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ÜBER JAVANISCHE
UND INDISCHE KUNST
Von William Cohn
Das Bild Indiens, des Mutterlandes der südasiatischen
Kultur, wird durch das religiöse Bauwerk bestimmt.
Schöpfungen brahmanischer, buddhistischer, jainistischer
und islamischer Kunst tragen in gleicher Weise zu diesem
Eindrücke bei. Zahllos sind die wie Kleinodien durchge-
arbeiteten Hochbauten und Felsanlagen, die das Land
übersäen, entstanden im Laufe von zwei Jahrtausenden,
viele trotz hohen Alters unversehrt, viele kunstvoll und
verständig konserviert, manche aber auch roh und rück-
sichtslos restauriert. Ja, wenn man selbst nur an die Tem-
pel denkt, die noch heute im Dienst der Kirche stehen
und die frommen Gebete der Gläubigen hören wie einst,
so ist die Fülle überraschend. Indien ist eben das denk-
malreichste Land der Erde. Weder Griechenland noch
Italien oder Deutschland können sich mit ihm messen.
Die indische Landschaft dagegen ist zumeist herb und
eintönig. Europa vermag durchaus neben ihr zu bestehen.
Eine Reise nach Indien um der Naturschönheiten willen
muß enttäuschen.
Ganz anders liegen die Dinge auf Java. Hier ist es der
Glanz der natürlichen Umgebung, der alle anderen Ein-
drücke zurückdrängt. An hundert Vulkane haben die
Insel mit einem Relief von herrlichen Formungen über-
zogen und einen Boden geschaffen, dessen Flora ohneglei-
chen ist. Wie wenige Bauwerke aus alter Zeit stehen noch
auf dieser Insel, die immerhin den halben Flächenraum
 
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