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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 10 (Oktober 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0038
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Chrifliche

Kunſblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtuereins der Erzdiüteſe Freiburg.
SGeilage zum Freiburger Kirchenblat.))

Nro. 10.

IJ. * Paramenten-Vereine.

Schon bei Abfaſſung der Statuten des chriſtlichen Kunſt-
vereines wurde auf die Betheiligung des Frauengeſchlechts an
demſelben reflektirt, indem zum § 4 der Satz aufgenommen
wurde: „Wegen der Bedeutung weiblicher Arbeiten für die
kirchliche Kunſt iſt der Beitritt von Frauen wünſchenswerth.“
Es war demnach von Vorneherein die Abſicht des Comités,
nicht etwa blos zahlende Mitglieder aus dem Mannesgeſchlecht
zu gewinnen, ſondern auch Anlaß zu geben, daß ſich
weibliche Hände mit Verfertigung von Paramenten, namentlich
der Weißſtickerei abgeben, und ſo thätigen Antheil an der Aus-
ſchmückung der Kirchen nehmen. Am beſten dürften dieſe Ab-
ſichten des Kunſtvereines befördert werden, wenn da und dort
»Paramentenvereine ſich conſtituiren würden. Es kommt hiebei
weniger auf eine große Anzahl von Mitgliedern, als vielmehr

darauf an, daß es ſolche ſind, welche ſich dazu verſtehen, nach

den Grundſätzen und Muſtern des „Kirchenſchmucks“ zu
arbeiten. Sämmtliche Mitglieder, wenn ſie auch ſonſt ſchon in
Verfertigung feinerer weiblicher Arbeiten bewandert ſind, müſ-
ſen den guten Willen mitbringen, die Kirchenſtickerei erſt zu
lernen. Ein ſolcher Paramentenverein muß nothwendig unter
der Direction eines kunſtverſtändigen Geiſtlichen ſtehen, welcher

die Anleitung gibt hinſichtlich der Verwendung des Stoffes,
der Farben, des richtigen Maßes und Schnittes, der ſtylge-
rechten Ausführung ꝛc. Die Mitglieder ſollten etwa einmal in

der Woche in einem beſtimmten Locale zuſammenkommen, um
gemeinſchaftlich arbeiten, ſich gegenſeitig verſtändigen und be-
ſprechen zu können. Dieſe Zuſammenkünfte bieten dann dem

Vorſtande Gelegenheit, die nöthigen Unterweiſungen und Be-

lehrungen zu geben. Vielleicht kann der Verein auch Perſonen

in Dienſt nehmen, die ſich ausſchließlich mit Paramentenſticke
reien beſchäftigen, wodurch dann nicht blos die chriſtliche Kunſt

befördert, ſondern dieſen ſelbſt ein Nahrungszweig verſchafft
wird. Dadurch würde der Verein in die Lage geſetzt, Beſtel-
lungen und Aufträge in größerem Umfange annehmen zu können.
Was den zu verarbeitenden Stoff betrifft, ſo möge man
ſich lediglich an den von Caſaretto in Crefeld halten. Wenn

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

October 1862.

die Mitglieder monatlich Beiträge in die Kaſſe legen, ſo wird

man Mittel zuſammenbringen, um arme Kirchen mit Para-

mentenſtücken ausſtatten zu können. In einigen Städten beſte-
hen Vereine unter Anſchluß an die Bruderſchaft vom allerhei-

ligſten Altarsſacrament. Es gibt aber auch einfache Frauen-
vereine. Ob man dieſe oder jene Form wählen ſoll, wird von
dem Willen der Mitglieder und den örtlichen Verhältniſſen
abhängen. Ich meine, man ſoll dieſes lediglich den Mitgliedern
freiſtellen. Auch das mag als offene Frage betrachtet werden,
ob die verſchiedenen Vereine in einen organiſchen Verband
mit einander treten ſollen. Immerhin wird man bisweilen das
Bedürfniß fühlen, ſich Raths zu erholen und beſonders wegen
guter Seide, Faden u. ſ. w. Nachfrage halten müſſen. Man
wird ſich nämlich bald überzeugen, daß es nothwendig iſt, die
—— Quellen für gutes und brauchbares Material aufzu-
inden. —
Ich begnüge mich mit dieſen wenigen Andeutungen über
Gründung von Paramentenvereinen, dem Eifer der frommen
Frauen das Weitere überlaſſend. Es bedarf wohl für dieſelben

nicht vieler Beweiſe, um es ihnen nahe zu legen, daß ſie auf

dem Gebiete der chriſtlichen Kunſt nicht nur eine für ſich edle
Beſchäftigung finden, ſondern auch eine nützliche Wirkſamkeit
für die Kirche entfalten können. .
Schon im Jahre 1857 iſt in der außerordentlichen Bei-
lage Nro. 26 des „Kirchenblattes“ ein Aufruf ſpeciell an die
Frauen und Jungfrauen Freiburgs gerichtet erſchienen, um
zur Gründung eines Paramentenvereines aufzumuntern. Da
dieſe Anſprache dem Frauenherzen die Motive zu ſolchen Be-
ſchäftigungen nahe legt, ſo glauben wir den Leſerinnen der
„Kunſtblätter“ einen Gefallen zu erweiſen, wenn wir dieſelbe
hier nochmals abdrucken laſſen. ——.
„Der Beitritt von frommen Frauen und Jungfrauen zu
dem in's Leben getretenen chriſtlichen Kunſtverein iſt ein wah-

res Bedürfniß. Wie in der Welt, ſo ſind wir Männer auch

in der Kirche zu vielen Dingen durchaus untauglich, weil
ſie in das Bereich der Frauen gehören. Was wollte unſer.
Eines mit Leine, Wolle, Seide, mit Schnitt und Verzierung,
Nadel und Stickerei n. ſ. w. anfangen? Die Beſchaffung der

ganzen Gewandung des Prieſters iſt Sache des frommen
 
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