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Almanach 1926

Franc-Lamy: Ich habe ihn auf dem Schloß der
Herzogin X . . . auf einem Tangotee getroffen.
„Die Damen ließen den Meister nicht aus, begeister-
ten sich über das Lebensechte seiner Personen, die
Aufrichtigkeit seiner Kunst usw. . . .
„Wie stellen Sie es an, Meister, um das menschliche
Herz so von Grund auf zu kennen?“
„Und jener: .Wie ich es anstelle? Ich will Ihnen mein
Geheimnis sagen. Ich stütze mich auf die Natur . . . ‘ Man
war im Rosengarten des Schlosses; wenn du das, Renoir,
gesehen hättest, diese Tausende von Rosen in Rlüte.
„Das ist meine Leidenschaft, die Rosen, sagte die
Herzogin zu Hervieu und bei Ihrer Liebe für die Na-
tur . . . ! “
„Einige Tage darauf erhielt die Herzogin mit den
hunderttausend Rosen per Eisenbahn eine Sendung von
diesem Liebenden der Natur: in goldenes Papier gehüllt,
einen Strauß von Rosen, wie sie in den Laboratorien
der Blumenhändler künstlich groß getrieben und von
eisernen Drähten gehalten werden . . .
Ich (zu Renoir): Ich habe sie nie von Sarah Bernhardt
sprechen hören!
Renoir: Was ich an der Frau liebe, ist der weibliche1)
„Charme“, und der ist selten! . . . Eine, die ihn vor allem
besaß! Jeanne Granier. Wer sie nicht im Blaubart ge-
sehen hat. . .
„Das war eine, die ich gern gemalt hätte!“
*) Renoir hatte Sarah Bernhardt in der Kameliendame
gesehen, und da er dies Stück verabscheute, so hatte ihm die
Künstlerin für immer mißfallen.
Aus dem Buch von Vollard: Auguste Renoir,
 
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