Paris.
77
grosses Hochzeitsfest, bei welchem die alte Grossmutter
eine kleine Rede hielt: »Mein Francois, vergiss nicht,
dass du zuerst Christ bist, dann Maler; entweihe
deinen schönen Beruf niemals, indem du den Fein-
den Gottes dienst. Opfere niemals auf dem Altäre
Baals. Gedenke der Heiligen, die so schöne Bilder
malten, und folge ihrem Beispiel.«
Die Motive von Millets Bildern mochten wohl
nicht immer nach dem Geschmack der guten, alten
Frau sein, die es lieber gesehen hätte, wenn er nur
Bilder aus der heiligen Geschichte gemalt hätte.
Aber ihr Enkel zerstreute ihre Befürchtungen und
versicherte, dass er nie sein Gewissen der Kunst
opfern würde. »Selbst wenn man mir die Leinwand
mit Gold bedeckte, so würde ich nicht ,den heiligen
Franziskus vom Teufel besessen' malen.«
Anfang 1842 ging das junge Paar nach Paris.
Millet schenkte damals sein Porträt und dasjenige
seiner Frau, sowie einige andere Bilder an die Fa-
milie seiner Frau. Ein Pastell seiner jungen Frau
aus dieser Zeit befindet sich jetzt in England. Sie
ist lesend dargestellt, ein schwarzes Tuch liegt auf
ihren Schultern, ein Halstuch ist um den Kopf ge-
bunden, die Wange ruht in der Hand, sie sieht nieder
auf das geöffnete Buch. Ihre ganze Erscheinung ist
anmutig und fein, aber zart und zerbrechlich. Die
arme junge Frau war nicht dazu geeignet, die Be-
schwerden eines ringenden Künstlerdaseins zu teilen.
Sie war nicht kräftig, und von dem Augenblick an,
da sie nach Paris kam, siechten Körper und Seele,
und langsam welkte sie dahin. Die nächsten zwei
Jahre brachten Millet schwere Leiden, seine Frau war
krank und er hatte den bittern Schmerz, ihr nicht
die nötige Stärkung schaffen zu können. Sie lebten
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grosses Hochzeitsfest, bei welchem die alte Grossmutter
eine kleine Rede hielt: »Mein Francois, vergiss nicht,
dass du zuerst Christ bist, dann Maler; entweihe
deinen schönen Beruf niemals, indem du den Fein-
den Gottes dienst. Opfere niemals auf dem Altäre
Baals. Gedenke der Heiligen, die so schöne Bilder
malten, und folge ihrem Beispiel.«
Die Motive von Millets Bildern mochten wohl
nicht immer nach dem Geschmack der guten, alten
Frau sein, die es lieber gesehen hätte, wenn er nur
Bilder aus der heiligen Geschichte gemalt hätte.
Aber ihr Enkel zerstreute ihre Befürchtungen und
versicherte, dass er nie sein Gewissen der Kunst
opfern würde. »Selbst wenn man mir die Leinwand
mit Gold bedeckte, so würde ich nicht ,den heiligen
Franziskus vom Teufel besessen' malen.«
Anfang 1842 ging das junge Paar nach Paris.
Millet schenkte damals sein Porträt und dasjenige
seiner Frau, sowie einige andere Bilder an die Fa-
milie seiner Frau. Ein Pastell seiner jungen Frau
aus dieser Zeit befindet sich jetzt in England. Sie
ist lesend dargestellt, ein schwarzes Tuch liegt auf
ihren Schultern, ein Halstuch ist um den Kopf ge-
bunden, die Wange ruht in der Hand, sie sieht nieder
auf das geöffnete Buch. Ihre ganze Erscheinung ist
anmutig und fein, aber zart und zerbrechlich. Die
arme junge Frau war nicht dazu geeignet, die Be-
schwerden eines ringenden Künstlerdaseins zu teilen.
Sie war nicht kräftig, und von dem Augenblick an,
da sie nach Paris kam, siechten Körper und Seele,
und langsam welkte sie dahin. Die nächsten zwei
Jahre brachten Millet schwere Leiden, seine Frau war
krank und er hatte den bittern Schmerz, ihr nicht
die nötige Stärkung schaffen zu können. Sie lebten