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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0031
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TAFEL VIII.

LORENZ OKEN.

W ie der Vorhergehende für alle Zeiten
ein Pfeiler der kritischen Geistesphilosophie
bleibt, so wird Oken für Naturphilosophie
und Naturforschuna; stets eine der ersten
Stellen behaupten, und es ist deshalb für
die wissenschaftliche Cranioskopie wahrhaft
als Glücksfall zu betrachten, dass wir von
beiden Männern den vollständigen Abguss
ihres Hauptes vor uns haben. — Beim ersten
Blick auf Beide gewahrt man sogleich das
bedeutende Uebergewicht der Masse im ge-
sammten Kofpbau auf Seiten des Geistes-
philosophen gegen den Naturphilosophen,
und insbesondere wird dies auffallend, wenn
beide Köpfe en face betrachtet werden, wo
namentlich die Breite des Vorderhauptwirbels
bei Kant, reichlich um l/3 Zoll par. M. die
bei Oken übertrifft, wie denn überhaupt bei
dem Erstem die meisten Kopfdurchmesser
beträchtlicher erscheinen, als bei Letzterm
(was hier um so wichtiger ist als Beide nicht
von grossem übrigen Körperbau waren). Merk-
würdig ist dagegen, dass gerade nur die
Augenbreite bei Oken fast um nichts der
von Kant nachsteht, so dass diese, mit
Schärfe gegenständlicher Auffassung parallel
gehende Dimension, verhältnissmässig zu
den übrigen, hier wieder eine stärkere Gel-

tung bekommt und mit dem Geiste des
scharf um sich blickenden, die unendlichen
Analogien alles Naturlebens so oft auf das
tiefsinnigste zusammenstellenden Forschers
trefflich stimmt, dadurch aber die Verglei-
chung beider Kopfbildungen selbst wieder zu
einem neuen Beweise für den Werth der
wissenschaftlichen Cranioskopie erhebt. *)

Uebrigens ist in der Gesammtform vom
Kopfe Oken's (man sehe auch die Maasse von
Mittel- und Hinterhaupt in der angehängten
Tabelle) noch als charakteristisch hervorzu-
heben, dass sie durch eine gewisse Gedrun-
genheit und Rundung, wozu die markirte
gebogene Nase gut stimmt, etwas an die
Eigenthümlichkeit südlicher Stämme (z. B.
der mit etwas slavischem Blut gemischten
Griechen) erinnert, worin das frische cleci-
dirte Wesen dieses Geistes, der auch im
Wissenschaftlichen nicht Alles zu scharf nahm,
sondern mehr auf das Ganze sah, noch eine
besondere Erklärung findet.

*) War doch Oken selbst einer der Ersten, welcher den Werth
dieser meiner Theorie anerkannte und bei der Anzeige der 1841 er-
schienenen „Grundzüge" in der „Isis" es aussprach: „Hier findet man
kein Herumtappen nach einzelnen Schädelbuckeln, sondern eine
auf Entwickelungsgeschichte sich gründende Lehre von der Bedeutung
der Schädelwirbel."
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