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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0049
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtverems der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 72.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

December 1867.

J. Der Düſſeldorfer Verein zur Verbreitung religiöſer
Bilder nach öjährigem Beſtehen.

ſchließlich auf Paris deutet (in Deutſchland gab es damals
beſonders zwei Fabriken, die würdig mit ihren pariſer Schwe-
ſtern rivaliſirten, in Prag und Gladbach; aus Deutſchland lie-
gen dem Schreiber dieſer Zeilen gerade einige Bilder aus ver-
ſchiedenen Fabriken vor, die zeigen, wie würdig letztere mit
ihren pariſer Schweſtern rivaliſirten) ſich vorhält, ſo begreift
man nicht, wie ſolche armſelige Erzeugniſſe, ſolche mit uns ſo
theuren Namen verſehene Fratzen, ſolche durch und durch welt-
liche Darſtellungen ſich den Namen ,,religiöſe Bilder'' uſurpiren
konnten, und wie es möglich war, daß das Publicum ſich ſol-
ches bieten ließ und ruhig ſein gutes Geld für dieſe elenden
Machwerke bezahlte.
Da trat, geſtiftet durch einige überhaupt um die Förderung
der religiöſen Kunſt hochverdiente Männer, der Düſſeldorfer
Verein auf und ſtellte ſich die große und ſchwere Aufgabe, der
unwürdigen Fabrication entgegenzuarbeiten, und durch Heraus-
gabe guter, in wirklich religiöſem Geiſte gehaltener und zugleich
künſtleriſch möglichſt vollkommen ausgeführter Bilder den Ge-
ſchmack des Volkes allmählig wieder zur wahren religiöſen
Kunſt hinzuführen und dadurch zur Förderung chriſtlichen Sin-
nes weſentlich beizutragen. Allerdings kann noch lange nicht
geſagt werden, daß der Verein in ganz zufriedenſtellender
Weiſe in dieſer Richtung Reſultate erzielt habe; hätte er mehr
thätige Theilnahme gefunden, wäre er nicht in vielen Gegen-
den noch faſt gänzlich unbeachtet geblieben, ſo hätte ſeine Wirk-
ſamkeit ganz leicht eine zehnmal größere ſein können. Und doch,
trotz aller Hinderniſſe, die er zu überwinden hatte, unter denen
das ſchwierigſte und hartnäckigſte die Gleichgültigkeit gegen ſeine
Leiſtungen war und iſt, haben jene 25 Jahre eines ſtillen und
ziemlich verborgenen, aber unermüdeten und opferwilligen Wir-
kens doch recht ſchöne und ſegensreiche Folgen gehabt. Die
Millionen guter und würdiger Bilder, die der Verein in dieſer
Zeit zur Verbreitung gebracht hat, ſehen wir dabei als das
minder Wichtige an; viel ſchwerer in die Wagſchale fällt die
Rückwirkung, die der Verein auf das ganze Gebiet der populären
religiöſen Kunſt gehabt hat. Einige Jahre noch verſuchte die
elende Fabrication ſich neben ihm zu halten, aber vergebens.
Die Düſſeldorfer Bilder drangen ins Volk, und das Volk mit
ſeinem richtigen Blicke ſah bald, daß die franzöſiſchen in keiner

Das in den Annalen der Kriegsgeſchichte für alle Zeiten
hervorragende Jahr 1866 iſt es geweſen, in welchem ein edles
und ſchönes Werk des Friedens das erſte Vierteljahrhundert
ſeines Beſtehens und ſeiner Wirkſamkeit erreicht hat. Der Düſſel-
dorfer Verein zur Verbreitung würdiger religiſer Bilder hat am
Ende des verfloſſenen Jahres ſeine 25. Lieferung herausgegeben.
Wenn er ſich während dieſer Zeit immer größere und begrün-
detere Anerkennung erworben und ſeine Wirkſamkeit in immer
weitere Kreiſe verbreitet hat, dann iſt es gewiß von allgemeinem
Jntereſſe, einmal einen Rückblick auf die erſten 25 Jahre des Ver-
eins zu thun, zu ſehen, was derſelbe in dieſem Zeitraume ge-
wirkt hat, und auf Grund dieſes Ergebniſſes zu fragen, was
derſelbe für die Zukunft zu thun habe, zugleich aber auch, was
für die Zufunft für denſelben gethan werden müſſe.
Wie alles Gute und Große, erging es auch dem genannten
Vereine: er fing ganz klein und ohne beſondere Hülfsmittel an,
und hatte ſich ſein Terrain Fuß für Fuß zu erkämpfen. Wenn
man heutzutage in einen Bilderladen geht und nach religiöſen
Bildern fragt, ſo hat man allerdings nur zu oft noch Urſache,
über den Ungeſchmack zu klagen, der im treuen Bunde mit geld-
ſüchtiger Speculation dieſes für die allgemeine religiöſe Bildung
des Volkes ſo wichtige Gebiet zum Theil noch occupirt; aber
das iſt ſicher, trotz dem wird man ſich keine Vorſtellung machen
können von dem Zuſtande dieſes Theiles der religiöſen Kunſt
vor dem Beginne des Düſſeldorfer Vereins, wofern man nicht
Gelegenheit hat, einige Exemplare wenigſtens der Fabricate, die
damals unter dem Namen: religiöſe Bilder'', ins Publicum
gebracht wurden und den Markt faſt ausſchließlich beherrſchten,
ſich als traurige Reliquien der Vergangenheit anzuſehen. Da-
mals herrſchte, wenigſtens in Bezug auf kleinere, zum Ver-
ſchenken oder zum Hineinlegen in die Gebetbücher beſtimmte
religiöſe Bilder im ganzen katholiſchen Europa der franzöſiſche
Geſchmack, und gewiß nicht der einẽs Flandrin oder auch nur
eines Imlé, ſondern der allergeſchmackloſeſte, der ſich nur den-
ken läßt. Wenn man ſolche vor 25 oder 30 Jahren zu vielen
Tauſenden verbreitete Bildchen, deren Heimathſchein faſt aus-
 
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