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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 2 (Februar 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0008
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.—

den ſich unbrauchbar gewordene Geräthe genug auffinden, um

für das archäologiſche Studium die nöthigen Anhaltspunkte zu
geben. Was noch fehlt, läßt ſich durch Abgüſſe erſetzen. Was
aber die noch brauchbaren Gefäße und Gewänder betrifft, ſo-
werden dieſe unter dem Einfluß der Vereine zweckmäßig re-
ſtaurirt, und ihrer heiligen Beſtimmung erhalten bleiben, ohne
daß ſie dadurch für das Studium unfruchtbar werden.
die ſchönen, da und dort noch befindlichen Monſtranzen, Oſten-
ſorien, Kaſeln u. ſ. w. werden zum Zweck einer periodiſchen
Ausſtellung den chriſtlichen Kunſtvereinen und Muſeen gewiß
mit mehr Vertrauen und Sicherheit, aber auch mit mehr An-
ſtand anvertraut werden, als man ſie etwa ſchon zur Unter-
haltung des jeweiligen Publikums in einer pompöſen Expoſition
vermiſchten alten Trödels geſehen hat. ö

u.. fiterariſche Mittheilungen.
1)Gothiſches Muſterbuch, herausgegeben von V. Statz
und G. Ungewitter mit einer Einleitung von A. Reichens-
perger, Leipzig bei T. O. Weigel 1856—61. 2 Bände.

52 S. und 216 Tafeln. Folio. Preis 36 Thlr.; in eleg.

Mappe 37 Thlr.

In dieſem beachtungswerthen Werke, einem „Elementar-

Stu dienbuche“ wollen die rühmlichſt bekannten. Verfaſſer
die Anwendung des gothiſchen Styles auf die verſchiedenen

Gattungen des Kunſthandwerkes, insbeſondere der Schreiner,

Steinmetzen und Arbeiter in unedlen Metallen zur Anſchauung
bringen. Für Gold⸗ und Silberarbeiter war ja längſt in
anderweitigen Werken geſorgt.

Muſter, ſehr wenige ausgenommen, aus Werken des 13.
14. und 15. Jahrhunderts entnommen. Sie beginnen mit

den Elementen der Maaßverzierung und ſollen nach dem Vor-

worte des Herrn Reichensperger ein Verſuch zu einer „von
der Formlehre bis in die Syntax hinein allmälig fortſchreiten-
den Sammlung“ ſein. Demnach finden wir in Band I.: Maaß-
werkconſtructionen; verſchiedene blatt⸗ und blumenförmige Or-
namente in Stein und Holz, Kragſteine und Auskragungen;
Schlußſteine und Kapitäler (Stein und Holz); Strebepfeiler,
Fialen und Waſſerſpeier, Figurengehäuſe, Baldachine, (Stein,
Holz und Metall) und Giebelbekrönungen; Bänder, Schloß-
decken, Schlüſſel, Ringe, Griffe und Thürbeſchläge, Gitterwerke,
Wetterfahnen und Thurmkreuze. Band II. gibt vorwiegend
größere Werke: Altäre (aus Marburg, Frankenberg, Soeſt,
Cismar in Holſtein), ſteinerne Candelaber, eine Ewiglicht-
Säule (aus Biengen), Kronleuchter und Leuchter, 14 Ta-
bernakel, darunter das broncene in St. Martin zu Lübeck;
Taufbecken, Kanzeln, und eine Reihe von Portalen und Pforten.
Da wegen der großen Anzahl von Abbildungen nicht überall
vollſtändige Aufriſſe gegeben werden konnten, ſo ſind doch Grund-
riſſe, Durchſchnitte, Profile, und einzelne Details beigefügt, aus
denen ſich der ausführende Meiſter hinlänglich orientiren kann.
Auch geben die beigefügten „Erläuterungen“ noch prak-
tiſche Fingerzeige für die Ausführung. Sämmtliche Tafeln
ſind in Zeichnung und Ausführung vortrefflich.

Aus früherer Zeit bringen wir als ſehr empfehlenswerth

in Erinnerung:

— Der volltändige Titel iſt: Gothiſche Entwürfe; eine Sammlung von. 0 ö
lichen Kunſtwerth. — — Auch iſt es nicht rathſam, alte ſil-

Entwürfen in gothiſchem Style, namentlich zur Ausſchmückung des Innern
unſerer Kirchen, nebſt einer Collection von Grabmonumenten ze.

Borromäus⸗Vereins für 1½¼½ Thlr. zu beziehen. —

S

Denn

Hat Herr Statz in den früher
veröffentlichten „gothiſchen Entwürfen““) meiſt eigene Compo-
ſitionen gehoten, ſo ſind die hier vorgelegten wahrhaften

Bonn
1854—61. Heft 1—10. Preis je 2 Thlr. Von Mitgliedern des Karl-

2) Fingerzeige auf dem Gebiete der kirchlichen Kunſt
von Aug. Reichensperger, nebſt 31 Tafeln mit 125 Ab-
bildungen (aus allen Zweigen der kirchlichen Kunſt). Leipzig
bei J. O. Weigel 1854.
3) Die Kunſt im Dienſte der Kirche; ein Hand-
buch für Freunde der kirchlichen Kunſt von G. Jakob, nebſt
einem Titelbilde und 12 Tafeln (mit zahlreichen Abbildungen).
Landshut 1857. ö

4) Praktiſche Erfahrungen, die Erhaltung, Aus-
ſchmückung, Ausſtattung der Kirchen betreffend, 2. Aufl. Pa-
derborn 1859. Preis 36 kr.
Aus dem letztern ungemein inſtructiven Büchlein theilen
wir hier etwas aus dem Schlußparagraphen »Alter Plun-
der“ überſchrieben zu beſonderer Beachtung mit:
»Es gereicht mir immer zu ganz beſonderer Freude, wenn
ich beim Beſuch einer alten Kirche nach langen Fragen endlich
herausbringe, daß es in oder an derſelben auch „eine alte
Rumpelkammer“ gibt, »in welcher ſich nur alter Plunder
befindet.“ Denn wenn man alle Schränke und Kiſten und Kaſten
und andere Behälter nach Kunſtſachen forſchend, vergebens
durchſucht hat, dann kann man hundert gegen eins wetten,
daß dieſe alte Rumpelkammer gerade das enthält, was man
ſucht. Bald findet man dort ein uraltes Crucifix aus roma-
niſcher Zeit, bald eine oder mehrere Statuen aus der gothi-
ſchen Kunſtperiode; in einer Rumpelkammer liegt ein altes,
kunſtvoll gearbeitetes Rauchfaß, in der andern eine gothiſche
Monſtranz oder ein kupfernes Ciborium, Leuchter, Lampen u.
A. Solche Sachen ſucht man gewöhnlich vergebens hinter
Schloß und Riegel, namentlich in Kirchen, wo die Mittel hin-
reichten, um mit der herrſchenden Mode gleichen Schritt hal-
ten zu können. Da werden die modernen, geſchmackloſen Ge-
räthe ängſtlich verwahrt, während das Werthvolle, kunſtvoll
gearbeitete unbeachtet und oft leider verſtümmelt in der Rum-
pelkammer liegt, wenn es nicht aus Silber gemacht iſt.
Findet man in den Rumpelkammern auch nicht immer Sa-
chen von Kunſtwerthe, ſo doch folche, die nicht ohne Werth
ſind. So fand ich noch vor drei Tagen in einer ſolchen Kam-
mer eine Caſel in einer Kiſte zwiſchen allerlei Lumpen, welche
aus ſehr ſchönem grünen Damaſt gemacht und beſſer war,
als irgend eine andere in der betreffenden Kirche. Oft liegen
an einem ſolchen Orte ganze Haufen von Paramenten, unter
denen ſich gewöhnlich mehrere Caſeln finden, deren Vordertheil
beſchädigt iſt. Läßt man eine ſolche Caſel waſchen oder auf-
färben und verwendet das Kelchvelum zur Ausbeſſerung der
ſchadhaften Stellen, ſo erhält man eine Caſel, die dauerhafter
und beſſer iſt, als zwei andere neue, die aus Lyoner Flitter
beſtehen. Leider haben oft Sachen dieſer Art ſeit einem oder
mehreren Menſchenaltern an einem feuchten Orte gelegen und
ſind dann größtentheils vermodert; aber die zumeiſt ächten
Borden auf denſelben haben dann noch ſo viel Werth, daß da-
für eine oder mehrere Caſeln angeſchafft werden können.
Zuweilen habe ich Sachen dieſer Art, die längſt aus dem
Kircheninventar geſtrichen waren, für den doppelten Metall-
werth angekauft, ſie reſtauriren laſſen und gegen Erſtattung
der Auslagen armen Kirchen überlaſſen. — Und wenn auf
dieſe Weiſe die alten Sachen überall hervorgezogen und reſtau-
rirt würden, ſo könnte mancher armen Kirche und Miſſions-
ſtation geholfen werden. Mir will das nicht mehr gelingen,
weil man gewöhnlich glaubt, Gegenſtände, welche ich für den
genannten Zweck zu bekommen ſuche, hätten einen außerordent-

berne Kelche oder Ciborien einſchmelzen zu laſſen; denn manche
derſelben haben bedeutenden Kunſtwerth u. ſ. w.. ö

Verantwortliche Redaetion: Stephan Braun — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg.
 
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