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Adolph E. Cahn <Frankfurt, Main> [Hrsg.]
Sammlung Rudolf von Höfken: Münzen des deutschen Mittelalters u.a. insbesondere Brakteaten, darunter hervorragende Seltenheiten ; Versteigerung: 1. März 1922 und folgende Tage (Katalog Nr. 46) — Frankfurt, M., 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.18208#0024
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14

Herzogtum Schwaben.

229 Ältester Brakteat um 1170. Adler r. blickend über einem r. schreitenden Löwen, zu

den Seiten je ein Turm mit Spitzdach, unten 3 Kugeln. Hohlkreis mit kleinen Perlen
besetzt. Unikum aus dem Funde vom Federsee. Num. Ztg., 1861, S 76, 31.
23 mm. Sehr schön. Tafel II.

Leitzmann wollte dieses Stück den Grafen y. Habsburg im 13. Jahrhundert zuweisen. Es
gehört jedoch zu den ältesten Prägungen im Federseefund und ist sicher östlich des Boden-
sees in Schwaben entstanden.

230 Ähnlicher, etwas jüngerer Brakteat. Der Adler 1. blickend über einem Bogen, der von

2 Spitztürmen flankiert wird, darunter der Löwe mit vorwärtsgekehrtem Kopf
r. schreitend; i. F. 5 Kugeln. Hohlring u. Viereckrand. Fund vom Federsee.
Num. Ztg., 1861. T. I, 30. 20 mm. Vorzüglich. Tafel II.

» •»

231 Früher schwäbischer Brakteat (umll70) mit symbolischer Samsondarstellung.

Samson 1. stehend, reißt dem kauernden, sich umwendenden Löwen den Rachen auf.
Gedrehter Wulstreif. Fund bei Dornbirn in Vorarlberg. Domanig, N. Ztschr., XVII,
S. 96. 27 mm. Schön. Tafel II.

Domanig verlegt diesen Brakteaten, allerdings mit Fragezeichen, nach Ober-Österreich. Von
dort sind indes Brakteaten niclit bekannt. Fabrik und Stil sind durchaus schwäbisch aus
der frühesten Periode. Auch der Fundort weist dorthin. Die Darstellung ahmt ähnliche
Samsondarstellungen auf bayerischen Dünnpfennigen aus der Mitte des 1'2. Jahrhunderts
nach. Vorläufer des Löwenkampfbrakteaten.

232 Brakteat um 1180. Brustbild des Herzogs, eine Fahne haltend mit vorwärts gewandtem

Kopf, neben dem Brustbild seiner Gemahlin v. vorn, über einer auf 3 Bogen
ruhenden Balustrade; i. F. Ringel, Stern u. Kreuz. Wulst- u. Viereckrand. Fund
vom Federsee 23. Cahn 236. Sehr schön. Tafel II.

233 Der Herzog in Ringelpanzer und Beckenhelm, das Schwert schwingend, reitet auf einem

Drachen r.; i. F. Kugel u. Ringel. Kreuz-Viereckrand. Fund vom Federsee 29.
Sehr schön. Tafel II.

234 Brakteat um 1180. Hüftbild des Herzogs mit gelocktem Haar, das Schwert geschultert,

hält an einem Seile ein löwenartiges Tier, das, nach r. aufgerichtet, sich
umwendet; i. F. ein Kreuz. Kreuz-Viereckrand. Fund vom Federsee 19.

Archiv, T. 28, 18. Vorzüglich.

ii

234

Wenn diese Darstellung wirklich auf die Vertreibung und Niederwerfung der Weifen Bezug
haben sollte, so känn es sich nur um die Ereignisse des Jahres 1180 handeln, in welcher
Zeit dieser Brakteat entstanden ist, nicht um die Vertreibung Otto IV. nach 1212. Es wird
aber wohl auch hier, wie auf den vorigen Brakteaten mit dem Drachenkampf lediglich ein
Symbol dargestellt sein, der Kampf der Gerechtigkeit mit dem Bösen, ähnlich wie auf
bayerischen Dünnpfennigen und den Kapital-Skulpturen der Kirchen.

235 Herzog Konrad II. v. Hohenstaufen (3. Sohn Barbarossas) 1192—1196. Münzstätte Ravens-

burg, Brakteat. Brustbild eines Löwen v. vorn mit aufgereckten Pranken unter
einem mit 3 Turmgebäuden besetzten Bogen; Kugelkreis. Fund vom Federsee 32.
Cahn 127. Bl. f. Mzfrde. T. 196, 118. Vorzüglich. Tafel II.

Dem Typus nach eher in Ravensburg als in Uberlingen entstanden.

236 Münzstätte des Bodenseegebietes (um 1200). Brakteat. Stehender weltlicher Herr

im Mantel mit geschultertem Schwert v. vorn zwischen zwei durch einen Bogen ver-
bundenen Türmen; i. F. 2 Ringel und Kugel. Geperlter Hohlreif und Viereckrand.
Fund vom Federsee 24. Bl. f. Mzfrde., T. 196, 117. Sehr schön. Tafel II.

Hermann IV., Markgraf von Baden, dem Leitzmann diesen Pfennig zuschrieb, kann nicht der
Münzherr dieses schwäbischen Brakteaten sein.

237 Geistlicher Beischlag zum vorigen H e r zo g s p f e n n i g, vermut lieh Kempten.

Stehender, barhäuptiger Abt, in Mantel, r. einen Krummstab, 1. ein Buch haltend,
zwischen zwei durch einen Bogen verbundenen Türmen; geperlter Hohlkreis, am
Außenrand Schriftreste + H — • • • • MVM •• Scheint unediert. Sehr schön.

Tafel II.

Buchenau glaubt die Abteien Reichenau oder Stein am Rhein als Heimat dieses Brakteaten
vorschlagen zu können.
 
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