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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0045
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TAFEL XV.

LUDWIG VAN BEETHOVEN.

Es liegen mir von diesem grossen Mei-
ster im Reiche der Töne zwei Abformungen
(leider nur des Antlitzes) vor, eine aus sei-
nen mittlem Jahren, die andere die Todten-
maske, und ich habe die letztere zur Abbil-
dung gewählt, weil sie den Knochenbau des
Hauptes wenigstens etwas besser erkennen
lässt; beide aber sind höchst unvollkommen,
zeigen die Ohröffnung nicht mit gehöriger
Schärfe, und geben vom übrigen Kopfbau,
welcher den Porträts nach gross und kräf-
tig gewesen sein muss, nicht die geringste
Kunde. Ebenso unvollkommen sind indess
die Abformungen von Haydn, Weber und
Mendelssohn, von Mozart existirt bekanntlich
gar keine, und so bewahre ich auch das
Wenige, was uns in dieser Beziehung von
Beethoven blieb, dankbar hier auf. Eins ist
jedoch, was auch in dieser unvollkommenen
Abformung sehr sprechend genannt werden
muss für diesen genialen Musiker, und das
ist eine ausnehmende Höhe und Breite des
Vorderhauptes, wie sie nur selten sich findet.
Es ist zwar nicht möglich, die Höhe dieses
Wirbels ganz genau zu messen, da die Höhe

der Ohrmuschel nur im untern Theile erhalten
ist, allein dass dieser Kopf einer der weni-
gen unter allen Schädeln, meiner Sammlung
ist, an welchem die' Stirnhöhe*) der von
Napoleon nahe kommt, d. h. über 5Va Zoll
beträgt, ist doch messbar und auch aus
dem Bau des Ganzen unverkennbar, wobei
übrigens noch erwähnt werden muss, dass
hier wie bei Talleyrand das Ohr sehr tief
stand, die Basis der Schädelhöhle also sehr
herabgedrückt erscheint, und folglich (wie
oben bemerkt) der Raum für das Hirn alle-
mal grösser angenommen werden muss.
Wie aber diese Vorderhaupthöhe an sich
auf grosse geistige Macht deutet, so ist nun
auch die Breite (5" 2"') ganz ungewöhnlich
und wird durch jene Anschwellung gegen
die Region des Ohres hin bedingt, welche
schon Gall veranlasste, hierher (nach seiner
unlogischen Art) das Organ für Musik zu
verlegen. Wirklich erkennen wir somit auch
diesmal schon aus der Klaue den Löwen.

*) Diese Stirn ist deshalb bereits in meiner ..Symbolik-
(zweite Ausgabe), S. 178, im Kleinen en faee abgebildet.
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