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am dreyzehrtten Abende.
Ja/ ich wiederhole es/ meine Kinder'/ ihr
bereitet euch dieses Unglück / wenn ihr euch von
dem Prachte beherrschen lasset; und wenn er
schon euch nicht das gänzliche Verderben bringt/
so ist schon genug / daß die Tugend hierunter
leidet/ ihr das Elend des Nächsten aus den Äu-
gen verliert/ und ihm die Hand zu biethen euch
unmöglich wird / weil ihr Liebhaber von weibi-
schen Wohllüsten / und allem lächerlichen Putze/
den die Welt schätzt/ geworden.
Eurem Vater muß ich Recht wiederfahren
lassen / er war großmüthig / und zugleich nach
den Umstanden prächtig/ aber eine edle Einfalt
und kluge Hauswirthschast herrschten bey ihm
aller Orten. Die reine und strenge Sitten be-
sreyten ihn von allen kostbaren Nichtigkeiten der
Mode; in seiner von der Liebe des Vaterlandes
ganz angefüllten Seele konnte der Pracht keinen
Platz finden.
Ein jeder vernünftiger und tugendlicher
Mensch sieht den Pracht für die Quelle der Un-
ordnung und Ungerechtigkeit an; er weis/ daß
man in desselben Schule die Armuth verachten/
unempfindlich zu seyn / und alles was zur Wohl-
lust gehört/ hervorzusuchen/ erlerne; man will
nichts als Angenehmes sehen/ liebliches Riechen/
und in dem Mittelpunkte der Wohllust und der
Weichlichkeit sitzen.
Es ist ein großes Unglück/ wenn der Ueber-
fluß sich in die Bedürftigkeit verwandelt/ alle
Fantaseyen werden zu Tyrannen, man hat kei-
ne
am dreyzehrtten Abende.
Ja/ ich wiederhole es/ meine Kinder'/ ihr
bereitet euch dieses Unglück / wenn ihr euch von
dem Prachte beherrschen lasset; und wenn er
schon euch nicht das gänzliche Verderben bringt/
so ist schon genug / daß die Tugend hierunter
leidet/ ihr das Elend des Nächsten aus den Äu-
gen verliert/ und ihm die Hand zu biethen euch
unmöglich wird / weil ihr Liebhaber von weibi-
schen Wohllüsten / und allem lächerlichen Putze/
den die Welt schätzt/ geworden.
Eurem Vater muß ich Recht wiederfahren
lassen / er war großmüthig / und zugleich nach
den Umstanden prächtig/ aber eine edle Einfalt
und kluge Hauswirthschast herrschten bey ihm
aller Orten. Die reine und strenge Sitten be-
sreyten ihn von allen kostbaren Nichtigkeiten der
Mode; in seiner von der Liebe des Vaterlandes
ganz angefüllten Seele konnte der Pracht keinen
Platz finden.
Ein jeder vernünftiger und tugendlicher
Mensch sieht den Pracht für die Quelle der Un-
ordnung und Ungerechtigkeit an; er weis/ daß
man in desselben Schule die Armuth verachten/
unempfindlich zu seyn / und alles was zur Wohl-
lust gehört/ hervorzusuchen/ erlerne; man will
nichts als Angenehmes sehen/ liebliches Riechen/
und in dem Mittelpunkte der Wohllust und der
Weichlichkeit sitzen.
Es ist ein großes Unglück/ wenn der Ueber-
fluß sich in die Bedürftigkeit verwandelt/ alle
Fantaseyen werden zu Tyrannen, man hat kei-
ne