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Rom.
artige Schrift die uns aus dem Alterthum geblieben ist und für
die Renaissance von entscheidendem Einflüsse ward. Der Feldherr
und Schwiegersohn des Augustus, Agrippa ließ die herrliche
Rotunde bauen, welche bereits im Alterthum den Namen des
Pantheons führte, sei es weil sie an das Himmelsgewölbe er-
innerte, sei es weil um den rächenden Jupiter noch sechs andere
Götter des Reichs, Julius Cäsar unter ihnen, versammelt waren.
Der Formengedanke ist ebenso einfach als seine Ausführung edel
mW grandios; die Kugelgestalt liegt zu Grunde, eine kreisrunde
Umfangsmauer von der halben Höhe des Durchmessers ist durch
eine Halbkugel überwölbt, deren oberste Stelle dem einstrahlenden
Licht offen bleibt. Die Decke wird durch allmählich sich verjün-
gende Felder geschmückt, die Mauer in ein Ober- und Untergeschoß
zertheilt, jenes durch Pilasterstreifen, dieses durch korinthische
Säulen und Nischen der Götterbilder gegliedert. Wir gewinnen
den Eindruck des philosophischen Monotheismus, wie er damals
vornehmlich durch die Stoiker das religiöse Bewußtsein der Ge-
bildeten im Anschluß an den capitolinischen Jupiter geworden war,
der so die Götter in sich vereinigte wie Rom die Völker. Außen
ward nach Vollendung des Baues die mit einem Rundbogen bekrönte
Thür noch mit einer zu ihr hinleitenden Vorhalle von korinthischen
Säulen, die ein Giebeldach tragen, ausgestattet; die geradlinige
Form ist allerdings unvermittelt an den Rundbau angefügt, das
Aeußere nicht aus dem Innern entwickelt, sondern darangestellt, so
wie die griechische Cultur zur Römerart hinzukam.
In der Plastik ward zunächst jene das persönliche Leben treu
und warm erfassende und es in das eigene Ideal erhöhende
Porträtbildung der Römer au Augustus selbst und an seiner
Familie geübt; neben den Mänuerstatuen nennen wir auch Frauen,
die sitzende Agrippina des Capitols und die Matrone mit ihren
Töchtern aus Pompeii, bei welchen edle Würde, keusche Züchtigkeit
vortrefflich ausgedrückt und die Gewandung meisterlich behandelt ist.
Dagegen erscheint das geistreich üppige Hetärenwesen verkörpert in
jenem rafsinirten Bilde der Aphrodite Kallipigos, die uns den
Rücken zuwendet und das Gewand mit der Linken emporgezogen
hat von dem „schwellenden Pfirsich" ihrer Hinterwangen, den der
über die rechte Achsel rückwärts gerichtete Kopf wohlgefällig be-
trachtet. Ebenso mag manches vorzügliche Bild des Bacchus und
seines Kreises dieser Zeit angehören und für sie bezeichnend sein.
Wie durch Octavian und Antonius Rom und Alexandria als Gegen-
Rom.
artige Schrift die uns aus dem Alterthum geblieben ist und für
die Renaissance von entscheidendem Einflüsse ward. Der Feldherr
und Schwiegersohn des Augustus, Agrippa ließ die herrliche
Rotunde bauen, welche bereits im Alterthum den Namen des
Pantheons führte, sei es weil sie an das Himmelsgewölbe er-
innerte, sei es weil um den rächenden Jupiter noch sechs andere
Götter des Reichs, Julius Cäsar unter ihnen, versammelt waren.
Der Formengedanke ist ebenso einfach als seine Ausführung edel
mW grandios; die Kugelgestalt liegt zu Grunde, eine kreisrunde
Umfangsmauer von der halben Höhe des Durchmessers ist durch
eine Halbkugel überwölbt, deren oberste Stelle dem einstrahlenden
Licht offen bleibt. Die Decke wird durch allmählich sich verjün-
gende Felder geschmückt, die Mauer in ein Ober- und Untergeschoß
zertheilt, jenes durch Pilasterstreifen, dieses durch korinthische
Säulen und Nischen der Götterbilder gegliedert. Wir gewinnen
den Eindruck des philosophischen Monotheismus, wie er damals
vornehmlich durch die Stoiker das religiöse Bewußtsein der Ge-
bildeten im Anschluß an den capitolinischen Jupiter geworden war,
der so die Götter in sich vereinigte wie Rom die Völker. Außen
ward nach Vollendung des Baues die mit einem Rundbogen bekrönte
Thür noch mit einer zu ihr hinleitenden Vorhalle von korinthischen
Säulen, die ein Giebeldach tragen, ausgestattet; die geradlinige
Form ist allerdings unvermittelt an den Rundbau angefügt, das
Aeußere nicht aus dem Innern entwickelt, sondern darangestellt, so
wie die griechische Cultur zur Römerart hinzukam.
In der Plastik ward zunächst jene das persönliche Leben treu
und warm erfassende und es in das eigene Ideal erhöhende
Porträtbildung der Römer au Augustus selbst und an seiner
Familie geübt; neben den Mänuerstatuen nennen wir auch Frauen,
die sitzende Agrippina des Capitols und die Matrone mit ihren
Töchtern aus Pompeii, bei welchen edle Würde, keusche Züchtigkeit
vortrefflich ausgedrückt und die Gewandung meisterlich behandelt ist.
Dagegen erscheint das geistreich üppige Hetärenwesen verkörpert in
jenem rafsinirten Bilde der Aphrodite Kallipigos, die uns den
Rücken zuwendet und das Gewand mit der Linken emporgezogen
hat von dem „schwellenden Pfirsich" ihrer Hinterwangen, den der
über die rechte Achsel rückwärts gerichtete Kopf wohlgefällig be-
trachtet. Ebenso mag manches vorzügliche Bild des Bacchus und
seines Kreises dieser Zeit angehören und für sie bezeichnend sein.
Wie durch Octavian und Antonius Rom und Alexandria als Gegen-