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Almanach 1926

Franz Brüller und sein Kunsthandel wäre einer ein-
gehenderen Würdigung, als es der Rahmen dieser Skizzen
erlaubt, wert, denn wenn auch bisher nur seine Beziehun-
gen zu Malerei und Graphik berührt worden sind, so bilden
diese doch nur einen verschwindend kleinen Teil seiner
kunsthändlerisch behandelten Objekte. Er hat daneben
noch mit alten Klavieren und Musikinstrumenten,
Büchern und Schränken, gotischen Figuren und Sitz-
möbeln, Porzellan, Kristall und alten Siegeln, sowie Brief-
marken und Kuriositäten aller Art einen schwunghaften
Handel getrieben, dabei seiner händlerischen Eigenart
den weitesten Spielraum gelassen und mit den Objekten
die kühnsten Operationen ausgeführt. Wäre Franz Brüller
in einem weltbedeutenden Kunstzentrum wie Rom oder
Paris zur Welt gekommen, wo Gelegenheit und Raum
für große Operationen in echter oder gefälschter Kunst
sich täglich bietet, so hätte er nach seiner Veranlagung
eine Größe von Bedeutung werden müssen und die Welt
von sich reden machen. In Berlin ist er doch trotz seiner
dämonischen Verfassung nur der kleine Händler der
Berliner Altstadt, mit dem Bindfaden an der Türklingel
geblieben, dessen Spur nun schon lange verweht ist.

Aus dem Buch: Aus meinem Sammlerleben
 
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