Zu verbinden und damit jene re-
präsentative bauliche lüinbeit Zu schallen, mit der sieb die pommersebe Hauptstadt würdig an die 8eite der
deutschen ResideuZen dieser ^eit stellen konnte.

In dieser 2eit ivirkte sieb die Raulust der IlerZÖge auch aul dem Oancle aus. Viel ist von der külle der
Xpanage-, dagcl- und Oustscblösser nicht mehr erhalten, da nach dem Xussterben der Dynastie 1637 die Vräger
einer laulenden Unterhaltung oder einer baulichen ^VeiterenOvicldung leblten. In Oebermünde beispielsweise
erbaute der bunstsinnige ?liilipp I. ein schönes .lagdscbloß bestehend aus vier klügeln und einer Xapelle, von
denen nur ein Zweigeschossiger klügel und ein Verglried aus einer lrüberen mittelalterlichen Xnlage erhalten
ist. Interessant ist hier das Xachlebeu spätgotischer Dekorationen an den Xleeblatt- und Vorbangbögen der
kassaden sowie die reiZvolle 8pindeltreppe im Vreppenturm, kormen, die dem obersächsiseben V^erksteinbau
entlehnt sind. Danach muß die Oesamtanlage eine lür diese 2eit sehr üppige gewesen sein und in ihrer kin-
ricbtung einen gewissen krunk repräsentiert haben, was durchaus dem Dang Zur Repräsentation der damaligen
IderZÖge entsprach.
8ebr viel besser erhalten waren inlolge einer kontinuierlichen Vradition die ßeblösser des begüterten
Dandadels. 2war bat sich auch hier kein besonderer pommerscber V^pus berausgebildet, sondern die einZelnen
Rauten waren mehr das Rrgebnis einer jeweiligen Xnpassung an die landsehaltlieben Verhältnisse oder es
spiegelte sich in ihnen das Vemperament oder die persönlichen Wmscbe ihrer Rrbauer. Dandscbaltsbedingt
ist beispielsweise der ölter wiederkehrende V^p der lVasserburg, deren nordwestdeutscb-niederländische Iler-
kuult sich namentlich in den Dandschalten der Niederungen nicht veileugnen läßt, öereits im Nittelalter war
8cbloß Ransln (Xreis 8auZig) als großZÜgige viereckige Xnlage, gescbütZt diircb lVall und Oraben, im Dber-
sebwemmungsgebiet der Ibna angelegt worden. Die reiZvolle Rage kann nur noch mit den artverwandten
^Vasserburgen iu ^Vestlalen und am Xiederrbein verglichen werden, im Oesamteindruck noch verstärkt durch

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