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Gerhard, Eduard
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 1): Festgedanken an Winkelmann — Berlin, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.684#0004
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FESTGEDANKEN,

dem Verein märkischer Winckelmann's-Freunde gewidmet.
Berlin, den 9. December 1841.

HiS gehört zu den Vorzügen eines grofsen Mannes, in mehr denn einer Be-
ziehung gewirkt zu haben; zu seinen Vorrechten, Männern verschiedenster
Richtung ein Vorbild zu sein.

Dieser Vorzug wie dieses Vorrecht ist unserem Winekeimann nach-
zurühmen, obwohl der Kreis seiner Leistungen, mit manchem andern ver-
glichen, keinesweges der gröfste war.

Sein wissenschaftliches Gebiet erstreckte sich über die Werke altklas-
sischer Kunst; er hat das Geheimnifs ihrer Sprache entdeckt, ihre trümmer-
hafte Erscheinung zur Geschichte der Kunst gestaltet, dem Geringsten wie
dem Gröfsten jene treuliebende Sorgfalt zugewandt, die den Erklärer der
alten Kunst von ihrem Bewunderer unterscheidet. Aus seinen Händen ging
die Archäologie der Kunst, der Hauptsache nach, als fertige Schöpfung her-
vor, und die ihm nacheifern auf dieser Bahn, verehren ihn billig als Meister,
als ihrer Wissenschaft Gründer.

Winckelmann's Wirksamkeit aber hat sich weiter erstreckt. Die
Kunst, deren Vorzeit er feierte, deren neueste Regungen ein Keim der Hoff-
nung ihm waren, hat den mächtigen Flügelschlag ihres neuen und neuesten
Aufschwungs grofsentheils den Bemühungen zu verdanken, die Winckel-
mann zur Reinigung des Geschmacks, zur ideellen Belebung des Kunstge-
biets, zum Studium der Natur durch den Weg der Antike mit langsamer,
aber bleibender Wirkung ins Werk gesetzt hat. Die deutsche Sprache hat
er mit Mustern bereichert, die uns noch heute bewundernswerth sind —, die
 
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