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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0060
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TAFEL XXII.

DER VATERMÖRDER JOHANN GOTTLOB KUTSCHKE.

Den Schädel dieses Bauernsohns aus
Beiersdorf in Sachsen, welcher vor ungefähr
zehn Jahren in Lichtenstein hingerichtet
wurde, nachdem er wegen Vermögensstreitig-
keiten seinen Vater umgebracht hatte, bildeich
hier ab, indem er gleich dem Schädel der
Giftmörderin Albrecht und auch gleich dem
Abguss des sehr grossen Kopfes von dem Gift-
mörder Palmer zeigen kann, wie viel leichter
bei einer sehr schwach entwickelten Gemüths-
region der Mensch zu Verbrechen sich hin-
reissen lässt. Auch hier also, ebenso bei
einem im ganzen kleinen Schädel, wie bei
Palmer mit einem so grossen, ist das Mittel-
haupt auffallend klein (nur 4" 6"' hoch, d. h.
nur 1"' mehr als der Vorderhauptswirbel,
und nur 3" 9"' lang, dabei aber 5" breit,
welches denn mehr auf Gefühl für äusser-

liche als für höhere Dinge deutet). Ver-
hältnissmässig gross ist dagegen für die
Kleinheit eines nicht ganz 50 Centimeter im
Umfange haltenden Kopfes das Hinterhaupt,
welches 4" Breite und fast ebenso viel (3" 11"')
Höhe zeigt. Es steht übrigens mit der all-
gemeinen Dürftigkeit des Schädelbaues noch
ein charakteristischer Zug aus dem Leben
dieses Menschen zu sehr im Einklänge, als
dass er ganz unerwähnt bleiben dürfte. Als
nämlich bei versuchter Einführung der so-
genannten Grundgesetze auch von Aufhebung
der Todesstrafe die Rede war, hatte sich
dieser Kutschke vor dem Begehen seines
Verbrechens sorgfältig befragt, ob auch wirk-
lich keine Todesstrafe mehr bestehe, und hatte
das Verbrechen erst ausgeführt, als man ihm
(irrigerweise) seine Frage bejaht hatte!
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