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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0021
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TAFEL III.

GRAF CAMILLO CAVOUR.*)

w enn die Geschichte mancher vergan-
gener Jahrhunderte es allerdings wenig zu
befürworten scheint, dass Italien je in der
Neuzeit geeignet erscheinen werde, als ein-
heitliches Königreich oder Republik zu einer
wirklich festen Existenz zu gelangen, so
kann man doch gern zugeben, dass nichts-
destoweniger der Gedanke einer solchen Ein-
heit in der Phantasie etwas anlockendes und
anregendes habe, wodurch entzündliche Ge-
müther wohl sich immer wieder bestimmt
finden können, selbst vor Ungerechtigkeiten
oder Unthaten nicht zurückzuschrecken, so-
bald irgend eine Aussicht sich eröffnet dieses
Ziel zu erreichen. — Der Mann, dessen leider
wieder nur unvollkommene Kopf-Abformung
ich hier abbilde, ist denn jedenfalls derjenige
gewesen, welcher in diesem Sinne mit
grösster politischer Umsicht und Thätigkeit
gewirkt hat, und es muss daher von beson-
derm Interesse sein, nun auch in dem Ab-
druck von der äussern Hülle seines Geistes-
Organs nachzuforschen, ob wir hier wirklich
solche Fähigkeiten angedeutet finden, welche
bei längerm Leben und günstigen Constella-
tionen, seinem Streben einen bleibenden Er-
folg gesichert haben möchten? — Jedenfalls
ist es aber auch hier wieder merkwürdig zu

beobachten, welchen festen Anhalt im Grossen
und Ganzen genommen, richtig angewendete
cranioskopische Messungen stets gewähren.
Es liegt uns nämlich hier allerdings eine
sehr bedeutende Bildung des Vorderhauptes
(von dem hier allein geurtheilt werden kann)
vor. Die Höhe ist fast gleich der der Stirn-
höhe von Napoleon I., und nur dadurch
wird im letztem diese Höhe noch bedeu-
tungsvoller, weil sie, bei der geringen Breite,
allein die unaufhaltsam vordringende dä-
monische Energie dieses Geistes bezeichnete,
während bei Cavour sich zugleich eine ganz
ungewöhnliche Breite (auf reichlich 5" 8"'
fast gleich der Höhe) darstellt, so dass durch
die analytische Richtung jene gegenständlich
vordringende in etwas sich mindert. Eben
so gleicht die Augenbreite hier der Napo-
leon's, und die Ohrenbreite (6" 5") übertrifft
selbst die Talleyrand's um 8'". — Schon
nach diesen Resultaten der Messung des
Vorderhauptes allein darf man also sagen,
dass die Italianissimi allerdings die gegrün-
detste Ursache haben, den Verlust eines Man-
nes tief zu beklagen, der vielleicht der Ein-
zige war, der ihre Pläne in einem grössern
Maassstabe zu verwirklichen im Stande ge-
wesen wäre.

*) Man sehe ein sehr ausführliches Memoire über ihn, nach drei italiänischen Schriften, in der „Westminster-Review", Octbr. 1861, S. 417.
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