Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Carrière, Moriz
Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit: [ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes] (Band 3, Mittelalter ; Abt. 2): Das europäische Mittelalter in Dichtung, Kunst und Wissenschaft — Leipzig, 1872

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33537#0161
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karl der Große und die Zeit der Karolinger. 147

Daß die Seefahrenden ihn schauend heißen
Beowulfs Burg, wenn sie die schäumenden Barken
Ueber der Fluten Nebel fernhin steuern.

Karl der Große und die Zeit der Karolinger.
Die Araber hatten in Spanien den Kampf mit der christlich-
germanischen Welt durch den Sturz des Gothenreichs eröffnet;
der Sieg Karl's des Hammers bei Tours (732) gebot ihnen
halt und begründete den Ruhm und die Macht der Karolinger.
Pipin sandte den letzten Merowinger ins Kloster und setzte sich die
Königskrone der Franken aufs Haupt; der Papst Zacharias hieß
es gut, sein Wort klang wie eine Bestätigung der Volksstimme
durch Gottes Stimme. Während die Byzantiner als Nachkommen
der Griechen unerschöpflich waren durch neue dogmatische Lehren
den Geist der Menschen in Bewegung zu halten, lebte das Genie
der Herrschaft als Erbe der alten Römer in den Päpsten fort,
und Stephan ließ, von den Lombarden bedrängt, den Apostel Pe-
trus selbst einen Brief an Pipin schreiben und ihn auffordern der
ewigen Stadt zu Hülfe zu ziehen; der König folgte und begrün-
dete den Kirchenstaat, indem er den Preis seiner Heerfahrt dem
Papst durch Schenkung übergab. Karl der Große nahm des Groß-
vaters und Vaters Thaten und Schöpfungen zum Ausgangspunkt
eines erhabenen weltgeschichtlichen Werks; in seiner Seele gestaltete
sich das Ideal eines römischen Reichs christlich-germanischer Nation.
Dazu galt es die Germanen zu einem Staatsorganismus zu eini-
gen, und Karl brachte nicht blos die Baiern, sondern auch die
Sachsen, die unter Wittekind's Führung die alte Freiheit glorreich
vertheidigten, unter fränkische Oberhoheit; von der Eider bis zur
Tiber, vom Ebro bis zur Drau erscholl sein Herrscherwort. Die
noch Heiden waren bekehrte er mit dem Schwert zum Christen-
thnm, und gegen die Muhammedaner stritt er in Spanien. Als
der Papst ihm die Kaiserkrone aufs Haupt setzte, da war dies die
Besiegelung des Gedankens daß die Germanen das Weltreich und
die Culturarbeit der Römer fortsetzten; doch sollte der neue Staat
ein christlicher sein und ein Gottesreich ans Erden darstellen. Ein
io*
 
Annotationen