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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0031
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen- Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 1.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

luguſt 186.

J. Die ſieben heiligen Sacramente.
Tableaux von Friedrich Overbeck.
(Von dem Künſtler ſelbft erklärt.)

(Schluß.)

5. Die Prieſterweihe.

Wie ſollten wir ihm unabläſſig danken, daß er ſeiner Heerde
Hirten beſtellt hat, denen er, der gute Hirte, ſich ſelber zum
Vorbilde gegeben, die er angewieſen hat, den Sünder mit
Barmherzigkeit aufzunehmen, gleichwie er, im Gleichniß vom
verlorenen Sohne, ſich ſelber als barmherzigen Vater gezeich-
net hat; auf daß wir allezeit in ſeiner Kirche uns wie im
Vaterhanſe fühlen möchten; und wenn wir das Unglück haben
ſollten, uns jemals von ihm durch die Sünde zu entfernen,
wir mit kindlichem Vertrauen zu ihm zurrückkehren, durch die
Prieſter als Männer der Barmherzigkeit ermuthigt würden.
Damit nun aber in der bildlichen Darſtellung Beides, näm-
lich ſowohl die Uebertragung des Hirtenamtes und der prieſter-
lichen Gewalt, als auch der Einigung aller unter dem Einen
gemeinſamen Oberhaupte anſchaulich erſchien, ſo iſt hier der
Gegenſtand gewählt worden, wie Paulus und Barnabas auf
göttlichen Befehl zu Antiochia die Weihe empfangen und zwar
zunächſt, weil in demſelben aufs klarſte die von Gott gewollte
Unterwerfung unter kirchliche Ordnnng und Gehorſam hervor-
leuchtet, welcher ſelbſt ein Paulus ſich nicht entzieht, der doch
unmittelbar von dem Herrn ſelber zum Apoſtelamte berufen
worden war und dann, weil dabei Petrus als oberſier Vor-
ſteher erſcheinen konnte, der zwar nicht ausdrücklich an dieſer
Stelle genannt wird, aber dcch wahrſcheinlich damals noch in
Antiochia war und mithin ſelber mit den Anderen die Weihe
mag vollzogen haben. Sollte aber Jemand die Anweſenheit
Petri in Antiochia zu jener Zeit in Zweifel ziehen, ſo möge
er ſich erinnern, daß es im Evangelium ſowohl als in der
Apoſtelgeſchichte nicht an vielfachen ſonſtigen Belegen für ſein
vom Herrn empfangenes und auch von ihm ausgeübtes Ober-
Hirtenamt fehlt, dem Maler aber einräumen, daß er ſich in
ſeinem Rechte befand, wenn er die Wahrſcheinlichkeit oder doch
Möglichkeit der Anweſenheit Petri's benützte, einen wichtigen
Gedanken, dem es nicht an hinreichender Begründung in der
hl. Schrift fehlt, auf dieſe Weiſe im Bilde auszuſprechen.
Als alt-teſtamentliche Vorbilder der erhabenen Prieſterwürde
aber erſcheinen unterhalb im Sockel dieſes Bildes, auf der einen
Seite aus der Zeit der Patriarchen Melchiſedek; auf der an-
deren, aus der moſaiſchen, Aaron; als Beweis, daß Gott zu
allen Zeiten ſeinen Verkehr mit den Menſchen durch Prieſter
vermittelt hat; durch Aaron und ſein Geſchlecht zwar nur anf

Alle dieſe Schätze des Heils aber ſollten dem Menſchen
nicht nur für die kurze Dauer eines Menſchenlebens verbleiben,
ſondern bis ans Ende der Welt allen Geſchlechtern zufließen,
und darum hat die Weisheit Gottes ſeine Barmherzigkeit über
uns wiederum auf eine neue Weiſe beſtättiget, und die Dauer
ſeiner Wahrheit für ewig uns geſichert dadurch, daß er ein
eigenes Sacrament angeordnet hat, das Sacrament der Prie-
ſterweihe, durch welches eben die Vollmacht, die er zunächſt
ſeinen Apoſteln ertheilt, ſeine Haushälter zu ſein, Hirten ſeiner
Heerde und Ausſpender ſeiner Geheimniſſe, nun auch durch ſie
auf Andere übertragen werden ſollte, und durch dieſe wieder
weiter und weiter auf alle kommenden Geſchlechter bis ans
Ende der Welt, und zwar in derjenigen geordneten Stufen-
folge, die er ſelber vorgezeichnet hat, indem er zunächſt zwölf
ſeiner Jünger zu Apoſtel erwählet, dann zwei und ſiebenzig
Jünger ausgeſandt, ſie alle aber mit der geſammten Heerde
ſei ner Gläubigen einem oberſten Hirten, dem Simon Petrus
zu weiden übergeben hat, damit ein Hirt und eine Heerde,
gleichwie ein Leib und ein Geiſt, ein Herr, ein Glaube, eine
Taufe, ein Gott und Vater aller, auf daß alle eins ſeien, wie
er ſelber, der Herr, beim letzten Abendmahl bezeuget, als er
ſagte: ,,Auf daß, gleichwie du, o Vater, in mir biſt, und ich
in dir, alſo auch ſie Eins ſeien in uns.-
Und o wie innig ſollten wir deßhalb allezeit die Weisheit
und Güte Gottes preiſen, der durch die Gliederung ſeiner Kirche
uns zu einem wunderbar geordneten Bau geeinigt hat, wie im
Geiſte der Eintracht und der Demuth vor Allem bedacht ſein,
dieſen Bau, ſo viel an uns iſt, aufrecht zu erhalten und ſeine
herrliche Ordnung nicht zu ſtören, was ohnehin Niemanden je
gelingen kann, weil er ewige Verheißung hat, und die ſich un-
terfangen ſie ſtören zu wollen, nur ſich ſelber die Verdammniß
bereiten, wider dieſen Bau aber, den die Hand des Herrn ſel-
ber auf unerſchütterlichem Felſengrunde errichtet hat, nichts
vermögen.
 
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