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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0013
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IX

messen, seine Verhältnisszahlen aus ihm selbst zu entnehmen haben*), völlig vernach-
lässigt; will man sich dagegen die Mühe geben, aus meiner Proportionslehre sich zu über-
zeugen, wie allerdings die Möglichkeit so nahe vorliege, jener Forderung hinsichtlich der
Grössenbestimmung des menschlichen Baues wahrhaft gerecht zu werden, so bleibt mir
hier nur noch übrig, auf zweierlei als besonders wichtige Aufgaben für die Messung des
Kopfes aufmerksam zu machen: 1) auf Bestimmung des Verhältnisses des Schädels (als
des Behälters des edelsten Organs, d. i. des Gehirns) zum übrigen Körper, und 2) darzu-
legen, in welchem Verhältniss in jedem Falle die einzelnen, ihrer Dignität nach so ver-
schiedenen Ur-Theile des Schädels, d. h. die drei Schädelwirbel, zu einander sich befinden.
Weiss man daher zunächst von einem Individuum, wie gross gegen Rumpf und Glied-
maassen gehalten sein Schädel sei, welches immer am besten zu erreichen ist, wenn man
nach dem aus der Länge der freien Wirbelsäule zu entnehmenden Modul **) die Kopfgrösse
bestimmt, und weiss man ferner, wie die einzelnen Schädelwirbel nach Umfang und be-
sonderer Modellirung ihrer Oberfläche sich an sich und gegeneinander verhalten — wofür die
Methode der Messung an den angeführten Orten ***) vollständig gegeben ist —, so hat man
ein Lebensbild vor sich, welches nie verfehlen wird, ein helles Licht auch auf physiolo-
gische Eigenthümlichkeit und das Geistesleben der hier wirkenden Idee zu werfen, womit
man dann gewiss sich für vollkommen befriedigt erachten darf. Das zuletzt doch immer
Incommensurable nämlich, welches alle, und zumal die höhern Naturformen auszeichnet,
bleibt überall von der Art, dass es jedenfalls uns abhalten sollte, bei diesen Dingen zu sehr
ins Einzelne gehen, und etwa für jeden Millimeter grösser oder kleiner, die physiologische
oder psychologische Bedeutung haarscharf nachweisen zu wollen; wir verlieren uns dadurch
nur in unfruchtbare Speculationen und suchen endlich vergebens nach irgend einem be-
stimmten Besultate.

Dass übrigens in dem hier vorliegenden Werke die Bestimmung der Kopfmaasse in den
drei Schädelwirbeln nicht nach dem Modul, sondern nach pariser Zollen immer noch bei-
behalten wurdef), wird man jetzt hoffentlich ebenfalls umsomehr gerechtfertigt finden, als
es hier, wo die Vergleichung mit dem aus der Wirbelsäule zu entnehmenden Modul nicht
anwendbar wurde, sich rein um Bestimmung des Grössenmaasses überhaupt handelte, wobei
es übrigens, im Falle der Modul einer Person wirklich bekannt ist, ganz leicht bleibt,
denselben auf den pariser Zoll zu reduciren, um somit alle die Verhältnisse ganz

*) Es ist dies im ganzen Umfange des Worts durch meine grosse Proportionslehre („Dis Proportionslehre der menschliehen Gestalt,
zum ersten male morphologisch und physiologisch begründet", mit 10 lithographirten Tafeln, Leipzig 1854) geleistet worden, und muss
diese Art der Messung überall zum Grunde gelegt werden, wo die wahren Verhältnisszahlen menschlicher Form aufgedeckt werden .Millen
und wo man den ganzen Menschen zum Ausmessen vor sich hat.

**) Eine Bestimmung, welche allerdings in dieser Beispielsammlung, wo uns Schädel oder ganze und halbe Kopfformungen einzeln,
d. h. ohne die Möglichkeit den übrigen Korper seiner Proportion nach auszumessen, vorliegen, nicht angewendet werden konnte.

***) Vgl. theils die grosse angeführte „Proportionslehre", theils die auch bereits angeführte „Symbolik der menschlichen Gestalt", S. 135 fg.
t) Sämmtliche Maasse der abgebildeten Masken und Schädel finden sich in dieser Weise auf der am Schlüsse angefügten Tabelle genau
zusammengestellt.
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