warten zu können, kamen ihm fast alle Gelegenheiten. Mit Vorsicht, unauffällig und
gelassen verfolgte er Nummer für Nummer am Auktionstische. Was er im Laufe vieler
Jahre dank seiner überlegenen Kenntnis und seiner klugen Geduld zusammengetragen
hat, ist erstaunlich.
Aus der umfangreichen Sammlung ist das Dürer-Werk herausgelöst und zum Ver-
kauf gestellt. Es ist fast lückenlos und umfaßt nicht nur die anerkannten Schöpfungen
des Meisters, sondern auch, was Bartsch, Passavant, Heller u. a. mehr oder weniger
sinnreich an zweifelhaften Holzschnitten angereiht haben, dahei kunsthistorisch merk-
würdige Dinge von Nachfolgern und Nachahmern.
Der Katalog ist von Fräulein Dr. Grete Ring mit höchster Sorgfalt redigiert.
Von einem Gebrauch der Auktionskataloge wird ahgewichen, indem Bemerkungen
über Druckqualität unterlassen sind. Eine Konvention gleichmäßiger und folgerichtiger
Übertreibungen hat sich ausgebildet. Die Eingeweihten besitzen den Schlüssel und ver-
stehen unter „güt ': mäßig, unter „herrlich“: gut — und werden erst gespannt, wenn sie
auf eine kunstvolle Kombination rühmender Eigenschaftswörter stoßen. An Stelle der
gewohnten em wenig lächerlich gewordenen Skala eine andere — mehr nüchterne und
bescheidene — zu setzen, ist schwierig und bedenklich. Deshalb wird versuchsweise
von rühmenden Angaben ganz abgesehen.
Was die Kupferstiche Dürers angeht, hat sich das Verständnis für Druckqualität im
allgemeinen verfeinert. Als die Preise stiegen, betrachtete man das einzelne Exempl ar
vorsichtiger und wählerischer und machte genauere Unterscheidungen.
Der mißtrauischen Kritik wird unsere Reihe standhalten mit Drucken, die des
Meisters Schöpfung m Glanz und Schärfe, oder doch unbeeinträchtigt und ungeschmälert
offenbaren.
Im Falle der Holzschnitte ist das Urteil zumeist minder streng, obwohl em schlechter,
später Holzdruck Vergröberung und Entstellung bedeutet, em später und schwacher
Kupferdruck hingegen nur Abschwächung und Verblassung. Herr Vmcent Mayer hat
rechtzeitig erkannt, daß allem aus frühen und klaren Drucken Dürers W ollen und
Vollbringen deutlich wird, und eine fast geschlossene Folge von Blättern der besten Art
zusammengebracht. Soviel über das Ganze; im einzelnen wird der Kunstfreund — zu
seinem Nutzen — angehalten, scharf zuzusehen und aus eigener Beobachtung zu urteilen.
Flax J. Friedländer.
gelassen verfolgte er Nummer für Nummer am Auktionstische. Was er im Laufe vieler
Jahre dank seiner überlegenen Kenntnis und seiner klugen Geduld zusammengetragen
hat, ist erstaunlich.
Aus der umfangreichen Sammlung ist das Dürer-Werk herausgelöst und zum Ver-
kauf gestellt. Es ist fast lückenlos und umfaßt nicht nur die anerkannten Schöpfungen
des Meisters, sondern auch, was Bartsch, Passavant, Heller u. a. mehr oder weniger
sinnreich an zweifelhaften Holzschnitten angereiht haben, dahei kunsthistorisch merk-
würdige Dinge von Nachfolgern und Nachahmern.
Der Katalog ist von Fräulein Dr. Grete Ring mit höchster Sorgfalt redigiert.
Von einem Gebrauch der Auktionskataloge wird ahgewichen, indem Bemerkungen
über Druckqualität unterlassen sind. Eine Konvention gleichmäßiger und folgerichtiger
Übertreibungen hat sich ausgebildet. Die Eingeweihten besitzen den Schlüssel und ver-
stehen unter „güt ': mäßig, unter „herrlich“: gut — und werden erst gespannt, wenn sie
auf eine kunstvolle Kombination rühmender Eigenschaftswörter stoßen. An Stelle der
gewohnten em wenig lächerlich gewordenen Skala eine andere — mehr nüchterne und
bescheidene — zu setzen, ist schwierig und bedenklich. Deshalb wird versuchsweise
von rühmenden Angaben ganz abgesehen.
Was die Kupferstiche Dürers angeht, hat sich das Verständnis für Druckqualität im
allgemeinen verfeinert. Als die Preise stiegen, betrachtete man das einzelne Exempl ar
vorsichtiger und wählerischer und machte genauere Unterscheidungen.
Der mißtrauischen Kritik wird unsere Reihe standhalten mit Drucken, die des
Meisters Schöpfung m Glanz und Schärfe, oder doch unbeeinträchtigt und ungeschmälert
offenbaren.
Im Falle der Holzschnitte ist das Urteil zumeist minder streng, obwohl em schlechter,
später Holzdruck Vergröberung und Entstellung bedeutet, em später und schwacher
Kupferdruck hingegen nur Abschwächung und Verblassung. Herr Vmcent Mayer hat
rechtzeitig erkannt, daß allem aus frühen und klaren Drucken Dürers W ollen und
Vollbringen deutlich wird, und eine fast geschlossene Folge von Blättern der besten Art
zusammengebracht. Soviel über das Ganze; im einzelnen wird der Kunstfreund — zu
seinem Nutzen — angehalten, scharf zuzusehen und aus eigener Beobachtung zu urteilen.
Flax J. Friedländer.