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Walter Weidmann: Franz Krüger Gestern und Heute
Entfaltung des Gemütslebens dieser Biedermeiermen-
schen.
Nun gab es aber in Berlin keine Persönlichkeit, die
menschlich wie künstlerisch diesen Ansprüchen so völlig
hätte genügen können wie Franz Krüger. Seine Porträt-
auffassung befähigte ihn, in die Dargestellten etwas von
der Liebe hineinzulegen, mit der sie von ihren eigenen
Familienangehörigen täglich umgeben wurden. Sein emi-
nenter physiognomischer Blick bewirkte, daß die äußere
Ähnlichkeit der Modelle jeweils spielend erreicht wurde,,
zu der sich eine prägnante Lebendigkeit des seelischen
Ausdrucks gesellte. Gelangte eine farbige Technik in An-
wendung, so wußte er durch Wahrheit des Kolorits zu
verblüffen, die im Zeitalter des blutleeren Kartonstils eines
Cornelius nicht einer gewissen Kühnheit entbehrte. —
Diese Vorzüge des Meisters waren es, die ihm für Leb-
zeiten ein dankbares Publikum sicherten, das ihn immer
wieder mit neuen Aufträgen überhäufte; ein Umstand,
der ihn jedoch nicht verleitete, in der Ausführung ober-
flächlich oder in der Empfindung banal zu werden. Seine
Tätigkeit wurde so umfassend, die Zahl der prominenten
Persönlichkeiten, die er malte und zeichnete (insbesondere
auch auf den Paradebildern und dem der Huldigung an
Friedrich Wilhelm IV.), ist so bedeutend, daß man füglich
behaupten kann, die Vorstellung vom Berlin des Bieder-
meiers könne ohne sein Wirken für uns heute nur eine
recht unvollkommene sein. Was er ist und gewesen, emp-
findet man deutlich bei historischen Gestalten, die in
seine Zeit hineinragen, ohne daß sie Krüger im Bilde
festgehalten. Wie sehr müßte es erfreuen, wenn die Gunst
der Umstände es erlaubt hätte, daß der Meister ein Porträt
 
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