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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0011
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 89.

Domine ilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

März 186s.

J. Plan zur Ausſtellung kirchlicher Atenſilien und Kunſt-
gegenſtände in Freiburg.

herumgehenden Hauſirer ſeine ſchlechte Waare abnehmen. Daß
die Kirchen und Stiftungen in Folge deſſen von manchen
Schädigungen in Zukunft bewahrt bleiben müſſen iſt klar. Bei
weitem den größten Vortheil dürften aber die Künſtler, Hand-
werker und Gewerbsleute davon tragen; denn hier finden ſie
Gelegenheit, nicht nur gute alte Muſter zu Geſicht zu bekom-
men, ſondern auch ihre eigenen Arbeiten und Fabrikate einem
großen Publikum auf einmal zur Prüfung, Beurtheilung und
Anerkennung vorzulegen und ihre Werkſtätte zu empfehlen.
Der Verdienſt wird ſein Lob, die Strebſamkeit nach einem guten
kirchlichen Style wird eine Aneiferung und Aufmunterung. Ja
manche ſchöne Arbeit wird vielleicht ſogleich Abſatz finden oder
zu Beſtellungen Anlaß geben. Auch Winke und Belehrungen
können gegeben perden, die einem nach ächtem Style ſtrebenden
Künſtler und Arbeiter nur erwünſcht ſein können.
Dagegen wird auch über das unächte Fabrikat, den ſchlech-
ten Styl und die Geſchmackloſigkeit das Urtheil geſprochen wer-
den. Nach der Ausſtellung ſoll eine Darſtellung derſelben und
eine Kritik der neuen Produkte folgen. Es ergibt ſich von ſelbſt,
daß die Ausſtellung in zwei Haupt-Abtheilungen zerfal-
len wird. Die erſte Abtheilung wird nemlich enthalten die al-
ten Kirchenutenſilien im romaniſchen und gothiſchen Style, der
Zopf bleibt ausgeſchloſſen. Da der chriſtliche Kunſtverein die
Tendenz hat, auf die Wiedererweckung der Kunſtfertigkeit in den
kirchlichklaſſiſchen Formen hinzuwirken, ſo begreift man, daß
wir in dieſer Abtheilung nur Muſter der beiden genannten
Style und ſoweit uns möglich von jeder Gattung von Utenſi-
lien ausſtellen werden. An dieſen ſoll ſich ja das Handwerk
und der Geſchmack bilden. Weil wir aber mit der Ausſtellung
keinen Pomp treiben, ſondern nützlich ſein wollen, ſo ſehen wir
weniger auf eine große Zahl, als vielmehr auf eine hinlängliche
Auswahl guter Exemplare, ſoweit wir eben dieſelben aufzutreiben
in den Stand geſetzt werden. Hier kommt eben das Meiſte
auf die Mitwirkung der Kirchen, Stiftungen und
Privaten an, die im Beſitzſolcher Gegenſtände ſich be-
finden. Wir hoffen zu ihrem guten Willen, daß ſie uns möglichſt
unterſtützen werden und zwar um ſo mehr, als der Verein für die
Bewachung und Erhaltung der Gegenſtände Sorge tragen wird.
Jetzt ſchon bitten wir die Kirchen- und Stiftungsvorſtände, ſowie
Privaten recht dringend, die bei ihnen vorhandenen muſtergilti-

Wir zweifeln nicht, daß die in der vorletzten Nummer die-
ſer Blätter in Ansſicht genommene Ausſtellung kirchlicher Utenſi-
lien und kirchlicher Kunſtgegenſtände bei allen Freunden und
Förderern der chriſtlichen Kunſt und namentlich auch den Künſt-
lern und Kunſthandwerkern ungetheilten Beifall gefunden haben
wird. Schon längſt haben ſich auf dem Gebiete der Jnduſtrie,
des Gewerbes, Ackerbaues n. ſ. w. die von Zeit zu Zeit wie-
derkehrenden Ansſtellungen ihrer Produkte als ein ſehr förder-
liches Mittel zur Hebung dieſer Jntereſſen erprobt; wir glau-
ben deßhalb auch, daß die Anwendung deſſelben Mittels auf
dem Gebiete der kirchlichen Kunſt einen ähnlichen Erfolg haben
muß. Bei der kirchlichen Kunſt ſind drei Betheiligte beſonders
intereſſirt: die kirchliche Liturgie, das Kirchenvermögen und die
Künſtler, Handwerker, Gewerbsleute. Ueber den Stoff, die
Form, die Einrichtung u. ſ. w. kirchlicher Utenſilien exiſtiren
beſtimmte dem Zweck der Cultgegenſtände und dem Geiſte der
Kirche entſprechende Vorſchriften. Es muß verlangt und darauf
beſtanden werden, daß bei Anfertigung ſolcher Gegenſtände
von Seite der Künſtler, der Handwerker und Gewerbsleute
dieſe Vorſchriften reſpectirt und eingehalten werden. Das
Bekanntwerden mit alten und neuen guten Muſtern wird zur
Verbreitung dieſer Kenntniß weſentlich beitragen, den richtigen
Kunſtſinn und den guten Geſchmack fördern helfen.
Auch der Nutzen, den die Kirchen und Stiftungen aus einer
ſolchen Ausſtellung davon tragen, dürfte ohne lange Ausfüh-
rung einleuchtend ſein. Wie viel ſchlechte Waare iſt ſchon, um
theueres Geld verkauft worden? Hier findet man dann aber eine
Auswahl, hier kann man die Kunſtarbeiten der verſchiedenen
Werkſtätten vergleichen, hier kann man die nach kirchlichem Style
ſtrebſamen, die guten, ſoliden Künſtler und Handwerker kennen
lernen. Man weiß dann, wenn man in die Lage kommt,
Anſchaffungen machen zu müſſen, an wen man ſich zu wenden
hat. Hat man die guten, ſchönen, ächten Fabrikate durch den An-
blick lieb gewonnen, dann wird man ſich die Mühe nicht gereuen
laſſen, einige Zeilen aufzuſetzen, um ſich an einen weitern ent-
ferntern Arbeiter zu wenden, wenn der nächſte nichts Ordentli-
ches zu leiſten vermag. Man wird dann auch nicht mehr jedem
 
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