Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
104

Almanach 1926

oder jene charakteristische Jagdszene aus dem Jahre 1825,
welche sich im Schloß Neustrelitz1) befindet? Die ganz
ungewöhnlich umfangreiche künstlerische Produktion des
Meisters hat eben zuweilen verhindert, sich seiner besten
Werke zu erinnern. Anstatt nun diese, wenn auch oft nur
umständlich zu erreichenden, zu publizieren, begnügte
man sich, die sattsam bekannten immer wieder von neuem
abzubilden. Wird also die Kennerschaft um Krüger bei
vielen eingeengt, weil doch im Wissen um den Gesamt-
bestand des Oeuvres zu beträchtliche Lücken vorhanden,
so verleitet auch häufig die moderne Einstellung, den
Schwerpunkt für sein Schaffen in einer Weise zu ver-
schieben, die seinen künstlerischen Absichten nicht ge-
recht wird.
Wir, die wir alle dem Sehzwang unterliegen, wie ihn
eine impressionistisch gerichtete Anschauung vermittelt,
wissen um die Bedeutung des Wortes: „Stil ist Weglassen
alles Überflüssigen.“ Das Skizzenhafte übt auf uns einen
besonderen Reiz aus, weil es unserem, dazu vorgeschulten,
modernen Auge schmeichelt, den durch die gegebenen
Umrisse erzeugten Eindruck in der eigenen Phantasie zu
dem fertigen Bilde zu vollenden. Diese Fähigkeit des
produktiven Sehens darf indessen bei den Biedermeier-
menschen nicht als vorhanden vorausgesetzt werden, sie
erwarteten von den Künstlern vielmehr eine Exaktheit
im Detail der Ausführung, die für unsere Ansprüche oft
etwas Fatales hat. Es hieße indessen Krüger aus dem Geist
T) Der Autor läßt in unserem Verlage im Frühjahr 1926 eine
Monographie über Franz Krüger erscheinen mit zahlreichen, zum
erstenmal veröffentlichten Abbildungen nach Gemälden und
Zeichnungen des Künstlers,
 
Annotationen