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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0039
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TAFEL XII.

FRIEDRICH VON SCHILLER.

Mögen dem grossen trefflichen Dichter
neuerlich noch so glänzende Feste gefeiert
worden sein, die unendlich rührende Pietät,
mit welcher ein Freund des Schiller'schen
Hauses, Herr Hofrath und Bürgermeister Karl
Lebrecht Schwabe, 21 Jahre nach Schiller's
Tode (im Jahre 1826) nach dreitägigem, jede
Mitternacht im Geheimen fortgesetztem Durch-
suchen von Graus und Moder, es endlich
erreichte, der Nachwelt diesen Schatz, den
wir hier in Abformung abbilden, aufzu-
finden und zu erhalten, wird immer einer
der merkwürdigsten Belege bleiben, wie tief
das Andenken dieses Geistes in die Herzen
deutscher Nation eingegraben ist. *) — Be-
kanntlich wurde dieser Schädel zuletzt nur
erkannt durch seine bis auf einen Backzahn
vollkommen gut erhaltene Zähne und die
mit dem Abgüsse der Todtenmaske genau
stimmenden Grössenverhältnisse, und muss
ich das Letztere (da in meiner Sammlung
Maske und Schädelabguss nebeneinander-
stehen) durchaus bestätigen, sobald man bei

*) Vgl. alles Nähere in der höchst dankenswerthen kleinen
Schrift von Dr. Jul. Schwabe: „Schiller's Beerdigung und die Auf-
suchung und Beisetzung seiner Gebeine" (Leipzig 1852). — Ich
selbst stand noch 1821 nachdem ich Goethe besucht hatte an dem
Gitter jenes traurigen Beinhauses (dem sogenannten Kassengewölbe")
und blickte in das Dunkel der Gruft, aus welcher jener wackere
Mann endlich fünf Jahre später noch Schiller's Ueberreste rettete.

dieser Vergleichung dem Eintrocknen jedes
Schädels und der Dicke der Hautbedeckunaen,
wTelche das Volum der Maske verstärken,
gehörige Rechnung trägt.

Von der Form dieses Schädels heisst es
bereits in der ersten Ausgabe dieses Atlas:
„Das Verhältniss im Ganzen ist äusserst
glücklich und harmonisch zu nennen und
stimmt wohl zu diesen hohen Geistesgaben.
Jeder der drei Hauptwirbel erscheint in voller
schöner Entwickelung besonders gross, schön
gerundet und fein moclellirt ist das Mittel-
haupt. Die Stirn ist (der philosophischen
Tendenz des Dichters angemessen) wesent-
lich mehr in der Breite ausgebildet als bei
Goethe, bei welchem sie dagegen mehr in
der Mitte vorspringt. Auch das Hinterhaupt
ist kräftig und ohne Höcker und Wülste
gebildet, wie denn überhaupt eine gewisse
feine Abrundung und Ausbildung der ganzen
Kopfbildung wohlgefällig ins Auge fällt."
Die Augen breite (4" 5"') ist verhältnissmäs-
sig gegen die übrigen Maasse (vgl. dieselben
in der Tabelle) mehr vorwiegend als die
der Ohrengegend (5" 6"'), und ich habe des-
halb früher schon Schiller mehr unter die
„Augenmenschen" gerechnet, womit das
Muthige seines Wesens und scharf Gegen-
ständliche seiner Auffassung als Dichter aufs
beste einstimmt.
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