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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 9.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.7146#0023
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 102.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Juni 1870.

heirathet, ſeinen häuslichen Herd gegründet zu haben ſchien.
Jn intimer perſönlicher Berührung mit den ausgezeichneten
Männern, durch welche in den jüngſten Decennien Geſchichte
und Literatur in dieſen mit unſerer eigenen Geſchichte und
Wiſſenſchaft ſo vielfach verketteten Provinzen in erfreulichſter
Weiſe gefördert worden ſind, ſeit Anfang 1846 auswärtiges
Mitglied (Aſſocié) der kgl. Akademie in der der Literatur in
ihren Beziehungen zur Kunſt gewidmeten Claſſe, zu welcher
neuerdings neben ihm nur Schnaaſe, de Caumont, Gailhabaud,
Ravaiſſon und de Couſſemaker gehörten, arbeitete er jahrelang
in der Bibliotbèque de Bourgogne, die wohl kein Ausländer
gleich ihm kennen gelernt hat. Der Tod ſeiner Frau entfremdete
ihn Brüſſel, wo er ſich vereinſamt fühlte. ,,Es iſt für mich
eine beſondere Genugthuung'', ſchrieb er zu Ende 18ö0 an L.
C. Bethmann in dem erſten der ſpäter zu nennenden Briefe
über einen mittelalterlichen Geographen,,,Jhnen dieſe Arbeit
zu widmen, die meine Einſamkeit verſchönt, indem ſie die Er-
innerung an glücklichere, ſonnigere Tage weckt, indem ſie den
Genuß gemeinſamer Studien uud intimer Unterhaltung über
theils geplante, theils in der Ausführung begriffene wiſſen-
ſchaftliche Unterſuchungen auf's neue weckt, an einem Herde,
um welchen Sie, Hermann, Troß, Gioberti, Buchou, Ger-
hard, Oehler, Lerſch, van Haſſelt und andere willkommene
Gäſte ſich niederließen und den das unerbittliche Geſchick zerſtört
hat.'' Vielleicht zog es auch ihn, wie andere deutſche in den
Niederlanden anſäſſig gewordene Gelehrte, Ernſt Münch, Warn-
könig u. a., in vorrückendem Lebensalter wieder in die Heimath.
Längere Zeit verweilte er in Stuttgart, wo er u. a. zu Wolf-
gang Menzel in befreundete Beziehungen trat; dann ließ er
ſich gegen Ausgang der fünfziger Jahre in Freiburg nieder, wo
er Honorar⸗Profeſſor wurde und ein neues Ehebündniß mit
einer Badenerin knüpfte. Jn dieſer Stellung hat er bis an
ſein Lebensende gewirkt, als Lehrer durch ausgebreitetes und
gründliches Wiſſen, verbunden mit vollkommener Beherrſchung
des Gegenſtandes und fließendem Vortrag, anregend und an-
ſprechend, dabei unermüdet in der eigenen Fortbildung und der
Theilnahme an der literariſchen Bewegung, durch welche die
rege, bisweilen vielleicht zu unruhig lebhafte, Theilnahme an
den Beſtrebungen und Ereigniſſen ſo in dem ihm nun zur

l. C. P. vock.
Nekrolog von Alfred v. Renmont.
Am Abend des 18. October ſtarb zu Freiburg im Breisgau,
ſeit längerer Zeit leidend, aber nach kürzeſtem Krankenlager,
Profeſſor Cornel Peter Bock. Jn Aachen am 8. Juni 1804
geboren, einer geachteten und wohlhabenden Familie angehörend,
wurde er für die Univerſität ſorgfältig vorbereitet, und widmete
ſich zu Bonn und Heidelberg philoſophiſchen und philologiſchen
Studien. Die romantiſche Strömung, welche der Literatur der
nach langem Druck der Fremdherrſchaft dem geiſtigen Leben der
deutſchen Heimath wiedergegebenen, eigentlich damals erſt in
die weiter reichende literariſche Bewegung eingetretenen Rhein-
lande ihre vornehmſte Signatur gab, ergriff auch ihn, und
unter dem Namen Chriſtodor hat er zu Muſenalmanachen und
Zeitſchriften, deren mehrere verſucht wurden, ohne es zu längerm
Leben zu bringen, poetiſche Beiträge geliefert, welche die dem
innern Gemüthsleben zugewandte, dabei eifrig, aber nicht un-
duldſam, katholiſche Richtung verkündeten, der er ſein ganzes
Leben lang treu geblieben iſt. Nach Vollendung ſeiner akade-
miſchen Studien ging er nach Jtalien, wo er drei Jahre ver-
weilte und ſich vorzugsweiſe dem Studium des Alterthums, ſo
des claſſiſchen wie des chriſtlichen, widmete. Hier trat er auch
in nähere Beziehungen zu Eduard Gerhard und durch ihn zu
dem Jnſtitut für archäologiſche Correſpondenz, welches, wie man
weiß, mit dem Jahr 1829 in's Leben getreten, ſchon in ſeinen
erſten Zeiten die vielſeitigſte Thätigkeit und einen großen Theil
von Theilnehmern um ſich ſammelte. Gerhards perſönliches
Jntereſſe für Bock hat nie aufgehört; an den Jnſtitutsarbeiten
aber hat letzterer, ſo viel mir bekannt, keinen ſelbſtthätigen
Antheil genommen. Jn die Heimath zurückgekehrt, wurde er,
wenn ich nicht irre, im Jahr 1833 zum ordentlichen Profeſſor
in der philoſophiſchen Facultät der Univerſität Marburg ernannt
— eine Ernennung, welche Differenzen veranlaßte, deren Er-
örterung von geringem Jntereſſe ſein würde, die aber ſeine
Verzichtleiſtung auf beſagte Stellung zur Folge hatten. Eine
Reihe von Jahren hindurch privatiſirte er, anfangs in ſeiner
Vaterſtadt, dann in Brüſſel, ausſchließlich gelehrten Forſchun-
gen hingegeben. Für dieſe fand er ein reiches Feld in der bel-
giſchen Hauptſtadt, wo er, mit einer Tochter des Landes ver-
 
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