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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 3.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.6485#0045
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. .

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

November 186i.

gen, Goldrahmen an Spiegeln, Bildern rc. am beſten aus,
denn die Complementärfarbe zu Gelborange (Goldfarbe) iſt
bläulicht, und ſo liefern die Vergoldungen einen Farbenzuwachs
für die blauen Tapeten und umgekehrt. Wer dagegen in ein
grüntapezirtes Zimmer gelbe Meubles ſtellt, wird finden, daß
ſie ſich gegenſeitig in den Farben ſchaden, denn das Gelblichte
ſtrahlt bläulicht aus, es kommt alſo Bläuliches zum Grünen
und verderbt letzteres. Oder wer in ein rothtapeziertes Zim-
mer violette Meublesſtoffe wählt, verdeckt deren Farbe ſelbſt,
indem das Rothe grün ausſtrahlt, die grüne Farbe aber das
Violette der Meubles in ein ſchmutziges Bläulicht verwandelt.
Was von größeren Partien und größeren Zuſammenſtellungen
gilt, gilt auch von kleineren Nebeneinanderſtellungen, z. B. in
Betreff der zuſammenzuſtellenden Farbe einer geſtickten Stola.
Vortrefflich wird ſich hier z. B. Goldſtickerei auf blauem oder
violettem Grunde ausnehmen, während Goldſtickerei nur dann
mit Glück auf grünem Grund angewendet werden kann, wenn
man ein röthlichtes Gold wählt, denn nur roth und grün paſ-
ſen zuſammen. Daraus ergibt ſich aber auch, daß bei Sticke-
rei goldener Blumen ein ins Rothe ſpielender Goldfaden, zu
den Blättern aber eine ins Blaue ſpielende Seide anzuwenden
iſt. — Zu leichtern Ueberſicht erlauben wir uns die nach-
ſtehende Farbenſcheibe mitzutheilen, welche ſo eingerichtet iſt,

I Die paſſende Buſammenſtellung der Farben bei Kir-
chengewändern, ahnen, Ceppichen u. dgl.
Viele der verehrten Leſer haben gewiß ſchon praktiſch die
Bemerkung gemacht, daß gewiſſe Farben nebeneinander geſtellt
ſich durchaus nicht gut vertragen, ſondern gegenſeitig einander
ſchaden, die Wirkung ſchwächen und dem Auge unangenehm
ſind. Jedermann nimmt darum bei der Wahl ſeiner Kleider,
bei der Compoſition ſeines Anzugs auf harmoniſche Farben
möglichſt Rückſicht, und gewiß iſt es erlaubt, dieſe Rückſicht
auch in Betreff der Kirchenkleider u. dgl. zu erwünſchen, um
ſo mehr, als hier jeder Mißgriff wegen der Kraft und Stärke
der angewandten Farben um ſo greller und ſchreiender hervor-
tritt, abgeſehen davon, daß es ſich hier um große Summen
und lange Dauer handelt. Das Geheimniß der Farbenharmonie
iſt nun wohl wenigſtens den tüchtigeren Malern und Phyſikern
bekannt, und manche feinere Naturen haben, wenn auch keine
theoretiſche Kenntniß hierüber, ſo doch ein richtiges Gefühl für
Farbenharmonie. Uns aber möge erlaubt ſein, die Grund-
ſätze kurz anzudeuten, die hier maßgebend ſind und feſt im
Auge behalten werden müſſen. Oben an ſteht als erſter Satz,
aus dem alles Andere reſultirt, daß jede Hauptfarbe die ihr
entſprechende, zu ihr paſſende Complementärfarbe aus ſich ſelbſt
ausſtrahlen läßt. Roth z. B. läßt Grün ausſtrahlen und
umgekehrt; Gelb läßt Violett ausſtrahlen und umgekehrt;
Blau läßt Orange ausſtrahlen und umgekehrt. Daraus
folgt als zweiter Hauptſatz: wenn zwei ſich gegenſeitig com-
pletirende Farben nebeneinander geſtellt werden, ſo erhöhet je
die eine die Wirkung der andern, jede verſchönert die andere
und macht ſie kräftiger. Wenn z. B. in ein grüntapezirtes
Zimmer Meubles mit rothem Stoffe geſtellt werden, ſo har-
moniren beide Farben vortrefflich zuſammen, und jede wird
ſchöner als ſie an ſich ſelbſt iſt, denn die rothe Farbe der
Meubles läßt Grün ausſtrahlen und bereichert und erhöht
damit die grünen Tapeten; letztere dagegen laſſen Roth aus-
ſtrahlen und ſteigern damit das Roth der Meubles; ferner: in
einem blauen oder bläulichem Zimmer nehmen ſich Vergoldun-

daß je die direkt einander entgegenſtehenden Farben zu einander
complementär ſind, z. B. Grün und Roth, und darum am
paſſendſten zuſammengeſtellt werden können. Was dagegen auf
der Scheibe nebeneinander ſteht, paßt nicht zu einander, z. B.
Gelb und Grün, darum muß, wenn Gold und Grün zu ver-

*) Von Prof. Dr. Hefele in Tübingen aus: ,,Beiträge zur Kirchenge-
ſch ichte, Archäologie und Liturgik' 11. Bd. S. 249- 251.
 
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