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Kunstsalon Paul Cassirer [Hrsg.]; Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Die Sammlung Eugen Schweitzer Berlin: Versteigerung Donnerstag den 6. Juni 1918 in Berlin — Berlin, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.16455#0015
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Eugen Schweitzer war ein Dilettant — im ursprünglichen Sinne des
glücklichen Wortes —, nämlich ein Mann, der sich zu seiner
Freude tätig den Kunstgelehrten anschloß, weil seine rührige Natur
an dem bloßen Empfangen kein Genüge fand. Ohne innere. Neigung
sollte sich niemand in irgendwelcher Weise mit der Kunst einlassen.
Etwas vom Wesen des Dilettanten sollte sich jeder Kunstforscher
bewahren. In Deutschland gedeiht der Dilettant nicht, eher in Eng-
land, wo Liebhaber und Sammler über die Angestelllen und Ver-
pflichteten herrschen.

Deutschland ist nun einmal des Land der staatlich anerkannten
Fachleute, der Diplominhaber. Und schon der herablassende und
herabsetzende Ton, der den Titel Dilettant umgefärbt hat, läßt er-
kennen, wie Gildendünkel und Gelehrtenpedanterie das Arbeitsgebiet
absperren. Die „Organisation", die immer weiter greift, hindert auf-
frischenden Zustrom, ohne den dumpfige Luft zu entstehen droht.

Eugen Schweitzer, der Kaufmann gewesen war, verwendete die
erworbene Muße mit heiterem, nie enttäuschtem Eifer zum Studium
der alten Kunst. Er brachte eine prachtvolle Bibliothek zusammen,
sammelte Photographien nach Gemälden, ordnete, las und verglich.
Die Ergebnisse seiner Geschäftigkeit sind nicht verloren. In der
kunsthistorischen Literatur wird sein Andenken bewahrt durch einen
gründlichen Aufsatz über die Maler von Cremona, den er 1900 in der
italienischen Zeitschrift L'Arte veröffentlicht hat. Seine überaus um-
fangreiche Sammlung von Photographien leistet den Berliner Kunst-
gelehrten die nützlichsten Dienste, nachdem sie durch einen hoch-
herzigen Entschluß seiner Witwe teilweise der Universität, teilweise
dem Kupferstichkabinette geschenkt worden ist.

Was Eugen Schweitzers allseitig empfänglicher und kunsthistorisch
gebildeter Geschmack an Originalen zusammengetragen hat, ist auf
den folgenden Seiten von Georg Gronau und mir verzeichnet: ein

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