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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0037
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TAFEL XI.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE.

Die irdischen Reste dieses schönen und
gewaltigen Geistes ruhen bekanntlich in der
Fürstengruft unfern des trefflichen Gross-
herzog Karl August, aber so wenig als von
diesem kann auch von dem Erstem die Cra-
nioskopie so genaue Rechenschaft geben, als
im hohen Grade zu wünschen wäre. Das
Einzige demnach, was in dieser Beziehung
uns gegönnt ist, bleibt die Abformung, welche
der Dichter selbst in den höhern fünfziger
Jahren von seinem Antlitz abnehmen liess,
und diese ist es auch, welche hier unsern
Lesern geboten wird. Was die Eigenthüm-
lichkeit dieser Form betrifft, bei welcher eben
nur vom Vorderhaupte die Rede sein kann,
so ist sie bereits in meiner Symbolik*) mehr-
fach besprochen. Die Vorderhauptshöhe ist
jedenfalls bedeutend, denn man kann sie
(obwohl nach Art des Abgusses auch hier
keine ganz genaue Messung möglich ist)

) Zweite Ausgabe, S. 173.

gegen 5% pariser Zoll rechnen. Weniger da-
gegen zeichnet die Stirn durch grössere Breite
sich aus, entsprechend geringerer Anlage für
analytisches Denken, obwohl sie immer über
47a pariser Zoll beträgt. Dagegen ist ihre
Modellirung von besonderer Schönheit; die
feine Rundung des mittlem Vorsprungs und
die bedeutenden, aber auch fein geformten
Schwellungen über den Augenhöhlen deuten
auf reine Gegenständlichkeit der Sinnesauf-
fassung und wohlwollende klare Beurthei-
lung. Merkwürdig sind die nahe zur schön-
geformten Nase herangerückten grossen Au-
genhöhlen, welche dem Adlerauge des Dichters
im Leben eine so grosse Macht des Ausdrucks
gewährten. Kommt nun noch die Schönheit
des Mundes und die feine Wölbung der
Wangen hinzu, so ahnt man welch wunder-
barer Reiz in jugendlichen Jahren hier alle
Verhältnisse bezeichnen musste. Die 1789
in Rom von Trippel gearbeitete schöne Büste
giebt noch jetzt uns den besten Begriff davon.
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