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Schrader, Hans
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 60): Ueber den Marmorkopf eines Negers in den Koeniglichen Museen — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.743#0039
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Haar und spärlichem Bart erinnert ein wenig an den Marmorkopf. .Doch handelt es sich wohl
nm ein dekoratives Werk, nicht ein Portrait. Kekule, der kürzlich die Figur sah, erklärt die
Arbeit der schlecht erhaltenen Figur für gering, eine nähere Beziehung zum Marmorkopf für
ausgeschlossen.

4") Vgl. H. Dessau, Prosopographia imperii Romani U S. 308. Dio Cassius 68, 32. Tliemistius
or. XVI p. 250 (Dindorf). A. v. Domaszewski erkennt Lusius Quietus neben Trajan auf einem der
Reliefs des Triumphbogens von Benevent (Jahreshefte des Österr. archaeol. Instituts II S. 185
Fig. 93)- Indess kann ich nicht finden, dass in den Zügen dieses Mannes etwas vom römischen
Typus Abdeichendes liege.

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■") Die kunstgeschichtliche Ordnung der uns überkommenen Masse spätrömischer Portraits
ist eine schöne Aufgabe, auf die Wickhoff hingewiesen hat, wie er überhaupt das Verdienst für
sich in Anspruch nehmen darf, auf die Spuren selbständiger EntWickelung in der bildenden Kunst
der Kaiserzeit aufmerksam gemacht und Gesichtspunkte der Betrachtung bezeichnet zu haben.

4i) Auf den Vergleich mit Werken des Quattrocento ist näher eingegangen worden, weil
Wickhoff in seiner glänzenden Darstellung der Entwicklung der römischen Kunst, um seine These
von dem sie beherrschenden „Illusionismus" deutlich zu machen, von den Bildnissen dieser Zeit
in Ausdrücken und Vergleichen spricht, die nur für einen Teil gelten können. Vgl. S. 11:
„Eines hat man der römischen Kunst nie abzusprechen versucht, die Vorzüglichkeit ihrer Portrait-
kimst. Wer hat nicht in den Antikensammlungen Köpfe gesehen aus der Zeit von Vespasian
bis zu Trajan, die in ihrer frappierenden Lebenswirkung und ihrer für einen besonderen Zweck
erdachten, scheinbar flüchtigen Behandlung den besten Portraiten des Velasquez und Franz
Hals zur Seite zu stellen sind? wer nicht empfunden, wenn die Processionen des Titusbogens an
ihm vorüber zu ziehen scheinen oder die Schlacht vom Trajansforum vor seinen Augen wogt, dass
er hier vor Werken einer neuen Kunst steht, die mit der griechischen nur mehr einen losen Zu-
sammenhang hat?" Die Einschränkung des Lobes auf die Portraits der Zeit von Vespasian bis
zu Trajan wird S. 3(j einigermaassen zurückgenommen: „wenn auch im zweiten Jahr-
hundert die Büsten so sehr nach Eleganz streben, so hat die künstlerische Behandlung keine
Rückschritte gemacht und noch im dritten Jahrhundert wurde meisterhaft portraitiert". An der
gleichen Stelle werden wiederum Niederländer und Spanier zum Vergleich herangezogen. — Viel-
leicht ist deutlich geworden, dass dieser Vergleich auf unsere Köpfe nicht zutrifft, dass der Zu-
sammenhang dieser Bildniskunst mit der griechischen enger ist, als Wickhoff glauben macht.
Das Verständnis für das Organische, das klare plastische Gefühl, das ich hervorzuheben versucht
habe, ist ein Erbe der griechischen Kunst.
 
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