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ROM
Ansprüche fraglicher Natur waren, das Herzogtum war kaiserliches
Lehen und der damals noch junge Grossherzog Ferdinand II. de’ Me-
dici, der mit Francesco Marias einziger Enkelin, Vittoria della Rovere
verheiratet war, konnte sich als Erbe melden. Aber die damalige floren-
tinische Regierung war vollkommen unzulänglich und liess die Gelegen-
heit, Florenz durch Urbino zu vergrössern, ungenützt verstreichen.
Konnte nun Urban VIII. den Nepoten nicht Urbino übertragen, so
hat er sie aufs grossmütigste dafür entschädigt. Er ernannte Francesco
zum Kardinal; obgleich er nach Aussage des Papstes keine Wunder
wirken konnte, war er als vernünftiger würdiger Mann allgemein
beliebt; selbst der boshafte Leti rühmt sein vorbildliches Leben. Der
Papst hat auf Francesco grosse Stücke gehalten, er ernannte ihn zum
Kardinal-Patron des Kirchenstaates, übertrug ihm die wichtigsten An-
gelegenheiten und berief sich stets auf ihn, wenn er selbst die Verant-
wortung für irgendein Geschehnis nicht tragen wollte. Handelte es sich
jedoch um einen wichtigen Entschluss, so drängte er dem Kardinal
seine eigne Ansicht auf. Es kam sogar zu einem unangenehmen Zwischen-
fall, da er den Kardinal zu sehr in den Vordergrund drängte. Als Odo-
ardo Farnese in Rom war, sagte der Papst mit der Absicht ihm zu
schmeicheln, „der Kardinal-Patron habe eine besonders gute Meinung
von ihm“, Farnese gab darauf zur Antwort: „Heiliger Vater, ich habe
keinen andern Patron als Ew. Heiligkeit“, und verliess die Stadt am
gleichen Tage. Der Papst übertrug Francesco zahllose Pfründen und
Ämter, die ungeheure Einkünfte abwarfen; nach dem Tode des Vize-
kanzlers der Kurie, Lodovico Ludovisi, verlieh er ihm auch dieses Amt.
Seine freien Stunden widmete Francesco den Wissenschaften, er über-
setzte Marc Aurel und legte den Grundstein zu jener ausserordentlich
kostbaren Ribliothek der Barberini, die kürzlich der vatikanischen
Bücherei einverleibt wurde. Der Kardinal sammelte auch Kunstwerke,
namentlich Bilder; mehrere davon befinden sich noch heute in der
Galerie Bai’berini. Einen grossen Teil der von ihm gesammelten Ge-
mälde, Medaillen und Gemmen hat jedoch Cornelia Barberini später
verkauft; sie hat auch Klemens XIV. den Obelisken geschenkt, der heute
auf dem Monte Pincio steht. Beim Verkauf der Sammluug hat die
Münchener Glyptothek den grössten Schatz des Barberini-Museums er-
worben: den schlafenden Satyr, der zumeist der Barberinische Faun ge-
nannt wird. Das British Museum hat sich die Portlandvase, ein weiss-
figuriges Glasgefäss, gesichert.
ROM
Ansprüche fraglicher Natur waren, das Herzogtum war kaiserliches
Lehen und der damals noch junge Grossherzog Ferdinand II. de’ Me-
dici, der mit Francesco Marias einziger Enkelin, Vittoria della Rovere
verheiratet war, konnte sich als Erbe melden. Aber die damalige floren-
tinische Regierung war vollkommen unzulänglich und liess die Gelegen-
heit, Florenz durch Urbino zu vergrössern, ungenützt verstreichen.
Konnte nun Urban VIII. den Nepoten nicht Urbino übertragen, so
hat er sie aufs grossmütigste dafür entschädigt. Er ernannte Francesco
zum Kardinal; obgleich er nach Aussage des Papstes keine Wunder
wirken konnte, war er als vernünftiger würdiger Mann allgemein
beliebt; selbst der boshafte Leti rühmt sein vorbildliches Leben. Der
Papst hat auf Francesco grosse Stücke gehalten, er ernannte ihn zum
Kardinal-Patron des Kirchenstaates, übertrug ihm die wichtigsten An-
gelegenheiten und berief sich stets auf ihn, wenn er selbst die Verant-
wortung für irgendein Geschehnis nicht tragen wollte. Handelte es sich
jedoch um einen wichtigen Entschluss, so drängte er dem Kardinal
seine eigne Ansicht auf. Es kam sogar zu einem unangenehmen Zwischen-
fall, da er den Kardinal zu sehr in den Vordergrund drängte. Als Odo-
ardo Farnese in Rom war, sagte der Papst mit der Absicht ihm zu
schmeicheln, „der Kardinal-Patron habe eine besonders gute Meinung
von ihm“, Farnese gab darauf zur Antwort: „Heiliger Vater, ich habe
keinen andern Patron als Ew. Heiligkeit“, und verliess die Stadt am
gleichen Tage. Der Papst übertrug Francesco zahllose Pfründen und
Ämter, die ungeheure Einkünfte abwarfen; nach dem Tode des Vize-
kanzlers der Kurie, Lodovico Ludovisi, verlieh er ihm auch dieses Amt.
Seine freien Stunden widmete Francesco den Wissenschaften, er über-
setzte Marc Aurel und legte den Grundstein zu jener ausserordentlich
kostbaren Ribliothek der Barberini, die kürzlich der vatikanischen
Bücherei einverleibt wurde. Der Kardinal sammelte auch Kunstwerke,
namentlich Bilder; mehrere davon befinden sich noch heute in der
Galerie Bai’berini. Einen grossen Teil der von ihm gesammelten Ge-
mälde, Medaillen und Gemmen hat jedoch Cornelia Barberini später
verkauft; sie hat auch Klemens XIV. den Obelisken geschenkt, der heute
auf dem Monte Pincio steht. Beim Verkauf der Sammluug hat die
Münchener Glyptothek den grössten Schatz des Barberini-Museums er-
worben: den schlafenden Satyr, der zumeist der Barberinische Faun ge-
nannt wird. Das British Museum hat sich die Portlandvase, ein weiss-
figuriges Glasgefäss, gesichert.