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Gerhard, Eduard
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 10): Mykenische Alterthümer — Berlin, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.693#0005
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Thonfigur (e), in deren wundersamer halbthierischer Bildung die hauptsächlich aus
Aeschylos allbekannte Jungfrau in Kuhgestalt Io (7) uns unverkennbar entgegentritt.
Die Erscheinung ist augenfällig genug, um jedes Bedenken zurückzuweisen, ob der
seit Euripides stark verzärtelte Kunstgeschmack noch in und nach den Zeiten des
peloponnesischen Krieges äschylische Dramen, und zwar die prometheische Trilogie,
sich habe gefallen lassen, die vielleicht vorzugsweise ihrem scenischen Reiz, die Wun-
dergestalt der Io miteinbegriffen, eine solche aus dem späteren Alterthum nicht leicht
nachweisliche (8) Auszeichnung verdankte. Io, des Inachos Kind, eine argivische Kö-
nigstochter (9) und Herapriesterin (10), wenn wir der Sage, eine alte Mondgöttin, der
Erdmutter Hera beigeordnet, wenn wir alter (u) und neuer (12) Auslegung folgen, er-
scheint hier in der Kuhgestalt, welche Zeus, vor Hera's Eifersucht sie zu retten, der
von ihm geliebten Schönen vorsichtig aufdrang (18). In solcher Verwandlung fiel sie
den heiligen Kühen der Hera anheim (14), in deren Hain der hundertäugige Argos sie

wird für die nicht minder ausgezeichneten sonstigen Terracotten derselben Sammlung selbst die ungefähre
Notiz verraifst, die ein vorläufiges Verzeiehnifs leicht geben könnte.

(6) Abgebildet als No. 1. 2. der beigegebenen Abbildung, in halber Gröfse des Originals.

(7) Io: Aesch. Prom. 573 ff. Suppl. 291 ff. Apollodor II, 1, 3. Hygin Fab. 145. Erläuterungsschriften
(Anm. 11. 12) und Kunstdarstellangen (Anm. 22. Müller Handb. §.351, 4) sind weiter unten erwähnt.

(8) Die Inschrift A(tr%vlov auf Theatermarken wird jetzt als Ortsbezeichnung gedeutet. Vgl. Henzen Ann.
XX, 279 zu Mon. IV, 52, 1.

(9) Aesch. Prom. 574: mag ä' ov xiüu TJjq oiarqoSi,vrfTOV xogrjq xrji 'Ivaxziris; tj dm? &ä).7itt xiaq . .
Apollodor. H, 1, 3: ravrtiv UQviavvrp t?Js "H^«s igovaa/v Zevq ty&etge . . (po)qa&£iq ö? ixp "Hgaq. .
(Anm. 13).

(10) Aesch. Suppl. 291: xXijSoiixov "Hqcu; fetal SmfiäTmv nori ' Im ytvla&cu rTjf iv Aqytia x&ovi, ijv ...
Als Doppelname dieser Priesterin ist Kallithyia aus Eusebius (chron.) und Hesychius (v. 'Im xa)M&viu)
bekannt. Vgl. Heyne zu Apollod. p. 101. Welcker Aesch. Tril. S. 134 f. Preller Hellanic. p. 40.
Derselbe Name, in Kallithoe leicht verändert, ist aus einem Fragment der Phoronis bekannt (unten
Anm. 77).

(11) Enstath zu Dion. Perieg. 92: 'Im yäq t/ trsüt/n; xara rijv %mv 'Aqyzimv SiältxTov. Wonach schon
Heyne zu Apollod. p. 100 bemerkte: fuisse suspicor namen huc caputque feminae cornutum symbolum
Lunae apud Argivos antiquissimwn. Vgl. Böttiger Kunstmyth. H, 278.

(12) Welcker Aeschyl. Trilogie S. 127 ff. 135 ff. Vgl. Müller Prolegg. 183. 263. Panofka Argos Panoptes.
Berl. 1838. Preller in Pauly's Encyklopädie IV, 216 ff.

(13) Apollodor H, 1, 3 (Anm. 9): (po)qa&et<; äi (Zeus) v<f "Hquq t»;; /liv xoqrfi aipauevos tlq fiovv ttt-
Ttfiö(3qib)GB levxrjVj avtTj (vulg. ai'Tqv) ds aTtoj^öaccTO urt avvtk&tiv. 3i6 tp^atv cHalodoq .. (vom
Meineid des Zeus s. Heyne p. 101). Wogegen Aeschylos Suppl. 299 die Verwandlung der Hera bei-
miist: Bovr tv,v yvvaix %frr\xtv 'Aqytiu &mq. Eine lichtweifse Kuh ist als Gestalt der Hera auch
aus dem Gigantenkampf erwähnt (Ovid. Met. V, 330: nivea Saturnia vacca). Vgl. Panofka Ar-
gos S. 33.

(14J Apollodor n, 1, 3: "Hga di ahr[oaulvr; naqa Jwi; tv,v ßovv, ifiXaxa ainrfi zaTtffrjjow "Aqyov tov
7imoiiTr\v .. Vgl. Panofka Argos S. 1 ff.
 
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