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I. Gang und Methode der Ausgrabung
Das südwestliche Viertel des früheren Kölner Festungsgürtels zwischen der Bonner
und Dürener Straße wurde in den Jahren 1928—1930 in einen 8 km langen und bis 800 m
breiten Grüngürtel mit künstlichen Seen und Hügeln umgewandelt. Die Erdbewegungen
dafür wurden in dem im folgenden behandelten Gelände während des Sommers 1929 von
einer Baufirma in Angriff genommen. Dafür war als erstes das Bett des Frechener Baches,
das vorher mitten durch die Wiesen von Stüttgenhof nach Lindenthal (Taf.l, Taf.2)
verlief, dicht an die Nordseite der Frechener Bahn umzulegen. In diesem neuen Bett
(A—K15 des Planes Beilage 1x)) wurden im Herbst 1929 die ersten bandkeramischen Gruben
angeschnitten. Die Gruben wurden eingemessen und daraus, soweit möglich, Funde gesam-
melt. Zur gleichen Zeit hatte die Bauunternehmung mit drei Feldbahnzügen mit dem
Abtrag des Erdreiches weiter ostwärts zwischen Militärringstraße und der Fundstelle
am Bach begonnen. Diese rückten allmählich nach Westen auf das Gelände der Siedlung,
deren Ausdehnung uns noch völlig unbekannt war, vor. Mit einigen Arbeitslosen unter
der Führung eines ungeschulten, aber eifrigen Vorarbeiters versuchten wir nun die Um-
gebung der ersten Fundstellen abzugraben, mußten jedoch bald feststellen, daß dies so
nicht ging. Wo wir einen Schnitt anlegten, zeigten sich steinzeitliche Gruben, eine dicht
an der anderen. Und dabei rückte der Schacht mit den fauchenden Feldbahnen immer
näher. Nun versuchten wir durch Abdecken einer 6 m breiten und etwa 30 m langen Fläche
Grundrisse zu gewinnen. Der Befund dabei war nicht gerade ermunternd: Zwischen
kleineren und sehr großen unregelmäßig begrenzten Gruben lagen nur schmale Strei-
fen von gewachsener Erde, und in der ganzen Fläche konnte kein einziger deutbarer Grund-
riß festgestellt werden; denn sie war, wie sich später herausstellen sollte, im Verhältnis
zur Größe der Kurvenbauten viel zu klein.
Zur selben Zeit war von der Baufirma ein Gleisschacht mitten durch den dicht besie-
delten Streifen F—K14 (auf Taf. 2 als Störung gekennzeichnet) gelegt worden, und im
Osten bei J1011 kamen auch schon Grubenfüllungen zutage. Nun änderten wir noch-
mals unsere Taktik: Wir deckten die von der Baufirma abzugrabende Fläche vorher
streifenweise bis zur neolithischen Oberfläche ab, bis die Grundrisse eingemessen werden
konnten. Wenn dann einige Tage später der betreffende Erdstoß von der Baufirma ab-
gegraben wurde, sammelten wir Scherben und versuchten in Arbeitspausen Profile der
Gruben zu gewinnen. In unseren oft „im Laufschritt“ gemachten Aufmessungen häuften
sich zwar immer mehr große und kleine Gruben und als Pfostengruben verdächtige
Flecken, aber einwandfreie Grundrisse ergaben sich nicht. Wir wurden uns bald
darüber klar, daß das Ergebnis unserer Arbeit in keinem Verhältnis zu unseren Mühen
stehen konnte, wenn wir mit unseren wenigen Leuten weiterhin abhängig von dem
Arbeitstempo der 150 Arbeiter der Baufirma bleiben würden. Für die vorgeschicht-
liche Forschung war das Objekt nur dann zu retten, wenn die Erdarbeiten eingestellt
x) Die fett gedruckten Buchstaben und Zahlen bezeichnen die Planquadrate des über die Pläne (Beilage 1, 2 u.
Tafeln 76—83) gelegten Netzes.

Röm.-Germ. Forschungen XI.

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