Busse, Erwin von; Guardi, Francesco [Ill.]: Francesco Guardi und die Kleinmeister des venezianischen Rokoko (Bibliothek der Kunstgeschichte, Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1925)

Diener des Genusses, des Leichtsinns und der Lebens-
freude. ■—
Man möchte meinen, hier gäbe es keine Hand, die sich
zur Arbeit rührte; und hat man damit nicht auch recht?
— Ist freies, fröhliches Basteln und Experimentieren —
das Blasen bunter Gläser, das Fassen von Mosaik in Fi-
ligran, das Weben duftiger Spitzen, das Bereiten von
Spiegelchen, Döschen, Schönheitspflästerchen . . ., und
sind Antonio Canales Dunkelkammer-Versuche, die die
Gesetze der Perspektive ergründen sollen, ist Bosalba
Carrieras Vervollkommnung des Pastells und Fra Pao-
lottos raffinierte Lackfarbenbereitung mit ihrer natura-
listischen Wirkung ... — ist das alles Arbeit? Zeigt
sich in allen dem nicht vielmehr derselbe spielerische
Lebenstrieb, dieselbe Lust, die Natur um sich her zu
besitzen, sie sich zu unterordnen, sie klein, graziös und
reizvoll zu gestalten? Was spricht dagegen, daß drei
große Druckereien Beschäftigung finden! Die Zeilen
wachsen unter den Fländen der Setzer zu kunstvollen
Bänden mit lustigen Schnörkeln und Vignetten. — Was
heißt es ,daß an den Fondamente nuove oder am Ca-
nale di Fusina eine ganze Reihe von Werften florieren:
Die Schiffe und Gondeln werden stolze und anmutige
Symbole des fröhlichen Weltgefühls. — Aber wo ist in
jenem Venedig eine einzige wirkliche Fabrik, ein rein
gewerblicher Großbetrieb, der den einzelnen zum Teil-
arbeiter, zur freudlosen Nummer stempelt? Überall
sonst in den großen europäischen Plätzen sind seit dem
siebzehnten Jahrhundert solche Arbeitshäuser bereits
im Gang. In Veendig fröhnt man nicht, man bildet,
man gestaltet . . .: man genießt!
Ja, im Betätigen selbst scheint oft der Endzweck
des Schaffens schon gefunden. Viele, denen eine spiele-
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