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Nr. 2

Die Kunstsammlungen im Berliner Privatbesitz, die in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts zusammengebracht sind, sind schon seit Jahrzehnten verkauft
oder sonst aus Berlin entfernt worden. Als letzte ist die kleine, aber besonders ge-
wählte Sammlung des Grafen Pourtales der Wut des russischen Pöbels zum Opfer
gefallen, als dieser bei Anfang des Krieges die deutsche Botschaft plünderte. In-
zwischen sind aber in Berlin neue Sammlungen alter Kunst entstanden, zahlreichere
und umfangreichere, zugleich vielseitigere und gewähltere, als jene älteren Samm-
lungen waren; ein Kunstbesitz, wie er in Deutschland in Privathänden einzig ist.
Aber nach dem Menschenalter, das über ihre Bildung hingegangen ist, beginnt sich
leider die Reihe ihrer Sammler zu lichten. Von den Erben hat erfahrungsmäßig nur
selten einer das Interesse an der Kunst, das der Vater hatte; auch sind die Werte
von Kunstwerken so außerordentlich gestiegen, daß nur ausnahmsweise einer der
Erben zur Übernahme der Sammlung imstande wäre. So hat die älteste dieser Samm-
lungen, die von Oscar Hainauer, nach seinem Tode verkauft werden müssen; ihr
folgte eine sehr wertvolle Sammlung von altem deutschen Silber, und jetzt steht,
nach dem Ableben der Besitzer, gleichzeitig der Verkauf von mehreren gewählten
Berliner Sammlungen alter Kunst vor der Tür. Unter diesen ist die Sammlung des
verstorbenen Geh. Regierungsrats Richard v. Kaufmann, deren Katalog wir hier
vorlegen, nach Umfang und Kunstwert weitaus die bedeutendste, Waren jene vor-
genannten Sammlungen vor etwa zehn Jahren heimlich nach Amerika verkauft worden,
so konnten wir die Versteigerung der v. Kaufmannschen Sammlung, die durch die
Verhältnisse geboten war, für Berlin sichern. Daher hat der Unterzeichnete und
haben seine Kollegen an den K. Museen keinen Anstand genommen, selbst den Katalog
anzufertigen, um so mehr, als die Erwerbung der meisten und wertvollsten Kunst-
werke dieser Sammlung auf unsere Anregung und durch unsere Vermittlung erfolgt ist.

Seit ich in die Leitung unserer K. Museen berufen worden bin, habe ich es
mir ganz besonders angelegen sein lassen, hier in Berlin und weit darüber hinaus
das Interesse an der Kunst und am Sammeln der Kunstwerke zu wecken, den
Sammlern bei der Ermittlung und Erwerbung guter Stücke wie bei ihrer Auf-
stellung und Katalogisierung in jeder Weise behilflich zu sein. Dadurch haben wir
unseren K. Museen warme Freunde und Gönner erworben und haben vor allem
die Freude gehabt, das Interesse an der alten Kunst in Berlin wesentlich zu heben
und den Besitz an tüchtigen und ausgezeichneten Werken der alten Kunst in
Deutschland, vorwiegend durch Erwerbungen im Auslande, um das Vielfache zu
vermehren. Wenn wir jetzt bei der Zerstreuung gerade einer der reichsten und
 
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