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Chłe̜dowski, Kazimierz
Rom (Band 2): Die Menschen des Barock — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.42834#0089
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PAOLO GIORDANO ORSINI

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er den Architekten Fontana, der ohne wirklich schöpferische Begabung
die Wünsche des Papstes in gewissenhaftester Weise erfüllte. Es gibt
ein Bild von Sixtus, umgehen von allen Gebäuden, die er hat errichten
lassen: der Kapelle S. Maria Maggiore, dem lateranensischen Palast, dem
Ponte Sisto und sechs Kirchen und Obelisken. Nachdem der Obelisk
auf dem Petersplatz aufgestellt war, liess der Papst noch einige antike
Säulen aufrichten und versah sie mit Kreuzen oder Apostelstatuen.
1587 liess Sixtus zur Erinnerung an die Ausrottung des Banditen-
unwesens, eine Medaille prägen. Auf dem Avers schläft ein Bauer mit
geöffnetem vollen Geldsack unter einem Baume, darunter stehen die
Worte: „Perfecta securitas.“ Natürlich sind diese Worte nicht frei
von Übertreibung, aber Sixtus’ drakonische Massnahmen hatten eine
Zeit hindurch Erfolg, und die Bevölkerung konnte ihrer Arbeit ohne
Furcht vor den römischen Baronen und Banditen nachgehen.
Das Volk hat Sixtus blutig gehasst; hei der Nachricht seines Todes -
stürmte es aufs Kapitol, um die Statue zu zertrümmern, die der Senat
dem Papst in Anerkennung seiner Verdienste um die Ausrottung der
Banditen gesetzt hatte. Die Ivardinäle versuchten, die Menge durch den
Konnetabel Colonna, der mit einer Nichte des Verstorbenen verheiratet
war, zu beruhigen. Colonna versprach, die Statue würde verhüllt werden,
bis der Senat eine neue Bestimmung getroffen hätte. Das Werk wurde
gerettet, und der Senat fasste den Beschluss, lebenden Päpsten nicht
wieder Denkmäler zu errichten. Dies Dekret wurde jedoch häufig
umgangen.
Sixtus hat der Bevölkerung eine solche Furcht eingeflösst, dass er,
wie der Historiker Muratori versichert, noch 200 Jahre nach seinem
Tode als Schreckgespenst für unartige Kinder galt.
VIII.
Doch zurück zu Paolo Giordano.
Ein schweres Fieber warf ihn aufs Krankenlager unmittelbar
nachdem er sich im Sommer in Salö am Gardasee niedergelassen hatte,
mit der Absicht, den Herbst in Venedig zu verbringen. Er wurde zur
Ader gelassen, aber diese Operation schwächte den erkrankten Orga-
nismus nur, und Orsini stai’b am 12. Oktober 1585. „Avvisi di Roma“
berichten, Orsinis Tod „sei im geeignetsten Augenblick eingetreten“,
und die römische Bevölkerung bezichtigte den Grossherzog Francesco,
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