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Kunstsalon Paul Cassirer [Hrsg.]; Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Die Sammlung Eugen Schweitzer Berlin: Versteigerung Donnerstag den 6. Juni 1918 in Berlin — Berlin, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.16455#0016
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halbes Hundert Tafelbilder, aus Manuskripten herausgeschnittene
Miniaturen, Bildwerke in Holz, Marmor und Ton, endlich einige
Glasmalereien und Porträtminiaturen. Bei den Bildwerken über-
wiegen die deutschen Arbeiten, bei den Gemälden die italienischen
vom Anfange des 16. Jahrhunderts.

Der niederländischen Malkunst des 17. Jahrhunderts, deren Er-
zeugnisse den heimischen Markt zu füllen pflegen, ist ersichtlich nur
mäßige Teilnahme zugewandt gewesen.

Als Eugen Schweitzer verliebt zur Kunstwissenschaft in Beziehung
trat, leuchtete ihm der Stern Giovanni Morellis. Ich glaube nicht,
daß er noch Gelegenheit fand, den alten Zauberer, der manchen
wie ein Taschenspieler vorkam, kennenzulernen, aber er begeisterte
sich an den Büchern Morellis, an der „exakten Methode des Bilder-
bestimmens", die da verkündet und gelehrt wurde, und er warb in
Mailand um die Freundschaft Gustavo Frizzonis, der wie ein Statt-
halter Morellis Erbe pietätvoll verwaltete. Mit Frizzoni begab er sich
auf Studienreisen, in Italien und in England. Dieser Verbindung ist
es zu danken, daß die in der Lombardei tätigen Maler hier so reich
vertreten sind, besonders Gaudenzio Ferrari, dessen üppig rauschende
Kunst das Herz des Sammlers leicht gewann.

Mit den oberitallenischen Bildern bietet dieser Nachlaß Gegenstände,
die auf dem Kunstmarkt zu den seltensten gehören. Namentlich in
einer Zeit, da Italien unzugänglich ist, wirkt das Beieinander un-
erwartet wie ein Wunder.

Wer die liebenswürdige Person dieses Sammlers gekannt hat und
als Kunstgelehrter im Umgang mit ihm sich der beglückenden Möglich-
keiten seines Berufes recht bewußt wurde: dem bergen diese Kunst-
werke die freundlichsten Erinnerungen. Aber auch die Anderen
und Jüngeren werden spüren, welche glückliche Vereinigung von
Enthusiasmus und Gelehrsamkeit diese Sammlung geschaffen hat.

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MAX J. FRIEDLÄNDER

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