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Gerhard, Eduard
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 2): Phrixos der Herold — Berlin, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.685#0003
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PI1R1XOS DER HEROLD.

Allbekannt ist die orchomenische Sage, wie Phrixos, des Athamas Sohn,
vom Opfertode blutdürstigen Götterdienstes und seiner Stiefmutter Ino bedroht,
auf eines göttlichen Widders Rücken ostwärts die Lüfte durchschnitt, auf lan-
ger gefährlicher Fahrt die mit ihm flüchtende Schwester am Hellespontos ver-
lor, dem ihr Unglück den Namen gab, zuletzt aber glücklich im fernen Kolchis
bei König Aeetes landen und das goldene Vliess seines Thieres an Dank-
opfers Statt im Arestempel aufhängen konntel). Dieser Mythos ist in dem
vorliegenden, mit palästrischem Aussenbilde verknüpften, inneren Bild einer be-
malten Schale von Thon berührt, deren gefällige Zeichnung den seltnen Bei-
spielen grossgriechischen Vasenstyls auf Werken etruskischer Abkunft sich an-
reiht. Der flüchtige Phrixos ist ohne Nebenfiguren, selbst ohne Beisein der
Schwester, wie andremal ohne ihn Helle 2), in einer Weise uns dargestellt, deren
schmucklose Grazie an und für sich nicht genügen könnte aus der Masse der Va-
senbilder und aus den mancherlei Darstellungen des kolcluschen Widders 3) das
hier uns vorliegende Rundbild zum Gegenstand auserwählter Beschauung her-
vorzuziehn. Zwar venveilt unser Auge behaglich beim Anblick des schlanken
krauslockigen Heldenjünglings, der, mit einem Stirnband geschmückt, mit flat-
terndem Hut und einem leichten Gewandstück versehen, das wollige Thier das
er reitet über die fischreichen Wogen des Meeres hinwegtreibt; und es kann
wol nicht fehlen, dass dieses so gefällige als bedeutsame Bild bald an und für
sich bald mit der üblichen Frage nach seinem berühmteren Urbild gern und
beifällig beachtet werde. Aber auch eine längere Betrachtung bleibt diesem
bescheidenen Kunstwerk gesichert, wenn ein anscheinend geringer Nebenumstand
uns etwas länger beschäftigen darf. Wir meinen den Heroldstab, den Phrixos,

1) Apollod. I, 9, 1. Philosteph. Schol. Hom. IL VII, 86. 2) Tischbein III, 2. Cabinet d'AHier
de Haut. pl. IV, 1. 3) Müller Handb. 412, 1. Vgl. Pausan. 1, 24, 2. Berlins Bildw. Vasen 1005.

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