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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 11 (November 1862)
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Chrinliche Kunſtbläͤter

Organ des ahriſtlichen Annſtvereins der Erzdiöreſe Freiburg.
— eilage zum Freiburger Kirchenblatt.) —

Nro. 11. Dbomine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

I. * Ueber die Gehandlung der innern Kirchenwände
zur Abwehr der geiſt- und geſchmackloſen Glatttüncherei.

Soweit Nachrichten in das Alterthum hinaufreichen, hat
die Kirche mit ihren Gotteshäuſern höhere Begriffe verbunden,
als die eines bloßen Abſchluſſes und Schutzes gegen äußere

Aimgennn em een, Dienten auch einzelne Theile der

irchenbauten vorherrſchend dem letztern Zwecke, ſo finden wir

doch das Bemühen, deren innere Seiten zugleich für höhere

Bedeutung und dadurch für die höhere Beſtimmung des Gan-

zen zu gewinnen.

Davon zeugt ſchon die Thatſache; daß die während der

Verfolgungen in den erſten Jahrhunderten chriſtlicher Zeitrech-
nung zu gottesdienſtlichen Handlungen benützten Cubicula der
Cömeterien (Begräbnißſtätten) regelmäßig bemalt ſind, wie
z. B. mehrere in dem Cömeterium des hl. Calixtus und der
hl. Agnes zu Rom; ja in dem erſtern finden ſich auch bloße
Grabkammern mit Gemälden. In der Beſchreibung der rö-

miſchen Katakomben von Spencer⸗Northeote a. d. E. ins

Deutſche überſetzt 3. Ausg. Cöln 1860 Seite 54 ff. werden

folgende bildliche Darſtellungen in jenen Katakomben erwähnt:

Chriſtus als der gute Hirt zwiſchen Bäumen und zwei

Schaafen ſtehend und ein drittes auf den Schultern tragend.
Zu beiden Seiten des Bildes iſt Daniel zwiſchen den Löwen,
und die drei Jünglinge im Feuerofen abgebildet. In

der Mitte eines Deckengemäldes Chriſtus mit zwei Per-

geam entroblen die wohl die beiden Teſtamente vorſtellen ſol-
en.
als Vorbild der Auferſtehung Chriſti wie wunderbarer Befreiung
von Leiden; die Auferweckung des Lazarus; Noe in
der Arche, mit der Taube, welche den Oelzweig bringt; Mo-
ſes wie er ſich die Schuhe auszieht oder wie er auf den Fels
ſchlägt, und den Kindern Israels in der Wüſte Waſſer ver-
ſchafft, als ſymboliſche Darſtellung der Gnade, die uns von
Chriſtus, dem Felſen, durch das Sacrament der Buße mitge-
theilt wird. Ferner Darſtellung eines Mannes, der einen Fiſch

fängt (Apoſtel) oder eines bloßen Fiſches, der Chriſtus oder
auch die Taufe bedeutete, oder eines Fiſches mit einem
rodkorbe auf dem Rücken; wiederum einen Gichtbrüchi-

gen, der ſein Bett davon trägt, das Bußſacrament verſinnbil-

An andern Stellen die Geſchichte des Propheten Jonas

dend, den Sündenfall der Stammeltern und den gläubigen
„Gehorſam Abrahams; die Anbetung des Heilands durch die
Weiſen aus dem Morgenlande u. m. A. x

Vergegenwärtigen wir uns ſodann die älteſten noch erhal-

tenen chriſtlichen Kirchen, die Baſiliken; ſo erhielten dieſe

mittelſt der Zufſammenſetzung ihres Raumes durch drei Schiffe,
ſowie mittelſt der Säulen, welche dieſe Schiffe trennen und die

hohen Theile des Mittelſchiffes tragen, eine bedeutſame Be-

lebung der größern Theile. Dagegen vermochte die flachen

Schlußmanern des hohen und der Nebenſchiffe zwiſchen den

Fenſtern die damalige Baukunſt noch nicht in verwandter Art
lebensvoll zu geſtalten. Hier nun ſuchte man die Leerheit zu
beſeitigen und die Wände zu vergeiſtigen durch Moſaik⸗Ge-

mälde, die bekanntlich durch Zuſammenſetzung verſchiedener

durch Natur oder Kunſt gefärbter Steine gefertigt wurden. Und
dieſe eigneten ſich um ſo beſſer zu monumentaler Malerei, in-
dem ſie ja mit dem Producte der Architectur dem Stoffe nach
verwandt waren.*) Dabei lag noch Etwas in der Technik wie
im Stoffe dieſer Malerei, was ihre Anwendung auf die Kirche
beſonders empfehlen mußte. In hohen Räumen und großen
Dimenſionen hat ſie ſogar entſchiedene Vorzüge vor den Werken
des Pinſels. Die Friſche und der Glanz ihrer nie dunkelwer-

denden Farben, die Dauerhaftigkeit und Aehnlichkeit des Ma-

terials mit dem, was der Architektur zu Gebote ſteht, bieten
weitere Vortheile; und wenn ſie auch an und für ſich der Far-

benmalerei nachſteht, ſo verbindet ſie ſich doch mit den architec-

toniſchen Werken zu einem homogenen Ganzen. Wer jemals
die St. Marcuskirche in Venedig ſah, wird dem hier
Geſagten alsbald beipflichten. (Fortſetzung folgt.)

II. Was iſt in Sachen der Parameute weiter zu thun ?

Der Verfaſſer der Artikel über Paramente und Paramentenver-

eine hat in Nro. 7, 8 und 10 dieſer Blätter es ſich in höchſt dan-
kenswerther Weiſe angelegen ſein laſſen, die Bedeutung dieſes

Gegenſtandes aber aych die Förderung deſſelben Allen, die da-
bei betheiligt ſind, recht warm an's Herz zu legen. Er ſeiner-

*) Vgl. Beiträge zur Wiederbelebung der monumentalen Malerei, Ver-
einsgabe des würtemb. chriſtl. Kunſtvereins für 1857—59. Stuttg. 1860

November 1862.

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