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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 9 (September 1862)
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Cprinliche

Aunſtblätter

riſtlichen Kunſtvereins der Erzdiüreſe Freiburg.
„Geilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 9.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

September 1862.

I. Aus der Rede des Herrn Prof. Dr. Corn. Gock
über den Aachener Dom in der dritten Sitzung der XIV. General⸗Ver-
ſammlung der kathol. Vereine Deutſchlands vom 11. September 1862.

der Einleitung hob der Redner hervor, daß die ge-
waltige Bewegung auf dem kirchlichen Gebiete der Gegenwart
einerſeits viel Abſchreckendes, anderſeits aber auch viel Troſt-
reiches und Erhebendes darbieten. Es handle ſich nicht, wie

—in älteren Perioden, um die abweichende Auffaſſung einzelner

„Glaubenslehren, nicht um die Gränzbeſtimmung zwiſchen geiſt-
licher und weltlicher Machtbefugniß; die Grundlagen des chriſt-

lichen Glaubens ſeien in Frage geſtellt, ebenſo wie dem Offen-

barungsglauben ſei dem Fortbeſtande der chriſtlichen Kirche die
Fehde geſchworen. Allerwärts aber, wo noch das Bewußtſein
der Hülfsbedürftigkeit unſerer Natur, wo noch der Glaube an
die chriſtliche Erlöſung in den Herzen wurzele, wo noch die
Verheißungen des Heilandes den Gläubigen als Leitſterne vor-
leuchten vor Allem da, wo das katholiſche Bekenntniß das gei-
ſtige Leben beherrſcht und durchdringt, trete dem verblendeten
Haſſe, dem läſternden Hohne, der unfruchtbaren Verneinung
die liebesfreudige, opferwillige That entgegen. *
Der Redner überſchaute ſodann die außerordentliche, von

dem Mittelpunkt der katholiſchen Kirche fortwährend ausgehende

Tuhätigkeit; warf einen Blick auf den Aufſchwung der Wiſſen-
ſchaft, die unermüdeten Anſtrengungen der, auch dem Marter-

tod entgegenziehenden Miſſionäre, der von Land zu Land durch
die Schrecken des Krieges und der Zerſtörung pilgernden barm-
herzigen Schweſtern, auf die wetteifernden Bemühungen der

bildenden Künſte, welche die älteren Denkmale des chriſtlichen
Glaubens in würdiger Verjüngung herſtellen und neue, faſt
ebenbürtige Werke ihnen anreihen. —
Der Redner erinnert ſodann die aus der Ferne herbeige-
zogenen Anweſenden, daß, an dem Ziele ihrer Pilgerſchaft an-
gelangt, ſie es gewiß als ein frohes Vorzeichen empfunden hätten,
daß von dem Giebel eines neuen Kirchenbaues ihnen das reine

Banner unſerer lieben Frau einen wahrhaft engliſchen Gruß

zugeweht habe. Als ſie ſodann zum gemeinſchaftlichen Gebet
die Schwelle des karolingiſchen Domes überſchritten, ſei ihr

Gemüth noch tiefer ergriffen und bewegt worden, als in
hender Verjüngung die ernſte Halle des taufendjährigen Baues

*


blü-

ſie umfangen habe. Sie waren ſich bewußt, daß in ſeinen wei-

ten Marken das Vaterland keine heiligere Stätte in ſich ſchließe,

als diejenige, welche ſie betreten; ſie haben erwogen, daß ein
Jahrtauſend hindurch die höchſten Herrſcher der Chriſtenheit an

dieſer Stelle einen feierlichen Bund mit Gott, ſeiner heiligen
Kirche und dem deutſchen Volke gelobt haben; daß von dem

Beſtande, von der Verletzung dieſes Bundes, alles Große und
Hohe, alles Verhängnißvolle und Verderbliche ausgegangen,
das unſer Volk erfahren.
Die engen Beziehungen dieſer heiligen Stätte zu dem Wohl

und Wehe unſeres Geſammtvaterlandes hat lebhaft Euer Ge-

müth aufregen müſſen. Von den Erwägungen der Vergangen-

heit ſei der geiſtige Blick der Betrachtenden nothwendig fort-
geleitet worden zu den Fragen der Gegenwart, zu den Räth-

ſeln der Zukunft, an deren Schwelle wir mit tiefer Erregung
ſtehen; und heiße Gebete für das Wohl aller dentſchen Stämme
und ihrer Fürſten ſeien zu Gott dem Allmächtigen emporge-
ſtiegen. Der Antheil an dem Denkmale, das dieſe ernſten und
erhebenden Betrachtungen geweckt, ließe deßhalb, ſo meinte der
Redner, erwarten, daß eine gedrängte Darlegung der Verhält-

niſſe und der leitenden Ideen, unter deren Einfluß der Karo-
lingiſche Dom vollendet worden, ſowie ein Ueberblick ſeiner
ferneren Geſchichte für die feſtlichen Tage, welche die Anwe-

ſenden vereine, angemeſſen erſcheinen werde.
Auf der Mittagshöhe ſeiner Laufbahn und ſeines Ruhmes
angelangt, erbaute der Kaiſer die Pfalz, auf deren Trümmern
wir tagen, und die Kirche, die allen Stürmen und Wechſelfäl-
len der Folgezeiten ſiegreich getrotzt hat. ö
Dieſer Kirchenbau ſei gleichſam der ſichtbare Schlußſtein
des von Karl errichteteten Rieſenwerkes geweſen; er dürfe in
gewiſſem Betracht als das Symbol des Höchſten und Größ-

ten gelten, das er gewollt und errungen.

Der Redner erinnert jetzt daran, daß die Regierung Karls

d. Gr. in zwei ganz verſchiedene und geſchiedene Perioden zer-

falle. Während der erſtern ſehen wir den Erben eines der

thatkräftigſten Heldengeſchlechtes auf den von ſeinen Ahnen vor-
gezeichneten Bahnen kämpfen und fortſchreiten während der
 
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