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Cennini, Cennino; Ilg, Albert; Ilg, Albert [Hrsg.]; Ilg, Albert [Übers.]
Das Buch von der Kunst oder Tractat der Malerei des Cennino Cennini da Colle di Valdelsa — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 1: Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhändler, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.66198#0059
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— 3i —
die Farbe ein liebliches Gelb. Aus dieser Farbe bildet sich mit
anderer Beimischung, wie ich dir zeigen werde, ein schönes
Grün und eine Farbe für Gras. Wohl neige ich zu der Meinung,
dass diese Farbe ein eigener Stein sei, der von den vulcanischen
Gipfeln der Berge herrührt, aber ich sage dir nur, es ist eine
künstliche, gleichwohl nicht chemisch bereitete Farbe.

Von der Natur einer gelben Farbe, welche Orpimento heisst.
Auch gibt es eine gelbe Farbe, welche man Orpimento Cap.47.
nennt. Diese Farbe ist eine künstlich erzeugte, chemisch zu-
bereitet und wahrhaft giftig. Ihr Ton ist ein liebliches Gelb,
dem Gold ähnlich wie keine andere Farbe. Zur Arbeit auf der
Mauer ist es nicht gut, weder Fresco noch mit Tempera, da
es durch die Luft geschwärzt wird. Sehr tauglich aber ist es
zum Bemalen der Schilde und Lanzen. Aus dieser Farbe wird
durch Beimischung von Indaco baccadeo eine grüne Farbe für
Gras und Kräuter. Die Tempera verlangt sie nur mit Leim.
Mit dieser Farbe heilt man die Sperber von einer gewissen
Krankheit, die sie behaftet. Diese Farbe ist am schwierigsten
zu reiben unter allen, die in unserer Kunst angewandt werden.
Wenn du sie zubereiten willst, so bringe eine Quantität, wie
dir beliebt, auf den Stein und mit jenem, den du in der Hand
hältst, beginne von einem Stein zum andern zu streichen und
zu pressen, indem du ein wenig kleingemachtes Glas bei-
mischest, weil der Glasstaub das Auripigment den Rauhheiten
des Steines grösseren (Reibungs-) Widerstand entgegensetzen
lässt. Wenn du es zu Pulver gemacht hast, giesse das reine
Wasser darauf und mahle es soviel du vermagst, und wenn du
es zehn Jahre gerieben, so wird es immer vollkommener. Hüte
dich, den Mund damit zu beschmutzen, weil dir nur Schaden
daraus erwachsen könnte.
 
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