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III. Wehranlagen und Wasserversorgung
1. Die Wehranlagen und ihre zeitliche Abfolge
Um die Behandlung der Wehranlagen zu vereinfachen, sei als Ergebnis der Grabung
vorweggenommen: Die bandkeramische Siedlung war in ihrem Anfang unbefestigt. Wäh-
rend ihres Bestehens wurden zuerst zwei schwächere Grabenringe A im Norden und B im
Süden angelegt, an deren Stelle später, wohl kurz vor der Aufgabe der Siedlung, die starke
Erdfestung mit ihrem breiten Sohlgraben C und der dahinterliegenden Palisade P trat1).
a) Der nördliche Grabenring A
Der auf dem sanft gegen Süden geneigten Talhang angelegte Grabenring A umzog eine
Fläche von 8270 qm in einem unregelmäßig gerundeten schiefen Viereck. Sein größter
Durchmesser in SW—NO-Richtung war 142 m.
Der Graben A, meist ein Spitzgraben, war im Mittel 1,40 m breit und 1,10 m tief. Er
zeigte, auch abgesehen von der scheinbaren Verringerung seiner Tiefe an Stellen, wo die
alte Oberfläche abgeschwemmt war, verschiedenartige Querschnittbildung, wie auch
die beiden Grabenränder meist nicht parallel verliefen. Im Schnitt 109 (Taf. 16,3) war
die Grabenspitze schlitzartig eingetieft, im Schnitt 104 erschien der Graben mehr flach-
sohlig (Taf. 16,2). Im Schnitt 59 (Taf. 16,1) war er steil und unten spitz.
Weder innerhalb noch außerhalb dieses Grabens fanden sich, abgesehen von den zu den
Tordurchlässen gehörenden Pfahlreihen, Reste eines durchgehenden Pfahlzaunes. Der
von Lehner 2) beobachtete seltsame Befund im Plaidt, wo in derselben Grabenstrecke
offener Graben und Graben mit Pfahlzaun miteinander abwechseln, veranlaßte uns, auf
Wangen und Sohle des Grabens A nach Pfosten zu suchen: es war aber kein einziger nach-
zuweisen.
Dagegen ließen sich die Überreste des Walles ermitteln: Im Osten (G3 4), wo stellen-
weise schon zur Zeit der Besiedlung der Kies nahe unter der Oberfläche lag, schnitt der
Graben durch die schwache Lehmdecke hindurch in den darunterliegenden Kies ein. Nun
fand sich dort, am inneren Grabenrand entlang, ein dünner Kiesstreifen, der außerhalb
des Grabens fehlte. Dieser Kiesstreifen ist der letzte Rest des damaligen Aushubes und
gibt als Ort des Walles die Innenseite des Grabens an. Auffallend war die geringe Mächtig-
keit dieser Kiesschicht. Eigentlich war sie nur eine Streuung von einzelnen Kieseln. Auch
lagen diese nicht etwa auf der neolithischen Oberfläche, sondern die Kiesel waren bis zu
0,25 m tief in den „gewachsenen“ Lehm eingesunken. Dieser merkwürdige Befund darf
wohl so erklärt werden, daß schon bald nach der Anlage des Grabens der „Wall“ abgetragen
wurde und nur die in den durch Regen oder die Frühjahrsschmelze auf geweichten Unter-
grund eingesunkenen Kiesel übrig geblieben sind. Lehnt man das Vorhandensein eines
Walles überhaupt ab, so wäre der Kies als beim Ausheben festgetretener Auswurf zu
erklären. Der Aushub müßte dann weit fortgeschafft worden sein.
Der Graben setzte nun an acht Stellen verschieden breit für Durchlässe aus. Gleich
am westlichen Treffpunkt mit dem Sohlgraben (0 7) lag wohl der Rest des ersten Tores,
das nur noch in einer Breite von 0,25 m nachzuweisen war. Hier wurde der Graben A bei
der Ausgrabung zuerst erkannt, und zwar beim Nachschaben der äußeren Grabenkante
des Sohlgrabens 0, als wir den Verlauf von dessen scharfer Nordweststrecke genauer fest-
legen wollten. In den Schichten über 2,00 m Tiefe war dessen Füllung von der anstehen-
den Erde kaum zu unterscheiden. Erst bei einer Tiefe von 2,10 m, im hellen sandstreifigen
Löß, gelang dies. Dort kam dann auch der ziemlich geradlinig und hangwärts laufende
q Die Füllung der Gräben wird im Abschnitt IV S. 24 mitbehandelt.
2) Bonn. Jahrb. 122, 1912, 271 ff.
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