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Almanach 1926
einem Theater, und von diesem lockenden Ziele ver-
mochten ihn weder gütliche noch gewaltsame Operationen
seiner Erzeuger abzubringen. So stand, wie man sieht,
dem mütterlichen Ehrgeiz ein mächtiges Hindernis ent-
gegen, das ausgereicht hätte, auch manch anderen Jünger
in Apoll von den Pfaden der Gottesgelahrtheit hinweg-
zuführen, wenn auch nicht, wie in unserem Falle, sich
noch dazu ein zweites turmhoch vor unserem Kandidaten
aufgebaut hätte, das zu überwinden sein ganzes besseres
Ich sich sträubte, — die leidige Schule! — Es genügt zu
konstatieren, daß Franz mit der ihm eigenen Freiheit des
Geistes den gordischen Knoten zu lösen wußte, indem er
seine weitere wissenschaftliche Erziehung selbst in die
Hand zu nehmen sich entschloß. Und da ja doch jeder
gute Erziehungsplan einer gewissen Einheitlichkeit be-
darf, so war es ihm eine ausgemachte Sache, daß seine
menschliche Vervollkommnung den Händen seiner Er-
zeuger so entzogen werden mußte, daß auch räumlich
zwischen ihm und den einst von Franz Krüger gemalten
und gezeichneten Porträts seiner Ahnen eine Distanz gelegt
werden müsse, die genügende Sicherung gegen die Aus-
strahlungen jeglicher Tradition bot. Und so hat unser
Freund Franz den Rubikon überschritten. Was nun folgt,
muß teilweise peinvoll für ihn gewesen sein, denn der
Bericht hierüber ist nur durch unbestimmte Handbewe-
gungen angedeutet worden, die lastende Erinnerungen
wegzuschieben schienen, und was alsdann den Höhepunkt
seiner Jugenderinnerung bildete, waren die Rückblicke
auf seine künstlerischen Großtaten in einem jener Ateliers,
die ihre Entstehung dem berühmten Herrn Daguerre in
Paris verdanken. Ateliers, welche um die Mitte des vorigen
Almanach 1926
einem Theater, und von diesem lockenden Ziele ver-
mochten ihn weder gütliche noch gewaltsame Operationen
seiner Erzeuger abzubringen. So stand, wie man sieht,
dem mütterlichen Ehrgeiz ein mächtiges Hindernis ent-
gegen, das ausgereicht hätte, auch manch anderen Jünger
in Apoll von den Pfaden der Gottesgelahrtheit hinweg-
zuführen, wenn auch nicht, wie in unserem Falle, sich
noch dazu ein zweites turmhoch vor unserem Kandidaten
aufgebaut hätte, das zu überwinden sein ganzes besseres
Ich sich sträubte, — die leidige Schule! — Es genügt zu
konstatieren, daß Franz mit der ihm eigenen Freiheit des
Geistes den gordischen Knoten zu lösen wußte, indem er
seine weitere wissenschaftliche Erziehung selbst in die
Hand zu nehmen sich entschloß. Und da ja doch jeder
gute Erziehungsplan einer gewissen Einheitlichkeit be-
darf, so war es ihm eine ausgemachte Sache, daß seine
menschliche Vervollkommnung den Händen seiner Er-
zeuger so entzogen werden mußte, daß auch räumlich
zwischen ihm und den einst von Franz Krüger gemalten
und gezeichneten Porträts seiner Ahnen eine Distanz gelegt
werden müsse, die genügende Sicherung gegen die Aus-
strahlungen jeglicher Tradition bot. Und so hat unser
Freund Franz den Rubikon überschritten. Was nun folgt,
muß teilweise peinvoll für ihn gewesen sein, denn der
Bericht hierüber ist nur durch unbestimmte Handbewe-
gungen angedeutet worden, die lastende Erinnerungen
wegzuschieben schienen, und was alsdann den Höhepunkt
seiner Jugenderinnerung bildete, waren die Rückblicke
auf seine künstlerischen Großtaten in einem jener Ateliers,
die ihre Entstehung dem berühmten Herrn Daguerre in
Paris verdanken. Ateliers, welche um die Mitte des vorigen