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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0077
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TAFEL XXX.

DIE ÜBEREINANDER GEZEICHNETEN CONTOURE
DREIER FRAUENSCHÄDEL VON TAFEL XVIII, XVII

UND XX.

Wer die Verhältnisse dieser verschiedenen
Linien genauer erwägen, diese drei Contoure
unter sich, und dann wieder mit denen der
männlichen Köpfe vergleichen will, dem wird
hier vieles Bedeutungsvolle hervortreten. —
Zuvörderst ist der grosse Abstand, den der
in der Entwickelung gehemmte Schädel einer
Idiotin gegen den gewöhnlichen Frauenschä-
del zeigt, sehr deutlich wahrzunehmen; und
dass es eben rein unmöglich bleibt, dass bei
einem so verkümmerten Gehirn und Schädel
höhere geistige Entwickelung stattfinde, wird?
immer als einer der schlagendsten Beweise
anzusehen sein für die wichtige Bedeutung
der Cranioskopie; denn es ist klar, dass das-
selbe, was hier im stärksten Beispiele unleug-
bar erscheint, in andern Fällen von geringem
Graden nicht minder sich geltend machen
wird.*) Nicht weniger auffallend tritt hier
die dürftige Schädelentwickelung der Albrecht
sehr bestimmt hervor, und dass eine so
niedrige Gemüthsart und so widrige, ver-
werfliche Thaten nur möglich (keineswegs

*) Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin zu bemerken,
wie wichtig die genaue Beachtung und Ausmessung solcher ver-
kümmerter Schädel gerade jetzt ist, wo mehr und mehr die öffent-
liche Aufmerksamkeit in Anspruch genommen wird für Versorgung
und Erziehung blödsinniger Kinder. (Wie von Dr. Guggenbühl in
der Schweiz, Dr. Kern in Leipzig und Director Sägert in Berlin.)
Hier kann zunächst immer nur die physiologische Cranioskopie
genau entscheiden, in wie weit von einer Erziehung und geistigen
Ausbildung die Rede sein könne. — In einem Falle, gleich dem
obenerwähnten, würde freilich stets nur das Wenigste erwartet wer-
den dürfen.

aber nothwendig bedingt) werden bei einer
auf ähnliche Weise verkümmerten Hirnbil-
dung, ist gewissermassen immer ein" Trost
für den Freund der Menschheit und ein ge-
wichtiger Wink für den Richter. — Es ist
übrigens kaum nöthig zu erinnern, dass man
hier bei diesem rothen Contour die Erhe-
bung eines blossen Knochenauswuchses von
der Höhe des Mittelhauptes ganz abziehen
müsse. — Die im ganzen bessere und für
einen weiblichen Schädel ziemlich grosse
Form jenes Mädchens, welches sich selbst
tödtete, tritt hier auf das deutlichste hervor,
zeigt sich jedoch offenbar mehr viereckig und
besonders im Hinterhaupte mehr vorragend,
als es einer schönen weiblichen Kopfform
angemessen ist.

Was die Vergleichung der weiblichen
Schädelbildung mit der männlichen über-
haupt betrifft, so empfehle ich dazu etwa
diese' Tafel gegen die vorhergehende mit
männlichen Köpfen vor helles Licht zu hal-
ten , und alles, was ich im allgemeinen über
den sehr abweichenden Bau der Geschlechter,
auch in dieser Hinsicht, gesagt habe, wird
man deutlich bestätigt finden, nämlich ge-
ringere, allgemeine Grösse und schwächeres
Vorder- und Hinterhaupt, beides ganz pa-
rallel der geringem geistigen Energie der
Frau und dem Vorwalten des Gemüths in
ihrem Geschlecht.
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