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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1926

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Künstler-Anekdoten. Aus "Kunst und Künstler"
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https://doi.org/10.11588/diglit.70233#0184
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•^8 Almanach 1926
„Können sie mir sagen, aus welchem Jahrhundert es
ist? “
„Nein, Herr Hofrat.“
„Können Sie mir wenigstens sagen, welchen Heiligen
es darstellt?“
„Ich bin Israelit, Herr Hofrat.
*
Der alte Lippmann pflegte zu sagen: „Kinder, wenn
ihr was beweisen wollt, bildet nur nichts ab.“
*
Ein Kunstredner hat in Gleiwitz gesprochen. Nach dem
Vortrag sitzt er mit einigen Herren des Vorstandes zu-
sammen und fragt: „Gibt es hier denn gar nichts zu sehen,
ist in Gleiwitz gar nichts los?“ Man antwortet: „Zu sehen
ist hier nichts, aber Meier-Graefe hat hier die Schule be-
sucht.
*
Ein Museumsdirektor zeigte vor dem Krieg einem preu-
ßischen Kultusminister sein Werk über persische Fayencen
mit farbigen Abbildungen. Schweigend blätterte der
Minister bis zur Mitte des Buches. Da kam eine Tafel,
die eine Fayence in Blau und Weiß darstellt. Und der
Minister rief: „Ah, die Farben der Göttinger Borussen!“
*
Matisse quälte sich einst mit einer Schülerin, einer
Russin, er suchte in ihre Auffassung der Natur einzu-
dringen, mußte es aber aufgeben und fragte endlich ver-
zweifelt, was sie denn eigentlich in der Natur suche. Die
Russin antwortete: „Je cherche le neuf.“
*
 
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